Zusammenschluss

Fusion bei Volksbanken mit Symbol­charakter

Die heterogene deutsche Familie der Kreditgenossen findet und fand immer Lösungen für in Schieflage geratene Geldhäuser. Doch die Fusion der Volksbanken in Rosenheim und Ingolstadt steht unter einem anderen Stern.

Fusion bei Volksbanken mit Symbol­charakter

Im hochkomplexen genossenschaftlichen Finanzverbund kommt es nicht alle Tage vor, dass zwei relativ große, gesunde Primärbanken sich zusammentun (wollen), um etwas noch Größeres zu formen. In der Vergangenheit kam es auch vor, dass kleinere Adressen, denen es bilanziell nicht mehr so gut ging, unter das Dach einer größeren, benachbarten Volks- und Raiffeisenbank schlüpften.

Die heterogene deutsche Familie der Kreditgenossen findet und fand Lösungen für in Schieflage geratene Geldhäuser, deren Rettungsaufwand auch mal in die Milliarden gehen konnte, wie das unsägliche Beispiel der Berliner Volksbank vor Jahren zeigte.

Diesmal ist aber alles anders. Das Duo aus Rosenheim und Ingolstadt, welches im kommenden Jahr seine Vermählung unter Dach und Fach bringen möchte, steht nicht unter Zeitdruck, irgendwelche bilanziellen Verschleißerscheinungen oder strukturelle operative Schwächen über den Weg eines Zusammenschlusses geradebiegen zu müssen.

Auch „atmosphärische Störungen“, wie sie mancherorts zu einer Absage von zuvor angekündigten Hochzeiten geführt haben, sind im Fall dieser oberbayerischen „Lösung“ wohl nicht auszumachen. Jedenfalls ist die Verwaltung des bilanziell kleineren Partners aus der Audi-Metropole augenscheinlich bereit, auf wohl dotierte Posten im neuen Gebilde zu verzichten, um etwas Bedeutungsvollerem einen Weg zu ebnen. Das wäre löblich, trennen sich doch altgediente Vorstandschefs einer Primärbank in der Regel ungern von ihren lieb gewonnenen Machtsymbolen.

Die nun angekündigte Fusion beider Adressen zur bundesweit drittgrößten Volksbank hat Symbolcharakter. Der Schritt zeigt erstens, dass der Dauer-Konsolidierungsprozess in der Geno-Finanzgruppe neuen Schwung erhält. Und zweitens, dass es einen Trend zu größeren Gebilden gibt, die zwar noch unterhalb des (aufsichtsrechtlichen) Radarschirms der EZB agieren, aber groß genug sind, um es mit gut situierten Sparkassen aus der gleichen Region aufzunehmen. Zur Erinnerung: 1970 zählte der Verbund noch über 7000 Primärinstitute. Heute sind es in Deutschland nur noch 770.

Angesichts eines härter werdenden Verdrängungswett­be­werbs im Kreditgewerbe im Zeitalter der Digitalisierung haben Mini-Geldhäuser mit ein paar Millionen Bilanzsumme kaum noch eine Chance, sich dauerhaft über Wasser halten zu können.

Die Entwicklung geht in Richtung größerer Adressen via Fu­sionen. Das impliziert, dass der Konsolidierungsdruck tendenziell mehr zu- als abnimmt.

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