Haspa-Chef kritisiert Bankenregulierung
Haspa-Chef kritisiert Bankenregulierung
Größte deutsche Sparkasse appelliert an BaFin – Höherer Provisionsüberschuss lässt Ergebnis steigen
Die Hamburger Sparkasse dringt auf Lockerungen bei der Bankenregulierung. Der antizyklische Kapitalpuffer und der wohnwirtschaftliche Systemrisikopuffer gehörten abgeschafft, so Haspa-Chef Harald Vogelsang angesichts von Konjunkturflaute und Wohnmarktlage. Die Ertragslage der Hamburger hat sich leicht verbessert.
ste Hamburg
Die Hamburger Sparkasse (Haspa) hat im vergangenen Geschäftsjahr vor allem dank eines Bestwerts beim Provisionsüberschuss ihr Ergebnis nach Steuern um knapp 9% auf 125 Mill. Euro gesteigert. Vorstandssprecher Harald Vogelsang verweist im Gespräch mit der Börsen-Zeitung auf die aktuellen Rahmenbedingungen sowie auf magere Resultate der größten deutschen Sparkasse vor einigen Jahren und spricht von einem erfreulichen Ergebnis. Das reiche aber auf lange Sicht noch nicht aus, um genügend Eigenkapital und einen ausreichenden Puffer für schwierige Zeiten bilden zu können.
Puffer abschaffen
Vogelsang moniert den auf inzwischen 70 Mill. Euro gestiegenen jährlichen Aufwand im Zusammenhang mit Regulierung und übt harsche Kritik an Regeln für die Kreditwirtschaft in Deutschland. „Was auf nationaler Ebene reguliert wird, passt nun überhaupt nicht mehr in die Zeit und behindert die Branche“, sagt der 66-Jährige, der auch Präsident des Hanseatischen Sparkassen- und Giroverbandes ist. Beispiele seien die beiden Puffer, an denen die Aufsicht BaFin festhalte.
„Man kann sich beim besten Willen nicht erklären, warum die wahrscheinlich zukünftige Bundesregierung ein Milliardenpaket für Investitionen beschließt, die deutsche Finanzaufsicht aber als weisungsgebundene Behörde einen antizyklischen Kapitalpuffer scharf hält, der überschäumende Konjunktur bremsen soll“, kritisiert Vogelsang. Zudem verhindere der wohnwirtschaftliche Systemrisikopuffer dringend benötigten Wohnungsbau. „Deshalb gehört er abgeschafft.“
Schlechte Industriepolitik
Von einem Lamento könne keine Rede sein, sagt er weiter. „Lamentieren hört sich immer so an, als wenn jemand klagt, ohne zu leiden.“ Das sei mit Blick auf die Bankenregulierung nicht der Fall. „Wir äußern harte Kritik, denn die Regulatorik führt ja auch dazu, dass die Deutsche Bank im internationalen Ranking kontinuierlich Jahr für Jahr weiter zurückfällt.“ Die Deutsche Bank habe auch hinreichend in den Medien beschriebene Fehler begangen, „aber das Zurückfallen der Bank im internationalen Ranking ist aus meiner Sicht zum Großteil auf die Regulierung hierzulande zurückzuführen“. Die USA hätten in der Zwischenzeit genau das Gegenteil bewirkt, die Franzosen auch. „Wir machen in Deutschland eine extrem schlechte Industriepolitik über alle Branchen hinweg, auch im Bankensektor.“
Die Haspa beschäftigt nach Angaben ihres Vorstandssprechers inzwischen rund 200 Menschen, die sich nur um die Auswirkungen der Bankenregulierung kümmerten. „Wir wären schon glücklich, wenn der Aufwand nicht weiter steigen würde“, betont Vogelsang, der nach eigenen Angaben jedoch nicht damit rechnet.
