Britischen Kapitalmarkt-Taskforce

„Das Kapitalangebot für Wachstum ist da“

Die britische Kapitalmarkt-Taskforce will Kleinanleger anzapfen, um Geld für Investitionen zu mobilisieren. Mehr Risikoappetit sei nötig.

„Das Kapitalangebot für Wachstum ist da“

„Das Kapitalangebot für Wachstum ist da“

Neue Ideen der britischen Kapitalmarkt-Taskforce zur Mobilisierung von Investitionen

hip London

Großbritannien wird 100 Mrd. Pfund mehr pro Jahr investieren müssen, um in den kommenden zehn Jahren ein Wirtschaftswachstum von 3% erreichen zu können. Zu diesem Ergebnis kommt die britische Kapitalmarkt-Taskforce CMIT, der Führungskräfte der Finanzbranche und ihrer Dienstleister angehören, in ihrem in der Londoner City mit Spannung erwarteten Bericht „Die Kapitalmärkte von Morgen“.

Zu den vier Themen, auf die sich die Taskforce konzentrieren will, gehört, „die Macht der britischen Kleinanleger zu entfesseln“. Der Aktienbesitz in Kleinanlegerhand sei in den vergangenen Jahren zurückgegangen. Von den steuerbegünstigten ISA-Sparplänen (Individual Savings Account) werde nur rund ein Drittel für Aktien genutzt. Einer der Gründe sei, dass es aus regulatorischen Gründen immer weniger Research zu kleinen und mittelgroßen Gesellschaften gebe.

Sparplan für britische Aktien

Zu den Forderungen der CMIT gehört ein ISA-Produkt, das sich auf britische Aktien bezieht, die Reform der Prospektrichtlinien und die Schaffung einer Research-Plattform, die einerseits Firmen ermögliche, Research über sich in Auftrag zu geben, und andererseits Kleinanlegern mehr Zugang zu solchen Studien verschaffe.

Doch Medienberichten zufolge hat die neue britische Regierung das schon länger diskutierte Thema UK ISA stillschweigend fallengelassen. „Der UK ISA hätte zusätzliche Komplexität gebracht, ohne großen Nutzen für viele zu schaffen“, sagte Dan Olley, der CEO der Investmentplattform Hargreaves Lansdown dazu.

Risikoappetit stärken

Der immer noch von der Finanzkrise belastete Risikoappetit muss der Taskforce zufolge wiederhergestellt werden. Für funktionierende Kapitalmärkte sei es unerlässlich, dass in angemessenem Umfang und auf informierte Weise entlohnte Risiken eingegangen werden.

Zu den Bereichen, in die zum Teil wesentlich mehr Geld fließen müsse, gehören der Wohnungsbau, für den die Taskforce zwischen 20 Mrd. und 30 Mrd. Pfund jährlich angesetzt hat, die Energiewende (50 Mrd. Pfund) und die Wasserversorgung (8 Mrd. Pfund). Zudem brauche man 20 Mrd. bis 30 Mrd. Pfund Risikokapital pro Jahr, um für einen steten Strom von Wachstumsunternehmen zu sorgen. „Das Kapitalangebot für Wachstum ist da“, lautet die Botschaft des City-Veteranen Nigel Wilson, unter dessen Führung der Bericht erstellt wurde. Wilson ist Chairman der Immobiliengesellschaft Canary Wharf Group. „Die Herausforderung besteht darin, das Vereinigte Königreich zu einem wettbewerbsfähigen Markt zu machen, in den man investiert“, schreibt Wilson im Vorwort des Berichts. Das erreiche man, indem man für die beste Regulierung und die am besten funktionierenden Kapitalmärkte sorge.

Großbritannien habe erstklassige Universitäten und das Potenzial, Wachstumsunternehmen in Bereichen wie Erneuerbare Energien, Biotechnologie oder Künstliche Intelligenz hervorzubringen. Bislang sei dort aber noch keine Apple oder Microsoft entstanden. Jede dieser Gesellschaften habe einen Börsenwert, der den des FTSE 100 insgesamt übertreffe.

Reichlich Börsenkandidaten

Es gebe 20 oder 30 große Wachstumsfirmen wie Octopus oder Monzo, die noch nicht an die Börse gegangen seien. Zudem gebe es zahlreiche Gesellschaften, die von Finanzinvestoren vom Kurszettel gestrichen wurden. Sie könnten wieder an die Börse gebracht werden.

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