Kreditwirtschaft

Hannoversche federt Kurswertberichtigungen ab

Die Hannoversche Volksbank hat Kurswertberichtigungen im Eigenanlagenbestand infolge der Zinswende 2022 abgefedert. Gewinn und Kapitalkennziffer bleiben stabil. Für 2023 zeigt das Institut Zuversicht.

Hannoversche federt Kurswertberichtigungen ab

Die Hannoversche Volksbank hat im vorigen Geschäftsjahr infolge der Zinswende der Notenbank Wertberichtigungen auf ihre Wertpapieranlagen von 54 Mill. Euro vorgenommen, das Ergebnis unter dem Strich und die Kapitalkennziffer aber stabil halten können. Wie die mit einer Bilanzsumme von 8,2 Mrd. Euro größte genossenschaftliche Primärbank in Norddeutschland am Mittwoch mitteilte, landete der Jahresüberschuss trotz eines negativen Swing von 56,6 Mill. Euro beim Bewertungsergebnis aus dem Kredit- und Wertpapierbestand mit 16,4 (i.V. 16,3) Mill. Euro auf dem Vorjahresniveau.

Das Bewertungsergebnis des eigenen Wertpapierbestands wurde durch zinsinduzierte Kurswertberichtigungen geprägt, wie Vorstandssprecher Jürgen Wache im Gespräch mit der Börsen-Zeitung erklärte. Bewertet wurden die eigenen Anlagen, die sich im Umlaufvermögen befänden, wie in der Vergangenheit nur auf Basis des Niederstwertprinzips. Zugleich sei den temporären Abschreibungen mit 30 Mill. Euro ein Teil des „flexiblen“ Eigenkapitals aus 340f-HGB-Reserven gegenübergestellt worden. In den Folgejahren bis zur Fälligkeit der betroffenen Wertpapiere werde man von Zuschreibungen profitieren, die jeweils in die Eigenmittel fließen würden.

Wache meinte, die Bank habe den für die Eigentümer fairsten und transparentesten Weg im Umgang mit dem Zinsschock gewählt und auf Umwidmungen ins Anlagevermögen oder auf die Auflösung von Reserven aus Derivaten verzichtet. Wertberichtigungen von 24 Mill. Euro würden gegen den Gewinn gestellt.

Aus dem Jahresüberschuss soll wieder eine Dividende von 5,5% an die Mitglieder gezahlt werden. Eine Kürzung könne als falsches Signal aufgefasst werden, meinte der Bankchef. Das Institut verdiene mit einem Betriebsergebnis von 0,84% der Durchschnittsbilanzsumme innerhalb des genossenschaftlichen Primärbankenverbundes überdurchschnittlich, verfüge mit 64,1 (64,9)% über ein gutes Aufwand-Ertrags-Verhältnis und wachse in einem interessanten Markt.

Der Rückgriff auf die Reserven wurde durch zusätzliche Geschäftsguthaben in gleichem Umfang ausgeglichen. Eine Ausweitung der Beteiligungsmöglichkeit von 10 auf 20 Anteile zu jeweils 50 Euro trug zu einem Anstieg der Eigentümerzahl um netto 2200 auf 126200 bei. Die gezeichneten Geschäftsanteile verdoppelten sich den Angaben zufolge nahezu auf 1,3 Millionen. Infolge des neuen Geschäftsguthabens blieb die Gesamtkapitalkennziffer mit 13,92 (13,96)% im Vorjahresvergleich quasi unverändert.

Das Eigenkapital der Volksbank werde weiterhin allen aufsichtsrechtlichen Anforderungen gerecht. Vorstandschef Wache betonte, auf dieser Basis könne man weiter wachsen. Er fügte aber hinzu, dass es in Anbetracht strengerer Eigenmittelanforderungen der Aufsicht Ziel in den kommenden Jahren sein werde, die im Volks- und Raiffeisenbankenvergleich unterdurchschnittliche Kennziffer auf über 15% zu erhöhen. Dies will die Bank durch sukzessive Ertragsthesaurierung erreichen.

Dass das Betriebsergebnis vor Bewertung 2022 mit 69,4 Mill. Euro um fast 10% höher ausfiel, lag teilweise auch an einer Auflösung von Rückstellungen aus den Vorjahren. Infolge der Zinswende und dem starken Rückgang des Baufinanzierungsgeschäfts rechnet Wache 2023 mit einer Halbierung des 2022 um gut 11% auf 643 Mill. Euro gestiegenen Kreditneugeschäfts auf rund 300 Mill. Euro. Der Zinsüberschuss, im vorigen Jahr bei Verzicht auf eine Spezialfondsausschüttung um 0,7% auf knapp 139 Mill. Euro gestiegen, soll durch Erträge aus Geschäften in den Vorjahren aber weiter zulegen. Das Betriebsergebnis vor Bewertung will die Bank mittelfristig über die 1%-Marke, gemessen an der Durchschnittsbilanzsumme, hieven.

In den Zahlen für 2022 ist das im vorigen Jahr übernommene Ritterschaftliche Kreditinstitut Stade, das 2021 auf eine Bilanzsumme von 336 Mill. Euro kam, noch nicht enthalten. Da das Institut über eine Pfandbrieflizenz verfügt, kann die aktivlastige Hannoversche Volksbank ihre Refinanzierungsbasis erweitern. Wie am Mittwoch weiter bekannt wurde, wird die Volksbank mit Anteilen über 75% neuer Hauptaktionär der IMMAC Holding. Das vor über 25 Jahren gegründete Hamburger Investmentunternehmen für Immobilien im Gesundheits- und Pflege-Sektor geht im Zuge eines Führungswechsels zu 80% an neue Gesellschafter, zu denen auch die Volksbank in Schaumburg und Nienburg gehört. Minderheitseigentümer mit 20% bleibt die Profunda Vermögen des IMMAC-Gründers und bisherigen Aufsichtsratsvorsitzenden Marcus Schiermann. Zum Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht.

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