Landesbank-Chef überrascht mit Offenheit

Rückzugsgefechte „fehl am Platz“

Helaba-Chef Thomas Groß plädierte vor Frankfurter Journalisten angesichts der geopolitischen Herausforderungen für die Besinnung auf europäische Werte. Beim Thema Vielfalt werde sein Haus keine Rolle rückwärts machen.

Rückzugsgefechte „fehl am Platz“

Rückzugsgefechte „fehl am Platz“

Helaba-Chef Groß offen für europäische Bankenkonsolidierung und Sicherungssystem

cka Frankfurt

Bericht Seite 4

„Mehr Europa wagen“ lautete das Eingangsplädoyer von Helaba-Vorstandschef Thomas Groß am Abend des 21. Januars anlässlich seines Besuchs beim Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten (ICFW). Denn das geopolitische Umfeld bleibe auch angesichts der zu erwartenden Maßnahmen von US-Präsident Donald Trump „schwierig“. Die wirtschaftspolitischen Verschiebungen seien für Europa eher nicht positiv.

Projekt Europa wahren

„Wir müssen das Projekt Europa und unsere Werte wahren und den Weg der Vielfalt gehen.“ Damit spielt Groß auf die jüngste Bewegung aus den USA gegen „Diversity, Equity and Inclusion“ (DEI)-Initiativen an, die bereits seit der Wahl Trumps von Tech-Konzernen wie Meta reduziert oder komplett verworfen worden sind. Der Landesbank-Chef bezieht klar Position: „Eine Rolle rückwärts wird es bei der Helaba nicht geben.“ Überraschend offen zeigte sich Groß für die Konsolidierung des europäischen Bankenmarkts. „Es ist nicht die alleinige Antwort, aber ein klassischer Rückzugsmechanismus ist fehl am Platz.“ Sein Haus begreife sich ebenso als europäisches Institut.

Fürsprecher europäischer Konsolidierung

Der Finanzplatz Frankfurt werde gemäß seiner Erwartung auch nicht unter der Konsolidierung leiden, die befürchtete Übernahme der Commerzbank durch die Unicredit mit eingeschlossen. Gleichwohl geht Groß nicht davon aus, dass der deutsche Bankenmarkt in den kommenden fünf Jahren profitabler wird.

Ebenso offen zeigte sich Groß gegenüber einer gemeinsamen europäischen Einlagensicherung (Edis) als integraler Bestandteil der Europäischen Bankenunion. Bisher galt der Großteil der deutschen Kreditwirtschaft als Kritiker dieses Systems. Die Banken sehen die Gefahr in der Vergemeinschaftung von Risiken, für deren Begrenzung sich nicht alle Mitglieder des Sicherungssystems gleichermaßen einsetzen würden. So hatten sich im September fünf Verbände der deutschen Kreditwirtschaft unter anderem zusammen mit dem französischen Bankenverband an das EU-Parlament gewandt, mit der Bitte, Tempo aus dem Edis-Gesetzgebungsverfahren zu nehmen.

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