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Gewinnsprung für Goldman Sachs dank Wealth-Management

Goldman Sachs hat die Anleger mit einem Gewinnsprung überrascht. Das zuletzt gebeutelte Geldhaus profitiert vom Rückzug aus dem Consumer Banking und dem Fokus auf das Geschäft mit vermögenden Kunden.

Gewinnsprung für Goldman Sachs dank Wealth-Management

Neue Goldman-Strategie zahlt sich aus

Fokussierung auf Wealth-Management beschert US-Investmentbank Gewinnsprung – Rivalin Morgan Stanley schwächelt

Goldman Sachs hat die Anleger mit einem Gewinnsprung überrascht. Das zuletzt gebeutelte Geldhaus profitiert von seinem Rückzug aus dem Consumer Banking und dem Fokus auf das Geschäft mit vermögenden Kunden. Wealth-Management-Vor­reiterin Morgan Stanley hat indes enttäuschende Nachrichten.

xaw New York

Für Goldman Sachs beginnt sich eine strategische Neuausrichtung auszuzahlen. Der verstärkte Fokus auf das Asset- und Wealth-Management haben dem Wall-Street-Riesen im Schlussquartal 2023 einen Gewinnsprung um 51% auf 2,01 Mrd. Dollar beschert. Der Überschuss pro Aktie fiel mit 5,48 Dollar wesentlich höher aus als von Analysten erwartet. Diese hatten im Konsens mit einem Rückgang auf 3,20 Dollar gerechnet.

Die Anleger erfreute die positive Überraschung nach zuvor acht aufeinanderfolgenden Quartalen mit Gewinnrückgängen: Die Goldman-Aktie lag im New Yorker Vormittagshandel mit 1,7% im Plus. CEO David Solomon betonte, das Geldhaus besitze nun „eine sehr viel stärkere Plattform für 2024“, und versuchte die abgelaufenen zwölf Monate als „Jahr der Umsetzung“ einzuordnen – wobei die Analysten von JMP Securities in einer Telefonkonferenz den Begriff „Umbau“ als passender bezeichneten.

Goldman dreht seit Herbst des vorvergangenen Jahres den 2016 begonnenen, verlustreichen Ausflug ins Consumer Banking zurück. Vielmehr konzentriert sich der Wall-Street-Riese seit Monaten verstärkt darauf, ein stabileres Erlöswachstum in der Vermögensverwaltung zu generieren. Die Erträge von Goldman aus dem Private Banking und Lending sowie aus Managementgebühren sind seit 2019 mit einer durchschnittlichen jährlichen Rate von 12% gewachsen. Beide Kennzahlen erreichten 2023 einen Rekordwert. Die Assets under Supervision in der Vermögensverwaltung stiegen zudem erstmals über 2,8 Bill. Dollar.

Ausgleich zum Investment Banking

Das Wealth-Management gilt für Banken traditionell vor allem als Möglichkeit zur Quervermarktung. Die Theorie: Ein Unternehmer dürfte sich für die Finanzierung oder einen Börsengang seiner Firma eher an eine Bank wenden, zu der er privat eine gute Beziehung unterhält. Allerdings ist die Vermögensverwaltung für reiche Kunden für die führenden Institute zunehmend zur Möglichkeit geworden, die volatile Ertragsentwicklung im Investment Banking aufzufangen. Die Erlöse im Asset- und Wealth-Management von Goldman kletterten im Schlussquartal 2023 gegenüber Vorjahr um 23% und trugen dazu bei, dass die konzernweiten Erlöse trotz eines enttäuschenden Abschneidens der Dealmaker des Geldhauses um 7% auf 11,32 Mrd. Dollar zulegten.

Als Vorbild für die Strategiewende bei Goldman gilt die schärfste Rivalin Morgan Stanley. Dieser drohte nach der Finanzkrise 2008 zeitweise eine Ratingherabstufung in den Ramschbereich. Durch eine Fokussierung auf das Wealth-Management unter dem ehemaligen CEO James Gorman ab 2010 wurde sie zum Liebling der Anleger. Gormans zu Jahresbeginn angetretener Nachfolger Ted Pick stieß bei seiner ersten Zahlenvorlage als Vorstandschef an der Wall Street auf weniger Begeisterung. Die Aktie sackte im frühen New Yorker Handel zeitweise um 4% ab.

Trader enttäuschen

Zwar konnte er darauf verweisen, dass die Wealth-Management-Sparte dank höherer Gebühreneinnahmen infolge der restriktiven Geldpolitik der Federal Reserve erneut die Erwartungen übertraf. So stiegen die Erlöse im Geschäftsbereich zwischen Oktober und Dezember leicht auf 6,65 Mrd. Dollar an, die Wall Street hatte im Konsens mit einem Rückgang auf 6,4 Mrd. Dollar gerechnet. Doch sowohl die Fixed-Income- als auch die Aktienhändler zogen den konzernweiten Nettogewinn nach unten. Dieser brach um mehr als 32% auf 1,52 Mrd. Dollar ein.

Bemerkbar machten sich zudem mehrere Sonderaufwendungen, darunter auch eine Abgabe an die staatliche Einlagensicherung FDIC. Die Behörde hatte im vergangenen Frühjahr 16 Mrd. Dollar aufgewendet, um Depositen amerikanischer Sparer im Zuge der Zusammenbrüche der Silicon Valley Bank und der Signature Bank zu besichern.

US-Einlagensicherung erhebt Milliardengebühren

Um ihre Reserven wieder aufzufüllen, erhob sie von den größten Banken des Landes nun Milliardengebühren. Bei Bank of America trug dies gemäß Veröffentlichung vom Freitag zu einem Gewinneinbruch bei, Citigroup stürzte in der Folge gar in die Verlustzone ab. Die durchschlagende Wirkung der Abgabe rückt bei Anlegern wieder die langfristigen Folgen des US-Regionalbankenkollapses auch auf die führenden Institute des Landes in den Fokus.

Goldman-CEO Solomon und CFO Denis Coleman hoben in einer Analystenschalte zudem die anhaltende Unsicherheit über verschärfte Kapitalvorgaben für US-Finanzinstitute hervor. Eine Marktkonsultation von Regulatoren um die Fed zur Umsetzung des internationalen Bankenpakets Basel III lief am Dienstag ab. Auf die führenden Banken des Landes kommen Aufschläge auf die harten Kernkapitalquoten von bis zu 20% zu. Die neuen Regeln sollen stufenweise zwischen Mitte 2025 und 2028 umgesetzt werden.

Insbesondere Institute mit gebührenabhängigen Geschäftsmodellen wie dem Wealth-Management müssen künftig wohl härtere Vorgaben erfüllen. Solomon bekräftigte seine Besorgnis über die Vorschriften am Dienstag. Bereits bei einer Senatsanhörung im Dezember hatte er die Basel-III-Umsetzung als schädlich für die Wettbewerbsfähigkeit der US-Banken bezeichnet, da die Regulatoren den Instituten eine geringere Flexibilität zumuteten als ihren Pendants in Europa. Damit würden sich Unternehmen künftig verstärkt an europäische Banken wenden, um günstigere Finanzierungen zu erhalten.

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