Frühlingserwachen am deutschen M&A-Markt
bn/lee Frankfurt
Das M&A-Geschäft mit deutscher Beteiligung hat sich im zweiten Quartal deutlich erholt. Nach einem Knick im Startquartal binnen Jahresfrist steht nach vorläufigen Zahlen des Datendienstleisters Refinitiv für die ersten sechs Monate dieses Jahres (Stichtag: 16. Juni) ein Anstieg des Volumens gegenüber 2020 um 28% auf den Dreijahreshöchstwert von umgerechnet 93,5 Mrd. Dollar zu Buche. Die nach dem Startquartal bei M&A-Experten zu hörende Prognose eines Marktaufschwungs spätestens im zweiten Halbjahr hat sich damit erfüllt.
Allerdings geht das Volumen zu einem guten Teil auf die angekündigte Übernahme von Deutsche Wohnen für 34,5 Mrd. Dollar zurück. Sie hat auch dafür gesorgt, dass Immobilien vor Handel und Industrie zur stärksten M&A-Branche avanciert sind. Birger Berendes, Co-Leiter M&A für Europa, den Nahen Osten und Afrika bei Bank of America, teilt der Börsen-Zeitung mit: „Zur Transformation zwingende globale Megatrends wie Digitalisierung, Elektrifizierung und Cleantech einerseits sowie günstige Finanzierungen, über 400 Spacs auf Zielsuche, liquide Private-Equity-Fonds und aktives Portfoliomanagement in Konzernen andererseits: In diesem Jahr kommen mehrere wichtige M&A-Treiber zusammen.“ Burc Hesse, Corporate Partner im Münchner Büro von Latham & Watkins, stößt ins selbe Horn: „Viele deutsche Unternehmen nutzen die aktuellen Marktbedingungen für ihre Transformation und kaufen entweder fehlende Expertise oder Spezialbereiche, wie etwa im Technologie-Bereich, hinzu oder trennen sich durch Carve-outs von Konzernteilen, die nicht mehr zum Kerngeschäft passen“, erklärt er die Dynamik des Marktes.
Aktienerstemissionen laufen
Die deutsche M&A-Rennliste fürs erste Halbjahr führt J.P. Morgan an, die sich damit gegenüber 2020 um zwei Ränge verbessert und die bisherige Nummer 1, Goldman Sachs, knapp überflügelt hat. Als Erfolg kann aber vor allem das erste Halbjahr die Deutsche Bank verbuchen. Denn im deutschen League Table für Fremdkapitalemissionen (Debt Capital Markets/DCM) hat das größte deutsche Kreditinstitut nicht nur den Spitzenplatz ergattern können. Als einzige der neun Bestplatzierten auf der Rennliste ist es ihr in einem binnen Jahresfrist um 4% auf ein Volumen von 240 Mrd. Dollar schrumpfenden DCM-Markt auch gelungen, ihre Einnahmen binnen Jahresfrist um 19% zu steigern. Damit hat die Bank ihren Marktanteil dort ausgebaut. Zugleich ist sie im deutschen M&A-League-Table von Rang fünf auf vier vorgerückt und hat bei Aktienemissionen Boden gutgemacht (siehe Tabellen).
Um 156% auf ein Neunjahreshoch von 23 Mrd. Dollar ist derweil das Volumen am deutschen Aktienemissionsmarkt geklettert. Dies liegt auch am besten Jahresstart für Börsengänge seit dem Jahr 2000 mit Erstemissionen für 9,7 Mrd. Dollar. „Grundsätzlich werden wir auch im zweiten Halbjahr eine sehr starke IPO-Dynamik in Deutschland und Europa sehen“, prognostiziert Thorsten Pauli, Leiter Equity Capital Markets für den deutschsprachigen Raum bei Bank of America. Allein in Deutschland seien „gut noch ein Dutzend Börsengänge“ möglich. Latham-&-Watkins-Manager Hesse meint gar: „Der gut laufende IPO-Markt absorbiert derzeit eine Reihe von klassischen M&A Deals – insbesondere solche, die ansonsten zwischen Private-Equity-Investoren oder zumindest auf einer der beiden Seiten unter Teilnahme von Private Equity stattgefunden hätten.“
M&A Deutschland | |||
1. Halbjahr 2021 | |||
Rang | Name | Vol. * | Zahl |
1 (3) | J.P. Morgan | 45,7 | 12 |
2 (1) | Goldman Sachs | 45,6 | 16 |
3 (17) | Morgan Stanley | 38,6 | 7 |
4 (5) | Deutsche Bank | 37,8 | 7 |
5 (9) | BoA Securities | 37,2 | 5 |
6 (4) | UBS | 36,9 | 4 |
7 (28) | Victoria Partners | 35,8 | 2 |
8 (64) | Perella Weinberg | 34,5 | 1 |
8 (12) | Société Générale | 34,5 | 1 |
10 (8) | Citi | 7,7 | 10 |
*) in Mrd. Dollar | |||
Quelle: RefinitivBörsen-Zeitung |
ECM Deutschland | |||
1. Halbjahr 2021 | |||
Rang | Bank | Vol. * | Zahl |
1 (2) | Goldman Sachs | 2,5 | 9 |
2 (3) | Morgan Stanley | 2,1 | 6 |
3 (14) | Deutsche Bank | 1,9 | 10 |
4 (1) | BoA Secuirities | 1,6 | 8 |
5 (6) | BNP Paribas | 1,6 | 6 |
6 (4) | J.P. Morgan | 1,4 | 7 |
7 (–) | Société Générale | 1,2 | 4 |
8 ( 5) | UBS | 1,1 | 6 |
9 ( 9) | HSBC | 1,1 | 6 |
10 (13) | Berenberg | 1,1 | 6 |
*) in Mrd. Dollar | |||
Quelle: RefinitivBörsen-Zeitung |
DCM Deutschland | |||
1. Halbjahr 2021 | |||
Rang | Bank | Vol. * | Zahl |
1 (2) | Deutsche Bank | 22,8 | 80 |
2 (6) | Commerzbank | 13,9 | 58 |
3 (1) | Unicredit | 13,5 | 64 |
4 (4) | Barclays | 12,6 | 50 |
5 (3) | J.P. Morgan | 11,9 | 56 |
6 (7) | BNP Paribas | 11,1 | 39 |
7 (9) | Citi | 10,6 | 30 |
8 (5) | HSBC | 10,4 | 46 |
9 (8) | BoA Securities | 9,9 | 25 |
10 (15) | TD Securities | 9,5 | 25 |
*) in Mrd. Dollar | |||
Quelle: RefinitivBörsen-Zeitung |