FTX schnappt sich die Assets der Kryptoplattform Voyager
bg Frankfurt
Die in Schwierigkeiten geratene Kryptoplattform Voyager Digital hat einen Abnehmer für ihre Krypto-Assets gefunden. Einer Mitteilung zufolge fanden mehrere Runden einer Auktion statt, bei der sich der US-Spezialist FTX über sein M&A-Vehikel West Realm Shires durchsetzte. Der Zuschlag für FTX habe auch die Zustimmung der unbesicherten Gläubiger gefunden, heißt es. Dabei sind die Assets von Voyager mit 1,42 Mrd. Dollar bewertet worden, wobei allein die Kryptowerte für 1,31 Mrd. Dollar stehen, zu aktuellen Marktpreisen. Zudem hat Yoyager noch Ansprüche von 650 Mill. Dollar gegenüber der in Abwicklung befindlichen Three Arrows Capital (3AC) – wobei es ja gerade die durch die Pleiten von 3AC und Terra ausgelösten Marktturbulenzen waren, die Voyager zusetzten.
Mit dem Zuschlag für FTX kann Voyager nun den Restrukturierungsprozess beschleunigt fortsetzen, der im Gläubigerschutz nach Chapter 11 stattfindet. Die Krypto-Assets können auf der FTX-Plattform gehandelt werden, sobald das Chapter-11-Verfahren beendet ist. Die besicherten Gläubiger müssen noch über die Transaktion abstimmen, und auch das Chapter-11-Gericht muss das noch abnicken. Voyager wurde bei der Auktion von Kirkland & Ellis unterstützt, FTX hatte Sullivan & Cromwell an ihrer Seite. Die Gläubiger wurden von McDermott Will & Emery und FTI Consulting begleitet.
Der zu Voyager gehörende Token VGX zog am Dienstag an. Voyager wird von Regulatoren kritisch beäugt, hatte die auch im Lending aktive Plattform sich doch so vermarktet, als seien ihre Einlagen durch die FDIC (Federal Deposit Insurance Corporation) gesichert – was für in Stablecoins gehaltene Gelder nicht der Fall ist und wegen fehlerhafter Kapitalmarktkommunikation noch in eine saftige Geldstrafe münden kann. Im Gegensatz zu Celsius hatte Yoyager ihre Restrukturierung aber sauber kommuniziert und musste sich anfangs noch gegen Gerüchte über einen „firesale“ an FTX und ihre Schwesterfirma Alameda wehren, die beide von Sam Bankman-Fried gesteuert werden. Dem hängt nun an, er habe möglicherweise die Vertraulichkeit aus M&A-Gespächen nicht respektiert.
Dass Crypto Lending in den USA die Regulatoren auf den Plan ruft, hat nach Voyager, BlockFi und Celsius jetzt auch Nexo erfahren müssen. Wie nun bekannt wurde, haben Kalifornien, Vermont und New York von Nexo verlangt, dass das Geschäft mit Krypto-Zinskonten eingestellt wird. Die Aufseher sind der Auffassung, dass solche Zinsprodukte Wertpapiergeschäfte darstellen und somit registrierungspflichtig sind. Die oberste New Yorker Staatsanwältin Letitia James kündigte ein Verfahren gegen Nexo an, da diese sich gegenüber Investoren fälschlicherweise als lizenzierte Plattform dargestellt habe. Für ein solches Vergehen hatte BlockFi eine Strafe von 100 Mill. Dollar berappen müssen. Nexo-Gründer Antoni Trenchev erklärte gegenüber „The Block“, man habe versucht, keinen weiteren US-Kunden Zinsprodukte anzubieten – was darauf hindeutet, dass die KYC-Instrumente der Plattform mangelhaft sind.
Mit Letitia James hat Nexo nun eine Generalstaatsanwältin im Nacken, die für ihre Hartnäckigkeit bekannt ist. Sie hat jahrelang gegen Donald Trump wegen Falschbilanzierung in seinen Unternehmen ermittelt und kürzlich das Zivilverfahren eröffnet. Ihre Vorwürfe gegen Nexo beziehen sich auf den Zeitraum von Juni 2020 bis heute. James konzediert zwar, dass Nexo „gewisse Schritte“ zum Abstellen der Missstände unternommen habe, aber im Grunde damit fortgefahren sei, als unregistrierter Wertpapierhändler zu agieren.