Fondsbranche will Riester ausweiten
jsc/arp Frankfurt – Die deutsche Fondsbranche dringt auf eine Aufweichung der Garantiepflicht in der staatlich geförderten Riester-Rente. Während bislang die eingezahlten Beiträge garantiert werden, sollte es künftig möglich sein, auch Produkte ohne diese Pflicht auf den Markt zu bringen, forderte Thomas Richter, Hauptgeschäftsführer des deutschen Fondsverbandes BVI, auf den 7. Investmentfondstagen der Börsen-Zeitung am Donnerstag in Frankfurt. Im Niedrigzinsumfeld sei eine Beitragsgarantie teuer erkauft und eine chancenorientierte Anlage in Aktien nur schwer möglich, erklärte er. Ein Verzicht auf die Pflicht zur Garantie könnte die Riester-Rente demnach attraktiver machen und somit mehr Menschen anziehen. “Wir müssen über die Garantie reden.”Mit seinem Vorstoß grenzte sich der Branchenvertreter vom Vorschlag der hessischen Landesregierung ab, die im März das Konzept einer “Deutschland-Rente” vorgestellt hat. So hatte sich unter anderem Finanzminister Thomas Schäfer (CDU) dafür starkgemacht. “Ich finde es durchaus bemerkenswert, dass die hessische CDU die private Altersvorsorge verstaatlichen will”, sagte nun Richter. Private Anbieter hätten bei einem solchen Standardprodukt leicht das Nachsehen, bei schwachen Aktienmärkten stieße das Instrument in der Bevölkerung leicht auf Ablehnung, argumentierte er. Neben der Altersvorsorge könne der Staat das Vehikel auch für andere politische Ziele nutzen. Um mehr Menschen zu erreichen, solle stattdessen die Riester-Rente ausgeweitet werden und beispielsweise für Selbständige zugänglich sein; darüber hinaus könnten komplizierte Zulagenanträge durch Einbeziehung der Finanzämter abgeschafft werden, schlug Richter vor.Zu Beginn des zweiten Konferenztages suchte der Präsident des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Achim Wambach, nach Antworten für den überraschend starken Rückgang der ZEW-Konjunkturerwartungen Anfang dieser Woche. Zwar sehe der Blick auf die wichtigsten Weltwirtschaften “fundamental betrachtet” noch ganz gut aus, aber die Nervosität sei gestiegen. Und Wirtschaft nähre sich nicht nur aus harten Fakten, sondern eben auch aus Erwartungen, so der Ökonom, der mehr die Politik als die Wirtschaft für die gestiegene Nervosität verantwortlich machte.—– Schwerpunkt Seite 4