Ertrag steigt stärker als Aufwand
Nach dem Ende der Null- und Negativzinsphase und im Zuge von Maßnahmen zur Kostensenkung und Effizienzsteigerung, die 2019 unter dem Programmtitel „Spring“ initiiert wurden, hat sich die Ertragslage der Sparkasse aber in den vergangenen drei Jahren entspannt. „Wir müssen mit Tarifsteigerungen und allgemeinen Kostenentwicklungen umgehen, aber unser Gesamtaufwand steigt unterproportional zum Ertrag“, teilt der Haspa-Chef mit. „Das sind gute Voraussetzungen für eine vernünftige Ertragsentwicklung.“

Im laufenden Jahr will die Haspa, deren Aufwandsquote mit gut 65% beispielsweise über dem Niveau einer Sparkasse Bremen (rund 53%) liegt, die ebenfalls zur kleinen Gruppe der freien, privatrechtlich aufgestellten Sparkassen in Deutschland gehört, beim Ergebnis an das Niveau 2024 anschließen. „Wenn wir 2025 das gleiche Ergebnis wie im vergangenen Jahr erreichen sollten, wären wir sehr zufrieden“, sagt Vogelsang und verweist auf schwierige Rahmenbedingungen mit der längsten Konjunkturflaute seit Jahrzehnten, mit sinkenden Zinsen sowie mit „weltpolitischen Unebenheiten wie seit 1945 nicht mehr“.
100 freie Stellen
Um dem Kostenauftrieb zu begegnen, will die Haspa den Provisionsüberschuss weiter steigern. Wie stark der Personalaufwand wachse, werde auch davon abhängen, wie viele der aktuell 100 freien Stellen besetzt werden könnten, so Vogelsang mit Verweis auf die demografische Entwicklung. Die Sparkasse, die auf rund 4.500 Beschäftigte kommt, geht davon aus, bis 2033 etwa 2.500 Menschen altersbedingt zu verlieren.
Mithilfe des Sparkassen-IT-Dienstleisters Finanz Informatik, durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz und durch weitere Automatisierung werde man sich in den kommenden Jahren verschlanken können. Der noch bis Ende 2026 amtierende Haspa-Chef geht aber davon aus, dass das Institut 1.500 bis 2.000 Mitarbeiter, die in den Ruhestand gehen, ersetzen wird. Laut Vogelsang hat die Haspa aktuell Bewerbungen „deutlich über das Maß hinaus, das wir brauchen“. Nach dem Stellenabbau im Zusammenhang mit dem „Spring“-Programm baue man inzwischen wieder Personal auf. Im Private Banking, im Immobilien- und Unternehmenskundengeschäft wachse die Sparkasse deutlich.
Filialnetz stabil
Überlegungen, das in den vergangenen Jahren auf 100 Standorte gekürzte Filialnetz weiter auszudünnen, gibt es Vogelsang zufolge nicht. Alle Filialen rechneten sich, das stabile Filialnetz stärke „uns in unsicheren Zeiten als Vertrauensmarke“. Deshalb sei der Einlagenbestand 2024 auch um 1 Mrd. Euro gestiegen.
Dass die Bilanzsumme um 3 Mrd. auf 56,7 Mrd. Euro sank, lag laut Haspa-Chef am Auslaufen der letzten EZB-Offenmarktgeschäfte aus der Nullzinsphase. Der Rückgang der Kundenforderungen um 1 Mrd. auf 35,6 Mrd. Euro resultiere aus der Summe der Kredittilgungen, die den Anstieg des Kreditneugeschäfts um 1,3 Mrd. auf 5,3 Mrd. Euro übertraf.
Vorsorge im Rahmen
Mit Blick auf die Konjunkturflaute plant die Haspa 2025 mit einem gleichen Budget von 100 Mill. Euro für die Kreditrisikovorsorge wie für das vorige Jahr. Mit 94 Mill. Euro im Jahr 2024, einschließlich Pauschalwertberichtigungen von 12 Mill. Euro für potenzielle Kreditausfälle in der Zukunft, bewegte sich die Risikovorsorge im Rahmen der Haspa-Planungen. Nach den Worten von Vorstandschef Vogelsang soll das Jahresergebnis in den kommenden Jahren – Normaljahre ohne besonders schwierige Rahmenbedingungen vorausgesetzt – schrittweise gesteigert werden.