Konzernumbau beim Deutsche-Bank-Rivalen

Barclays setzt auf Heimatmarkt

Barclays hat geliefert: Der Rivale der Deutschen Bank kündigte an, von 2024 bis 2026 mehr als 10 Mrd. Pfund an die Aktionäre auszuschütten. Das Institut hat sich ambitionierte Gewinnziele gesetzt. Es wird sich im Zuge einer umfassenden Restrukturierung stärker auf den Heimatmarkt konzentrieren.

Barclays setzt auf Heimatmarkt

Barclays setzt auf den Heimatmarkt

CEO Venkatakrishnan hat ambitionierte Ziele, baut den Konzern um und gibt klares Bekenntnis zur Investmentbank ab

Von Andreas Hippin, London

Barclays hat geliefert: Der Rivale der Deutschen Bank kündigte an, von 2024 bis 2026 mehr als 10 Mrd. Pfund an die Aktionäre auszuschütten. Das Institut hat sich ambitionierte Gewinnziele gesetzt und wird sich im Zuge einer umfassenden Restrukturierung stärker auf den Heimatmarkt ausrichten. An der hauseigenen Investmentbank hält CEO CS Venkatakrishnan dabei eisern fest.

Barclays hat nach einem schwachen Schlussquartal die lang erwartete Neuaufstellung des Geschäfts präsentiert. Beim ersten „Strategie-Update“ seit März 2016 erfüllte CEO CS Venkatakrishnan, der „Venkat“ genannt werden will, viele Anlegerwünsche. Von 2024 bis 2026 will er mehr als 10 Mrd. Pfund in Form von Aktienrückkäufen und Dividenden an die Anteilseigner auskehren. Das entspricht mehr als der Hälfte des aktuellen Börsenwerts der Deutsche-Bank-Rivalin. „Einfach, besser und ausgewogener“ will die Bank nun werden. Das Geschäft auf dem Heimatmarkt rückt stärker in den Fokus.

Barclays
Konzernzahlen nach IFRS
Jahresergebnisse
in Mill. Pfund20232022
Erträge gesamt25.37824.956
Operative Kosten16.93116.730
Wertberichtigungen-1.881-1.220
Vorsteuerergebnis6.5577.012
Nettoergebnis4.2745.023
Cost-Income-Ratio (%)6767
Eigenkapitalrendite (%)9,010,4
Kernkapitalquote (%)13,813,9
Leverage Ratio5,25,3
Bilanzsumme (Mrd.)1.4781.514
Quelle: Barclays

Aktienrückkauf von Barclays fällt größer aus

Am Markt hatte man befürchtet, der mit den Geschäftszahlen des vergangenen Jahres verbundene Rückkauf könnte angesichts der ins Schlussquartal gebuchten Kosten von bereits erfolgten Stellenstreichungen kleiner ausfallen. Doch Barclays übertraf mit einem angekündigten Volumen von 1 Mrd. Pfund den Durchschnitt der Analystenschätzungen, der bei 890 Mill. Pfund gelegen hatte. Die Maßnahmen hätten die Fähigkeit zu Ausschüttungen an die Aktionäre nicht beeinträchtigt, konstatierte Finanzchefin Anna Cross in einer Telefonkonferenz mit Journalisten.

"Maßvolle Ambitionen"

Die Bank will ihre Eigenkapitalrendite (RoTE) bis 2026 auf mehr als 12% steigern. Im laufenden Jahr soll sie mehr als 10% erreichen, nachdem sie im vergangenen Jahr aufgrund von Restrukturierungskosten für den Konzernumbau auf 9,0% gedrückt wurde. Rechnet man die dafür aufgewandten 927 Mill. Pfund heraus, hätte die Eigenkapitalrendite 2023 bei 10,6% gelegen. CEO Venkat sprach von einem Businessplan der „maßvollen Ambitionen“. Barclays „gibt dem Markt in Sachen Aktienrückkauf und RoTE-Ehrgeiz, was er will“, lautete die erste Einschätzung des Jefferies-Bankenexperten Joseph Dickerson.

