US-Banken

Gewinn von Goldman bricht um 66 Prozent ein

Die Gewinne der US-Investmentbanken leiden massiv unter dem eingetrübten Deal-Umfeld. Während Morgan Stanley die Erwartungen der Wall Street noch übertrifft, enttäuscht Goldman Sachs massiv.

Gewinn von Goldman bricht um 66 Prozent ein

xaw Frankfurt

Die US-Investmentbank Goldman Sachs leidet stärker unter dem eingetrübten Deal-Umfeld an den Finanzmärkten als befürchtet. Der Nettogewinn des Geldhauses ist im Schlussquartal 2022 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 66% auf 1,33 Mrd. Dollar eingebrochen. Das verwässerte Ergebnis pro Aktie fiel mit 3,32 Dollar erheblich niedriger aus als die von Analysten im Konsens prognostizierten 5,25 Dollar. Die konzernweiten Erlöse sackten um 16% auf 10,59 Mrd. Dollar ab. Im Gesamtjahr 2022 setzte der Umsatz um 20% auf 47,37 Mrd. Dollar zurück, der Nettogewinn fiel um 48% auf 11,26 Mrd. Dollar.

CEO David Solomon hob bei der Präsentation der Ergebnisse das „herausfordernde wirtschaftliche Umfeld“ hervor. Wie auch die Konkurrenz bereitet sich Goldman angesichts grassierender Rezessionssorgen und der anhaltend restriktiven Geldpolitik der Federal Reserve auf steigende Zahlungsausfälle vor. So stellte die Bank zwischen Oktober und Dezember 972 Mill. Dollar für die Risikovorsorge zurück, im Vorjahreszeitraum hatte sie noch 344 Mill. Dollar für faule Kredite beiseitegelegt.

Zudem zogen die Betriebskosten um 11% an und damit stärker als von Analysten erwartet – auch, weil Goldman Sachs mit 3,8 Mrd. Dollar im vierten Quartal 16% mehr für Vergütungen beiseitelegte als im Vorjahreszeitraum. Dennoch dürften die Boni im Investment Banking für das Gesamtjahr 2022 deutlich sinken.

Höhere Trading-Erträge

So trug die hohe Volatilität an den Finanzmärkten wie bei Wettbewerbern zwar zu höheren Erträgen aus dem Trading und insbesondere aus dem Bond-Handelsgeschäft bei. Doch die Gesamterträge aus dem Investment Banking stürzten aufgrund signifikant niedrigerer Einnahmen aus dem Aktien- und Anleihe-Underwriting um 48% auf 1,87 Mrd. Dollar ab. Goldman Sachs ist stärker von Gebühren aus dem Dealmaking abhängig als Konkurrenten wie J.P. Morgan Chase oder Bank of America, die über größere Consumer-Baking-Sparten verfügen.

Allerdings hat sich das Investmenthaus seit 2016 stärker ins Privatkundengeschäft vorgewagt, im Jahr 2019 schloss es eine Kreditkartenpartnerschaft mit dem Tech-Riesen Apple. Doch trotz anfänglicher Erfolge kommt der Vorstoß ins Consumer Banking das Finanzinstitut bisher teuer zu stehen: Bereits am Freitag hatte Goldman Sachs mitgeteilt, dass die Sparte Platform Solutions in den ersten neun Monaten 2022 vor Steuern 1,2 Mrd. Dollar verloren hat. Seit 2020 haben weite Teile der Consumer-Banking-Abteilungen des Geldhauses Verluste von 3 Mrd. Dollar angehäuft.

Nun will sich die Bank laut Vorstandschef Solomon auf eine strategische Neuausrichtung konzentrieren und somit „unser Kerngeschäft stärken, unsere Wachstumsplattformen skalieren und die Effizienz verbessern“. Im Rahmen einer im Oktober verkündeten Reorganisation legte Goldman Sachs die Investment-Banking- und Trading-Sparten in einer Geschäftseinheit zusammen und kombinierte die Asset- und Wealth-Management-Divisionen unter einem Dach. Das Consumer-Banking-Geschäft, zuvor an das Wealth Management angedockt, wurde auf verschiedene Abteilungen des Konzerns aufgeteilt.

Die schwachen Goldman-Ergebnisse zum vierten Quartal und Gesamtjahr lasteten im frühen Handel in New York auf der Aktie des Investmenthauses und versetzten der zuletzt deutlich aufgehellten Stimmung an der Wall Street einen Dämpfer. Dabei sorgten auch die robusteren Zahlen des Rivalen Morgan­ Stanley kaum für Erleicht­erung bei den Börsianern. Zwar brach der Überschuss des Geldhauses im Schlussquartal um 40% auf 2,24 Mrd. Dollar ein – der verwässerte Gewinn pro Aktie fiel mit 1,26 Dollar aber etwas höher aus als von Analysten erwartet.

Konzernweit fielen die Erträge gegenüber dem Vorjahr um 12% auf 12,75 Mrd. Dollar. Im Investment Banking knickten sie um 49% auf 1,25 Mrd. Dollar ein – wobei sich insbesondere ein Absturz um 73% bei den Beratungsgebühren aus Aktiendeals und ein Rückgang um 60% bei den Einnahmen aus dem Underwriting niederschlugen. Auch die Trader von Morgan Stanley schnitten überraschend schlecht ab. Allerdings stützte eine starke Performance im Wealth Management die Erlöse. Im Geschäft mit der langfristigen Anlageberatung und Asset-Verwaltung für sehr vermögende Kunden erzielte Morgan Stanley Erlöse von 6,62 Mrd. Dollar, gegenüber dem Vorjahreszeitraum bedeutet dies ein Plus von 5,9%.

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