Fraspa streicht jede zehnte Stelle
fir Frankfurt
Die Frankfurter Sparkasse streicht bis Ende 2024 jede zehnte Vollzeitstelle und gibt knapp 30% ihrer klassischen Filialen auf. Von aktuell 1400 Stellen sollen unter dem Strich 140 entfallen, von den 60 Zweigstellen 17 aufgegeben werden, sagte der Vorstandsvorsitzende Ingo Wiedemeier am Donnerstag in einem Pressegespräch. Davon verspricht er sich, von 2025 an pro Jahr 10 Mill. Euro einzusparen. Die Stellenstreichungen beträfen nicht nur Beschäftigte in den Filialen, sondern auch Stabs- und Führungsstrukturen, die über alle Hierarchieebenen verschlankt werden sollen. Aufgaben würden gebündelt, Einheiten zusammengefasst, Prozesse digitalisiert, sagte Wiedemeier.
Die Restrukturierungskosten in Höhe von ebenfalls 10 Mill. Euro seien bereits im vergangenen Jahr berücksichtigt worden, sodass keine weiteren Belastungen anfielen, betonte Wiedemeier, der seit 1. September an der Spitze des zu den sechs größten Sparkassen zählenden Instituts steht. Bereits sein Vorgänger Robert Restani hatte ein mehrjähriges Sparprogramm namens „Sparkasse einfach und ertragreich denken“, kurz Speed, mit Stellenstreichungen und Kostensenkungen von insgesamt 10 Mill. Euro pro Jahr initiiert.
Beratungscenter ausbauen
Die zum Helaba-Konzern gehörende Sparkasse betreibt noch in Frankfurt 45 sowie im Umland 15 klassische Filialen und darüber hinaus neben dem Mutterhaus ein Dutzend größerer Beratungscenter für Gewerbe-, Firmen- und Private-Banking-Kunden. Diese Einheiten sollen nicht angetastet, sondern im Gegenzug ausgebaut werden, erklärte der Vorstandschef. Dort sowie in zwei neu zu errichtenden Einheiten für digitale Beratung von privaten und Geschäftskunden sowie im bereits bestehenden Kundenservicecenter, das ausgebaut werden soll, würden durch Umstrukturierungen insgesamt 50 Stellen neu geschaffen, hieß es. Der Schwerpunkt liege auf der Ertragsseite, sagte der Vorstandschef. „Das ist kein Kostenabbauprogramm, sondern wir wollen auch investieren. Die Ertragserwartungen sind deutlich stärker als die Kostenreduzierungen.“
Die Schließungen sollen ebenso wie der Stellenabbau sukzessive von Ende dieses Jahres bzw. Anfang nächsten Jahres an vonstattengehen und bis 2024 laufen. Betroffene Mitarbeiter könnten sich intern auf andere Stellen bewerben und die für die neuen Tätigkeiten erforderlichen Qualifikationen erwerben. Sei dies nicht möglich, existierten die Instrumente, um einen Abbau sozialverträglich zu gestalten, bekundete Wiedemeier. Man wolle aber ohne Entlassungen auskommen.
Die Sparkasse reagiere auf das veränderte Verhalten der Kunden, die sich in der Pandemie noch deutlich seltener in den Filialen hätten blicken lassen als zuvor und sich verstärkt auf Online- und Mobile Banking verlagerten. „Corona wirkt als Brandbeschleuniger“ des seit Jahren zu beobachtenden Trends der Abwendung von der Filiale und Hinwendung zu digitalen Formen des Banking, führte Wiedemeier aus. Analysen verwiesen darauf, dass 20% der Kunden der Frankfurter Sparkasse in einer Filiale betreut werden wollen. 60% halten sich demnach beide Optionen offen und suchen mal stationäre, mal digitale Beratung. Weitere 20% wünschen, nur auf digitalem Wege mit der Sparkasse zu kommunizieren.
Die Geschäftsentwicklung im ersten Quartal liegt Wiedemeier zufolge weitgehend im Plan. Der Zinsüberschuss schrumpfe zwar stärker als erwartet, doch mache die erfreuliche Entwicklung im Wertpapiergeschäft dies wett. Die Kosten hätten sich exakt wie erwartet entwickelt. „Horrorszenarien“ über mögliche Kreditausfälle in der gewerblichen wie in der Baufinanzierung hätten sich bislang nicht bewahrheitet.