ESG

Grünes Banking hat seinen Preis

Ist jeder zweite Deutsche bereit, für nachhaltige Produkte und Services einen Aufpreis zu zahlen, so sehen das weitaus weniger so bei entsprechenden Finanzangeboten. Nur jeder Dritte würde mehr ausgeben.

Grünes Banking hat seinen Preis

fir Frankfurt

Nachhaltige Bankprodukte sind zwar hocherwünscht, dürfen aber nach Ansicht der meisten Verbraucher nicht mehr kosten. Zugleich entzieht jeder Zweite einer Bank das Vertrauen, die ihre Anstrengungen auf ökologischem und so­zialem Feld nicht darlegt. Das zeigt die von der TeamBank in Auftrag gegebene Studie „Liquidität 50 plus“, für die 3158 Bundesbürger befragt wurden.

Jüngere würden mehr geben

So sind zwar generell 52% der Teilnehmer bereit, mehr für nachhaltige Produkte auszugeben, allerdings behaupten das nur 32% von sich, wenn es um ein entsprechendes Bankprodukt geht (siehe Grafik).  Am ehesten nehmen hier die Jüngeren höhere Kosten oder geringere Renditen in Kauf. Bei den 18- bis 29-Jährigen sind es 45%. Doch mit zunehmendem Alter schwindet diese Bereitschaft. Obwohl 87% der über 50-Jährigen die Erwartung hegen, dass sich Unternehmen aller Branchen mit dem Klimawandel auseinandersetzen sollen, würden von ihnen nur 27% finanzielle Einbußen hinnehmen. Weitaus mehr, nämlich die Hälfte dieser Altersklasse, ist hingegen jenseits von Finanzprodukten willens, für nachhaltige Waren höhere Preise zu zahlen. Wer unter 30 ist, tut sich damit noch weitaus weniger schwer. 64% derjenigen sagen, beispielsweise für einen nachhaltig produzierten Pullover oder eine stromsparende Küchenmaschine mehr auszugeben.

„Bei Finanzdienstleistungen ist das Bewusstsein der Kundinnen und Kunden für ökologisch-soziale Standards noch nicht ganz so ausgeprägt wie in anderen Lebensbereichen. Aber dieser Bereich wird nachziehen“, wird der Vorstandsvorsitzende der TeamBank, Frank Mühlbauer, zitiert. Seines Erachtens ist es deshalb umso wichtiger, Nachhal­tigkeitsaspekte in allen Produkten und Dienstleistungen einzubringen. „Denn schon heute hängt das Vertrauen vieler Menschen in ihre Bank daran, ob das Unternehmen seiner gesellschaftlichen Verantwortung ge­recht wird.“

Stimmung sinkt

Die Erhebung zeigt darüber hinaus, dass die Deutschen ihre finanzielle Lage weniger gut als vor einem Jahr, aber noch immer positiv betrachten. Das alljährlich erhobene TeamBank-Liquiditätsbarometer, in das die Stimmung der Bürger bezüglich der aktuellen wie der künftigen finanziellen Situation einfließt, sei so niedrig wie seit der Etablierung im Jahr 2013 nicht mehr, heißt es. Binnen Jahresfrist hat der Index demnach mehr als die Hälfte eingebüßt und kommt nach einst 27,75 nun nur noch auf 13,5 Punkte. Das ist den Angaben zufolge auch, aber nicht nur auf die Coronakrise zurückzuführen. Gab die Stimmung in allen Altersgruppen nach, so macht sich bei den über 50-Jährigen ein besonders starker Abschwung um 75% auf 4,25 Punkte bemerkbar.

Zugleich haben sich in der Pandemie mehr Bürger einen besseren Überblick über ihre Finanzen verschafft, hält die Studie weiter fest. Sie hätten im Lockdown die eigene Situation und ihre Prioritäten überdacht und neu bewertet.