Großfusion zweier Volksbanken gescheitert
sck München – Der Zusammenschluss zweier Volks- und Raiffeisenbanken in Bayern zu einem bundesweit großen Gebilde ist geplatzt. Das Scheitern des Vorhabens der Meine Volksbank Raiffeisenbank mit Sitz in Rosenheim und der Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte aus Ingolstadt ist erst jetzt an die Öffentlichkeit gelangt. Die Entscheidung, die Fusion abzublasen, fiel in der zweiten Januarhälfte. Auf der Internetseite der Adresse aus dem oberbayerischen Rosenheim findet sich dazu allerdings nur ein versteckter Hinweis unter der Rubrik „Verschmelzung.“ Darin heißt es mit Datum vom 19. Januar: Den Zusammenschluss werde es „nicht geben“. Es habe „sich gezeigt, dass die Arbeitsweisen und organisatorischen Abläufe in beiden Häusern sehr unterschiedlich sind. In Anbetracht der aktuellen Herausforderungen erscheint es nicht möglich, die gesteckten Ziele zeitnah zu realisieren. Aus diesem Grund haben sich Vorstand und Aufsichtsrat beider Häuser entschlossen, die Verschmelzung nicht weiter zu verfolgen.“ Darüber berichtete jüngst „Finanz-Szene“.
Das Duo hatte vorgehabt, mit einer Bilanzsumme von gemeinsam nahezu 16 Mrd. Euro im bundesdeutschen Geno-Verbund Rang 3 einzunehmen nach der Berliner Volksbank (Platz 2) und der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (Platz 1).
Auf Nachfrage der Börsen-Zeitung wollten sich beide genossenschaftlichen Primärinstitute zu den Gründen nicht näher äußern. Die Absage der Fusion erfolgte rund fünfeinhalb Monate nach dem angekündigten Plan (vgl. BZ vom 2.8.2022). Im Lager der sehr heterogenen Kreditgenossen ging das vergleichsweise schnell. Andere Adressen benötigten viel länger, um festzustellen, dass man doch nicht zusammenpasst.
Im Sommer vergangenen Jahres suggerierten Meine Volksbank Raiffeisenbank und die Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte nach außen, ihre Fusion wäre die Krönung einer Erfolgsgeschichte. In den Konsolidierungsprozess unter den Kreditgenossen in Bayern wäre mit der Realisierung des Plans viel Bewegung gekommen. Die Rosenheimer sind unter den Primärbanken des Verbunds im Freistaat die Nummer 1, die Ingolstädter stehen auf Platz 4. Ursprünglich beabsichtigten sie, im Herbst 2023 zu verschmelzen.
Rückschlag für Altmüller
Für den im Verbund gut vernetzten Wolfgang Altmüller ist die geplatzte Fusion ein persönlicher Rückschlag. Der Vorstandsvorsitzende der Meine Volksbank Raiffeisenbank wäre mit dem Zusammenschluss beider Häuser zum CEO des neuen Gebildes aufgestiegen. Die Rosenheimer sind deutlich größer als die Kreditgenossen in Ingolstadt. Womöglich trat Altmüller vor diesem Hintergrund manchen zu bestimmend auf. Der 56-Jährige galt als treibende Kraft der Fusion. Altmüller ist auch Lobbyist. Er ist seit 2016 Vorsitzender des Verbandsrats des Genossenschaftsverbands Bayern und seit Anfang Februar auch offiziell in gleicher Position beim Dachverband BVR. Die zeitliche Kongruenz der Ereignisse legt den Verdacht nahe, dass die Rosenheimer sich darum bemühten, das Scheitern so lange wie möglich zu verdecken.