Shortseller

Grenke verzichtet auf Klage gegen Investor Perring

Gut eineinhalb Jahre nach den schweren Vorwürfen des Investors Fraser Perring gegen den Leasingkonzern Grenke sieht das Unternehmen von der Idee einer Klage ab. „Da ist faktisch nichts zu holen“, sagt Finanzvorstand Sebastian Hirsch.

Grenke verzichtet auf Klage gegen Investor Perring

spe Stuttgart

Die Grenke AG in Baden-Baden wird keine juristischen Schritte gegen den Investor Fraser Perring und seine Firma Viceroy einleiten. Wie Finanzvorstand Sebastian Hirsch am Tag vor der am Mittwoch stattfindenden Hauptversammlung der Börsen-Zeitung sagte, haben dies Vorstand und Aufsichtsrat unter Abwägung von Chancen, Kosten und Dauer eines Verfahrens gegen die im US-Bundesstaat Delaware ansässige Beteiligungsfirma beschlossen. „Da ist faktisch nichts zu holen“, sagte Hirsch mit Blick auf Perring, der im September 2020 im Rahmen einer Shortseller-Attacke Grenke unter anderem Manipulation bei der Bilanzierung vorgeworfen hatte. Der Aktienkurs des SDax-Unternehmens hat sich seither ungefähr halbiert.

Zeit und Kosten kalkulieren

Nach Ansicht von Hirsch zöge sich ein juristischer Prozess vermutlich über mehrere Jahre hin – einschließlich der damit verbundenen hohen Kosten. Dabei wäre es aus seiner Sicht schwierig, die Höhe eines Schadens zu beziffern, der direkt auf die damaligen Vorwürfe zurückgeht. Die eindeutig zuzuordnenden Beratungskosten, die Grenke bisher etwa durch Sonderprüfungen entstanden sind, bezifferte Hirsch auf 15 Mill. Euro. Die Verluste der Aktionäre wären bei einer Klage nicht Gegenstand des Verfahrens.  

Für den Rückgang des Leasingneugeschäfts im Berichtsjahr 2021 um 18% auf 1,7 Mrd. Euro machte Hirsch indessen nicht Perrings Vorwürfe verantwortlich, sondern in erster Linie die Pandemie. Nachdem aber die Wirtschaft inzwischen gelernt habe, mit der Pandemie umzugehen, habe Grenke die Talsohle im vierten Quartal durchschritten.

Dividendenpläne

Vor diesem Hintergrund schlagen Vorstand und Aufsichtsrat für das vergangene Geschäftsjahr eine Dividende von 51 Cent pro Aktie vor, was im Rahmen einer zehnjährigen Quote von gut 24% liegt. Gegenüber dem Vorjahreswert von 26 Cent kommt dies nahezu einer Verdopplung gleich. Dennoch liegt die Dividende unter dem Niveau der Jahre 2019 und 2018, als 80 Cent je Aktie ausgeschüttet wurden. Das Unternehmen wolle mit seinem Wachstumsplan bis 2024 auch bei der Dividende an „alte Stärken“ anknüpfen, sagte Hirsch.

Grenke strebt in dieser Zeit bekanntlich eine Verdopplung des Nettogewinns auf 140 Mill. Euro und des Leasingneugeschäfts auf 3,4 Mrd. Euro an. Als Grundlage dieses Wachstumskurses nannte Hirsch unter anderem ein enges Händlernetz sowie ein Scoringverfahren, das zur Bonitätseinschätzung der Kunden dient. Auf dieser Basis sei Grenke in der Lage, schnelle Entscheidungen zu treffen und rasch zu liefern. Grenke fokussiert sich dabei auf das kleinvolumige, sehr ertragreiche Leasinggeschäft mit Vertragswerten von durchschnittlich 8000 Euro.

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