Schrumpfende Belegschaft

Nur gut ein Drittel der Restrukturierungskosten (340 Mill. Pfund) bezogen sich auf das „Rightsizing“ der Belegschaft. Die Corporate & Investment Bank (CIB) war davon am stärksten betroffen. Der Rest hatte mit nicht mehr benötigten Immobilien und der Abschreibung immaterieller Vermögenswerte zu tun. Was weitere Stellenstreichungen angeht, hielt sich das Management bedeckt. Man habe dafür keinen spezifischen Zielwert, sagte Cross. Seit Mai 2014 ist die Zahl der Mitarbeiter von 139.600 auf 92.400 geschrumpft. Auch andere Großbanken haben ihre Belegschaften in diesem Zeitraum erheblich verkleinert.

Transatlantikbank im Umbruch

Teil des nun vorgestellten Konzernumbaus ist eine Verkleinerung der Investmentbanksparte, aber in weitaus kleinerem Maße als von manchem Investor gefordert. Venkats Vorgänger Jes Staley hatte Barclays zur „Transatlantikbank“ gemacht und dabei auf das einst zum Schleuderpreis akquirierte Nordamerikageschäft von Lehman Brothers aufgebaut. Dabei musste er sich mit dem Shareholder-Aktivisten Edward Bramson herumschlagen, der mit seinem Investmentvehikel Sherborne Investment Management eingestiegen war. Heute ist Barclays die einzige europäische Investmentbank, die an der Wall Street noch eine nennenswerte Rolle spielt.

Verschlankung der Investmentbank

Nun wird das heimische Firmenkundengeschäft aus der Corporate & Investment Bank (CIB) herausgelöst. Die daraus hervorgehende Barclays UK Corporate Bank wird künftig von Matt Hammerstein geführt. Der Anteil des fortan als Barclays Investment Bank firmierenden Investmentbankings an den risikogewichteten Assets soll bis 2026 von zuletzt 58% auf rund 50% zurückgefahren werden. Cathal Deasy und Taylor Wright werden das Geschäft weiterhin gemeinsam führen. Adeel Khan fungiert als Global Head of Markets.

"Die Investmentbank ist fokussiert, wettbewerbsfähig und sie hat die richtige Größe."

CS Venkatakrishnan, CEO Barclays

Fokussierte Investmentbank

Die Investmentbank sei fokussiert, wettbewerbsfähig und sie habe die richtige Größe. So beschrieb Venkat das Geschäft im Presse-Call. „Wir mögen die Investmentbank“, sagte er. Es gehe vor allem darum, das Wachstum der anderen Geschäftsbereiche voranzubringen. Dabei liegt der Fokus auf dem britischen Heimatmarkt. Dafür habe man einen „organischen Plan“. Aus bislang drei Segmenten (Barclays UK, Consumers, Cards & Payments und CIB) werden fünf: Barclays UK, Private Bank & Wealth Management, US Consumer Bank, UK Corporate Bank und Investment Bank.

„Das Vereinigte Königreich hat sich sehr robust gezeigt“, kommentierte Venkat die Entscheidung, das Geschäft auf dem Heimatmarkt stärker in den Mittelpunkt zu rücken. Barclays sei „sehr bullish“, was den Standort angehe. In den kommenden drei Jahren will die Bank 30 Mrd. Pfund ihrer risikogewichteten Assets in das britische Geschäft stecken. Die diesen Monat angekündigte Übernahme der Tesco Bank werde helfen, verlorene Marktanteile im Retailgeschäft wieder aufzuholen, sagte Cross.

Wachstum in der Heimat

Wachstum auf dem Heimatmarkt verspricht sich Barclays auch im Segment Private Bank & Wealth Management. Zuletzt kursierten Gerüchte, die Bank erwäge ein Gebot für Kleinwort Hambros, die britische Privatbank von Société Générale. Auch Lloyds Banking Group, Rathbones und Raymond James wurden als mögliche Interessenten genannt.

Cross nannte neben dem britischen Geschäft auch das Investment Banking als Wachstumstreiber. Zudem werden die Absicherungsgeschäfte (Structural Hedge) weiterhin zur Stabilisierung des Geschäfts beitragen. Rückstellungen für das Autofinanzierungsgeschäft halte man trotz der laufenden Untersuchung der Branche durch die britische Finanzaufsicht derzeit nicht für erforderlich. „Bei uns sind nur sehr wenige Beschwerden eingegangen“, sagte Cross.

Im Schlussquartal hatte Barclays mit ihrem Vorsteuerergebnis die Markterwartungen wegen der Restrukturierungskosten klar verfehlt. Eine unerwartet hohe Nettozinsmarge von 3,07% deutete allerdings an, dass die Richtung stimmt.

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