Fondsgesellschaften kritisieren Vorstand
mic München
Der Unmut der Allianz-Aktionäre über den Umgang mit Entschädigungen für Anlageverluste in den Structured-Alpha-Fonds, für die die Allianz bisher 3,7 Mrd. Euro zurückgestellt hat, trifft den Vorstandschef Oliver Bäte auf der Hauptversammlung am 4. Mai mit voller Wucht. Die Fondsgesellschaft DWS hat sogar angekündigt, sich bei der Abstimmung über die Entlastung des Vorstands für 2021 zu enthalten. Manager Hendrik Schmidt begründet dies mit den anhaltenden Gerichtsverfahren rund um Structured Alpha. „Wir werden künftig genau beobachten, wie der Vorstand dieses Thema löst“, so der Senior Investment Stewardship Specialist.
„Verlässliche Kommunikation sieht anders aus, Herr Bäte“, erklärt auch Janne Werning, Leiter ESG Capital Markets & Stewardship bei Union Investment. Er will den Vorstand aber entlasten. Anfangs sei die Angelegenheit kleingeredet worden, dann habe die Allianz zurückrudern müssen: „Das hat Vertrauen am Kapitalmarkt gekostet.“
Ingo Speich, Leiter Nachhaltigkeit und Corporate Governance bei Deka Investment, schlägt in die gleiche Kerbe. Structured Alpha habe das Vertrauen in das Management in den Grundfesten erschüttert. Er spricht von chaotischer Überwachung und verkorkster Kommunikation: „Die Bemühungen des Teams um Herrn Bäte, am Kapitalmarkt Vertrauen aufzubauen, wurden innerhalb kürzester Zeit zunichtegemacht.“ Eine endgültige Klärung des Sachverhalts sei aus Investorensicht unabdingbar. Werning befürchtet, dass es für die Allianz noch wesentlich teurer werden könne, die Klagen aus der Welt zu schaffen, wenn sich der Verdacht der Marktmanipulation bei der Fondstochter AGI bewahrheite.
Bäte wird am Mittwoch laut Redetext, der vorab im Internet veröffentlicht wurde, wiederholen, dass man noch keine abschließenden Aussagen etwa zu möglichen Lehren für die Allianz als Organisation ziehen könne. Aufsichtsratschef Michael Diekmann wird erklären, das Kontrollgremium begleite die Aufarbeitung durch den Vorstand eng.
Lobend streicht Deka-Vertreter Speich heraus, dass die Allianz im Jahr 2021 unter Herausrechnung der Rückstellung für Structured Alpha eine sehr gute Eigenkapitalverzinsung von 14,9% erzielt habe: „In Kombination mit den kommunizierten Zielen des Kapitalmarkttags im Dezember 2021 stimmt uns dies zuversichtlich.“ Werning bewertet es positiv, dass Anstrengungen zur Kostensenkung und die anhaltenden Initiativen zur Verbesserung des operativen Geschäfts Früchte trügen.
Kunden meiden Allianz Direct
Deka und Union Investment kündigen an, dass sie gegen den Kapitalvorratsbeschluss stimmen (Tagesordnungspunkt 8). Unisono kritisieren sie, dass das Volumen überdimensioniert sei. Darüber hinaus stimmt Union gegen weitere Kapitalmaßnahmen und gegen die Ermächtigung zum Aktienrückkauf. DWS wendet sich gegen die Wiederwahl von Friedrich Eichiner in den Aufsichtsrat. Er habe zu viele Mandate.
Währenddessen verliert der Direktversicherer der Allianz weiter an Boden. Die Zahl der versicherten Autos sei im vergangenen Jahr um 11,6% auf 334661 gesunken, ist dem Geschäftsbericht zu entnehmen (siehe Grafik). Die Allianz Deutschland stagnierte 2021 bei 8,7 Millionen versicherten Fahrzeugen (ohne Direktgeschäft), inklusive Allianz Direct sank also die Bestandszahl der Allianz in Deutschland – und zwar im zweiten Jahr in Folge. Konkurrent HUK-Coburg steigerte den Bestand dagegen im Jahr 2021 um 3,3%.
Der Rückgang im Direktgeschäft wird im Allianz-Direct-Geschäftsbericht wie in den Vorjahren mit dem Verzicht auf den Vertrieb über Vergleichsportale begründet. Allianz Direct verfehlte damit auch die eigenen Ziele. Der Absatz im Neugeschäft sei schwächer als geplant gelaufen, heißt es. Im laufenden Jahr rechnet die Allianz Direct laut Prognosebericht mit einer Stabilisierung des Kfz-Bestands in Deutschland.
Die Bruttobeitragseinnahmen 2021 sanken um 17% auf 136 Mill. Euro. Das versicherungstechnische Ergebnis betrug –17 (i.V. –29) Mill. Euro. Der Solvenzbericht meldet einen Rückgang verdienter Beiträge (netto) um 26% auf 68 Mill. Euro.