Frankreichs Banken machen Jagd auf Kosten
Französische Banken
Frankreichs Banken wollen mehr sparen
S&P wertet vergleichsweise hohe Cost-Income-Ratio und dichtes Filialnetz als Schwachstelle
wü Paris
Gesche Wüpper, Paris
Im französischen Bankensektor hat die Jagd auf Einsparungen begonnen. Mehrere Finanzinstitute haben bereits Sparmaßnahmen angekündigt, nachdem das vergangene Jahr vor allem für ihr heimisches Privatkundengeschäft oft herausfordernd verlaufen ist. Dazu kommen andere strukturelle Besonderheiten. Französische Banken können noch nicht in vollem Umfang von dem Zinsanstieg profitieren, weil sie im Vergleich zu europäischen Konkurrenten weniger kosteneffizient sind.
BNP Paribas, La Banque Postale und Société Générale setzen deshalb nun auf neue Sparmaßnahmen. So will BNP zusätzlich 400 Mill. Euro einsparen. Dadurch sollen sich die Einsparungen im Zeitraum 2022 bis 2025 auf 2,7 Mrd. Euro erhöhen. Der Großteil der neuen Kürzungen soll mit 56% auf die Sparte CPBS (Commercial, Personal Banking & Services) entfallen, gefolgt vom Corporate und Investment Banking CIB mit 33% und dem Bereich Investment & Protection Services (IPS) mit 11%.
Stelleneinsparungen durch Fusion
Zur CPBS-Sparte gehört nicht nur das heimische Privatkundengeschäft, sondern auch das in den beiden anderen europäischen Kernmärkten Belgien und Italien sowie die Konsumentenkredit-Aktivitäten. BNP hatte dort bereits letztes Jahr ein Stellenabbauprogramm auf freiwilliger Basis angekündigt, in dessen Rahmen bis Juni 950 Stellen wegfallen sollen. Im heimischen Privatkundengeschäft musste BNP 2023 einen Rückgang des Vorsteuerergebnisses bei stagnierenden Einnahmen hinnehmen.
Deutlich schlechter lief es bei Société Générale letztes Jahr mit starken Einbrüchen im heimischen Privatkundengeschäft. Die Bank mit dem rot-schwarzen Logo hat in Frankreich das Filialnetz ihrer beiden Marken Société Générale und Crédit du Nord fusioniert, wodurch 3.700 Stellen weggefallen sind. Die Zusammenlegung soll ab 2025 jährliche Einsparungen von 450 Mill. Euro bringen. Zusätzlich dazu hat Société Générale jetzt weitere Einsparungen in Höhe von 500 Mill. Euro ab diesem Jahr angekündigt.
La Banque Postale wiederum will in diesem Jahr 200 Mill. Euro einsparen. Die französische Postbank hat letztes Jahr nur dank ihrer Versicherungsaktivitäten schwarze Zahlen geschrieben. Ohne CNP Assurance hätte sie aber mit der Vermögensverwaltung einen Verlust von 321 Mill. Euro verbucht.
Schwachpunkt Kosteneffizienz
Crédit Agricole und Crédit Mutuel haben bisher keine zusätzlichen Kostenreduzierungsprogramme angekündigt. Die genossenschaftliche Crédit-Mutuel-Gruppe hat jedoch gerade damit begonnen, zusammen mit BNP Paribas und Société Générale gemeinsam Geldautomaten zu betreiben, um so Kosten zu sparen. Die BPCE-Gruppe dürfte im Sommer ebenfalls Einsparungen ankündigen, wenn sie ihren neuen Strategieplan vorstellt. Sie hatte letztes Jahr erneut unter dem Zinsanstieg gelitten, sodass ihr Nettoergebnis um 25% eingebrochen ist.
Ihre Cost-Income-Ratio sei schwierig, urteilt S&P Global Ratings, genau wie die von Société Générale. „Die Kosteneffizienz bleibt für französische Banken im Vergleich zu ihren europäischen Wettbewerbern eine Schwachstelle“, erklärt S&P. Das liege vor allem an dem noch immer vergleichsweise dichten Filialnetzwerk. So gab es Ende 2022 insgesamt 34.298 Bankfilialen im gesamten Land. Mit 50 Bankfilialen je 100.000 Einwohner war das Netz damit laut S&P das dichteste innerhalb der EU, weit vor Spanien, Österreich und Italien.
Auch von der Cost-Income-Ratio her liegen die französischen Banken insgesamt über dem EU-Durchschnitt. Allerdings gibt es zwischen den einzelnen Finanzinstituten deutliche Unterschiede. So stehen die halbgenossenschaftliche Crédit-Agricole-Gruppe und der genossenschaftliche Crédit Mutuel deutlich besser da als BPCE und Société Générale.
Nach einem herausfordernden Jahr im Privatkundengeschäft planen mehrere französische Banken zusätzliche Einsparungen. Im Vergleich zur europäischen Konkurrenz sind sie weniger kosteneffizient, allerdings gibt es auch zwischen den einzelnen französischen Finanzinstituten deutliche Unterschiede.