Gewinn von Lloyds schrumpft um ein Viertel
hip London
Lloyds Banking Group beginnt sich auf einen Wirtschaftsabschwung einzustellen. Wie die schottische Großbank mitteilt, hat sie im dritten Quartal 668 Mill. Pfund für mögliche Kreditausfälle zur Seite gelegt. Ein Jahr zuvor hatte noch die Auflösung von während der Pandemie gebildeten Rückstellungen in Höhe von 119 Mill. Pfund das Ergebnis aufgepolstert. Die Gruppe, zu der unter anderem Bank of Scotland, der Autofinanzierer Black Horse und der Kreditkartenanbieter MBNA gehören, ist einer der größten Hypothekenanbieter im Vereinigten Königreich. Steigende Zinsen erschweren nicht nur Eigenheimbesitzern die Refinanzierung ihrer Immobilienkredite. Sie könnten auch die Hauspreise unter Druck bringen. „Das derzeitige Umfeld macht vielen Menschen Sorgen“, sagte CEO Charlie Nunn. Man werde die Kunden weiter unterstützen. „Die Gruppe ist durch ihr robustes Geschäftsmodell und ihre vorsichtige Herangehensweise an Risiken gut aufgestellt, um der aktuellen makroökonomischen Ungewissheit zu trotzen und dabei mehr Rendite für unsere Aktionäre zu erwirtschaften.“
Rückläufe Eigenkapitalrendite
Die hohe Risikovorsorge führte dazu, dass das Nettoergebnis auf 1,21 (i. V. 1,60) Mrd. Pfund schrumpfte. Die Eigenkapitalrendite (RoTE) ging auf 11,9 (14,5) % zurück. „Lloyds kann die externen Kräfte, die auf das Verhalten ihrer Kunden wirken, größtenteils nicht kontrollieren“, schrieb die Analystin Sophie Lund-Yates von Hargreaves Lansdown. „Aber der besondere Fokus auf das traditionelle Kreditgeschäft, insbesondere Hypotheken, führt dazu, dass die Bank unter Beschuss gerät, wenn sich die Rahmenbedingungen eintrüben.“ Tatsächlich machten Hypotheken per Ende September zwei Drittel der ausstehenden Kredite aus. Die Anteile des Kreditkartengeschäfts und der Autofinanzierungssparte bewegen sich im unteren einstelligen Prozentbereich.
Wie der Jefferies-Bankenexperte Joseph Dickerson herausstrich, gehen 418 Mill. der 668 Mill. Pfund, die auf die Risikovorsorge verwandt wurden, auf eine veränderte Bewertung des makroökonomischen Umfelds zurück. IFRS 9 zwingt die Institute in so einem Fall, früher zu handeln. Die Pandemie hatte die Institute bereits gezwungen, schon zu einem frühen Zeitpunkt erhebliche Rückstellungen für die möglichen Folgen zu bilden. Bestenfalls haben die Lloyds-Volkswirte nun das Risiko zu hoch angesetzt. Dann könnten die Rückstellungen – wie nach der Pandemie – wieder aufgelöst werden, was sich positiv auf den Gewinn auswirken würde. Schlimmstenfalls geht es weiter abwärts als erwartet. Auch Barclays, HSBC und Standard Chartered haben im abgelaufenen Quartal höhere Rückstellungen vorgenommen.
Lässt man die Risikovorsorge unberücksichtigt, stieg das bereinigte Ergebnis von Lloyds Banking Group im abgelaufenen Quartal um gut ein Fünftel auf 2,40 (1,96) Mrd. Pfund. Damit lag es um 11 % über dem Wert, den Analysten im Schnitt auf der Rechnung hatten. Dickerson sprach von einem „glaubwürdigen“ Ergebnis. Das bereinigte Zinsergebnis verbesserte sich um ein Fünftel auf 3,39 (2,85) Mrd. Pfund.
Die Nettozinsmarge im Bankgeschäft stieg auf 2,98 (2,55) %. Darin spiegelt sich der steigende Leitzins der Bank of England wider. Für das laufende Jahr rechnet das Management nun mit einer Nettozinsmarge von mehr als 2,90 %. Die Kernkapitalquote lag mit 15,0 % um einen Zehntelprozentpunkt über den Markterwartungen. Eine starke Bilanz sei in einem unsicheren Umfeld von entscheidender Bedeutung, kommentierten die Analysten der UBS. Die Bank verfügt über 3,2 Mrd. Pfund überschüssiges Kapital, das in Form von Dividenden oder Aktienrückkäufen an die Anteilseigner ausgeschüttet werden könnte.
Lloyds Banking Group | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
9 Monate | ||
in Mill. Pfund | 2022 | 2021 |
Erträge gesamt | 13 258 | 12 282 |
Wertberichtigungen | – 1 056 | + 846 |
Operative Kosten | 7 033 | 7 194 |
Vorsteuerergebnis | 5 169 | 5 934 |
Nettoergebnis | 3 632 | 5 064 |
Nettozinsmarge (%) | 2,84 | 2,52 |
Eigenkapitalrendite (%) | 12,9 | 17,6 |
Kernkapitalquote (%) | 15,0 | 17,6* |
Leverage Ratio (%) | 5,3 | 5,8* |
Bilanzsumme (Mrd.) | 893 | 882 |
*) per 31.12.2021Börsen-Zeitung |