Starkes Russland-Engagement

Frankreichs Banken im Schatten des Krieges

Der Ukraine-Krieg hat die Ergebnisse von Crédit Agricole belastet. Dagegen konnte die in Russland weit stärker exponierte Société Générale die Erwartungen dank der Marktaktivitäten übertreffen. 

Frankreichs Banken im Schatten des Krieges

wü Paris

Die Nummer zwei und die Nummer drei der börsennotierten französischen Banken haben Anlegern bei der Vorlage der Quartalsergebnisse ein Kontrastprogramm beschert. Während der Ukraine-Krieg die Ergebnisse von Crédit Agricole im Auftaktquartal belastete, lief es für Société Générale dank der Handelsaktivitäten besser als ge­dacht. Dabei gehört die Bank mit dem rot-schwarzen Logo zu den europäischen Finanzinstituten, die am stärksten in Russland exponiert sind. Sie hatte Mitte April als letzte der drei französischen Großbanken ihren Rückzug aus Russland angekündigt.

Tatsächliche Risiken niedrig

Allerdings ist die dadurch erwartete Belastung von 3,1 Mrd. Euro noch nicht in der Bilanz der ersten drei Monate enthalten. Dafür verdoppelte sich die Risikovorsorge von Société Générale wegen des Ukraine-Krieges mit 561 Mill. Euro. Bei Crédit Agricole SA (CASA) wiederum, der börsennotierten Einheit der gleichnamigen Bankengruppe, erhöhte sich die Risikovorsorge um 93 % auf 741 Mill. Euro. Als Vorsichtsmaßnahme nahm sie wegen des Krieges Rückstellungen über rund 600 Mill. Euro vor, weshalb ihr Nettoergebnis um 47,2 % auf 552 Mill. Euro einbrach. Société Générale dagegen verdiente unter dem Strich mit 842 Mill. Euro 3,4 % mehr als im Vorjahreszeitraum.

„Was den russisch-ukrainischen Konflikt angeht, hat die Gruppe sich entschieden, aus Vorsicht Rückstellungen vorzunehmen, auch wenn das Niveau der tatsächlichen Risiken niedrig bleibt“, erklärt CASA-Chef Philippe Brassac. In der Ukraine betreibt die Bank ein Netz von 148 Filialen, von denen gut zwei Drittel weiter geöffnet sind. In Russland hat sie ihre Aktivitäten seit der Invasion der Ukraine gestoppt. Für ihre Tochter in der Ukraine legte CASA 195 Mill. Euro beiseite, was dem Wert von deren gesamtem Eigenkapital entspricht. Für Russland stellte das Finanzinstitut für den Fall eines Worst-Case-Szenarios 346 Mill. Euro für nicht bestätigte Risiken zurück.

Exposure gesunken

Dazu kommen Rückstellungen für bestätigte Risiken wie faule Kredite. Sie belaufen sich für Russland auf 43 Mill. Euro und für die Ukraine auf 20 Mill. Euro. Für CASA handelt es sich bei den Rückstellungen für die Ukraine und Russland, die sich alles in allem auf 604 Mill. Euro belaufen, um punktuelle Aufwendungen, die ausreichen, um alle Risiken abzudecken. Die Rückstellungen müssten nur erhöht werden, sollten sich die ohnehin sehr negativen wirtschaftlichen Prognosen, auf die sich CASA stützt, erheblich verschlechtern. Das Exposure in Russland on- und offshore ist seit Beginn des Krieges bis Ende März nach Angaben der Bank bereits um 1,1 Mrd. Euro auf 4,4 Mrd. Euro gesunken.

Bei Société Générale macht Russland in der Bilanz mit einem Exposure von 18,6 Mrd. Euro, davon 15,4 Mrd. Euro für Rosbank, 1,7  % des Gesamtexposures aus. Die drittgrößte Bank Frankreichs hatte kurz vor Ostern angekündigt, sich von ihren russischen Aktivitäten trennen und Rosbank an Interros Capital verkaufen zu wollen, einen von Wladimir Potanin kontrollierten Fonds, dem Rosbank bereits in der Vergangenheit gehörte.

Rosbank-Verkauf belastet

Société Générale geht nun davon aus, dass ihre Risikovorsorge in diesem Jahr 30 bis 35 Basispunkte betragen wird, was 1,7 bis 1,9 Mrd. Euro entspricht. Zuvor war sie von weniger als 30 Basispunkten ausgegangen. Zum Vergleich: Letztes Jahr betrug die Risikovorsorge 13 Basispunkte.

Die Belastung durch den Verkauf von Rosbank, der in den kommenden Wochen finalisiert werden soll, wirkte sich bereits auf die Kernkapitalquote CET1 aus. Sie ging von 13,5 % Ende März letzten Jahres auf 12,9 % zurück.

Crédit Agricole
Kennzahlen nach IFRS
1. Quartal
in Mill. Euro20222021
Erträge59385493
Verwaltungsaufwand35183197
Bruttobetriebsergebnis17841916
Risikovorsorge741384
Nettoergebnis5521045
hartes Kernkapital (%)11,0011,40
Börsen-Zeitung