Zinswende setzt Großinvestoren unter Druck

Für die Munich Re kann die Rendite aus Kapitalanlagen drehen

Die hohen Gewinne der Munich Re beruhen überwiegend auf hohen Erträgen aus Kapitalanlagen. In der von den Notenbanken eingeleiteten Zinswende läuft dieser Trend aus.

Für die Munich Re kann die Rendite aus Kapitalanlagen drehen

Für die Munich Re kann die Rendite aus Kapitalanlagen drehen

Margendruck wächst mit lockerer Zinspolitik der Notenbanken

sck München

Die führenden Notenbanken der Welt schwenken auf eine lockerere Geldpolitik um. Die jüngste abermalige Zinssenkung der Federal Reserve weist die Richtung, in der auch die EZB folgen dürfte, als diese im Sommer ebenfalls eine Zinswende einleitete nach einer Phase von Leitzinsanhebungen. Diese neue Phase in den Strategien vor allem der Fed und der EZB, nach dem Ende hoher Inflationsraten die geschwächten Konjunkturen mit niedrigeren Zinsen wieder zu stimulieren, hat auch Auswirkungen auf die Anlagestrategien der großen institutionellen Investoren an den weltweiten Kapitalmärkten. Zu diesen gehören im Allgemeinen die Versicherer, und hier im Besonderen die Munich Re, der größte Rückversicherer der Welt.

Der weiß-blaue Dax-Konzern verwaltete Ende September dieses Jahres Kapitalanlagen von insgesamt 241 Mrd. Euro. Über zwei Drittel davon machen festverzinsliche Wertpapiere in Form von Anleihen jedweder Art aus. Die Assekuranz ist gemäß den Vorgaben der Aufsicht dazu verpflichtet, solche Anlagen überwiegend zu halten, um ihren Leistungen gegenüber den Kunden störungsfrei nachkommen zu können. Vor diesem Hintergrund wirken sich Zinsänderungen unmittelbar auf das Kapitalportfolio der Versicherungsbranche aus. Das Beispiel der Munich Re zeigt, dass die Assekuranz nach einer langen Phase des Zinstiefs in der vorherigen Dekade von den in den vergangenen Jahren heraufgesetzten Zinsen deutlich profitierte. Die Erträge aus Kapitalanlagen legten zu.

Hurrikan-Kosten abgefedert

Das zeigen die jüngsten Zahlen des Branchenprimus zum 30. September eindrucksvoll. In den ersten neun Monaten dieses Jahres steigerte die Munich Re ihr Ergebnis aus Kapitalanlagen um 93% oder 2,8 Mrd. auf 5,7 Mrd. Euro. Dieser positive Effekt in der Erfolgsrechnung trug wesentlich dazu bei, dass der Konzern die deutlich höheren Belastungen aus Naturkatastrophenschäden gut abfedern konnte. Die Hurrikane „Helena“ und „Milton“, die Ende September und Anfang Oktober Florida verwüsteten, kosten die Assekuranz Schätzungen zufolge rund 50 Mrd. Dollar.

Zugleich wuchs bei der Munich Re die Rendite aus Kapitalanlagen um 1,6 Prozentpunkte auf 3,4%. Im zurückliegenden dritten Quartal erzielte das Unternehmen eine Marge von 3,6%.

Trendwende beginnt

Die Zinsdrosselung spiegelt sich derweil in Anlagekennziffern wider. So sackte die Rendite für wieder angelegtes Kapital, welche noch im Frühjahrsabschnitt 4,7% betrug, in den Monaten Juli bis September um 0,4 Prozentpunkte auf 4,3% ab. Dieser Trend wird sich voraussichtlich im laufenden und in den folgenden Dreimonatsabschnitten fortsetzen. Das sind erste Anzeichen einer sich verstärkenden Trendwende zuungunsten der Kapitalanlageergebnisse der Versicherer. Als Faustregel gilt: Fallen die Marktzinsen, fallen die Ergebnisse aus Kapitalanlagen. Das schmälert die Profitabilität der Adressen.

Für die Munich bedeutet das, dass im ungünstiger werdenden Kapitalmarktumfeld es für die Assekuranz schwieriger wird, hohe Belastungen aus Naturkatastrophenschäden durch gute Resultate aus Kapitalerträgen auszugleichen oder gar überzukompensieren. Die Führung der Munich Re rechnet damit, 2024 einen Überschuss von mehr als 5 Mrd. Euro zu erwirtschaften. Das wäre der höchste Gewinn in der Firmengeschichte. Gut möglich, dass 2025 wegen der Zinswende eine weitere Steigerung nicht mehr möglich ist.