Helaba verdient so viel wie nie
Helaba verdient so viel wie nie
Trotz hoher Risikovorsorge im Immobiliensektor steigt Vorsteuergewinn auf 722 Mill. Euro – Für 2024 vergleichbares Ergebnis angepeilt
fir Frankfurt
Die Landesbank Hessen-Thüringen hat 2023 mehr denn je verdient, trotz hoher Belastungen im Immobiliengeschäft. Starke Zinseinnahmen trieben den Vorsteuergewinn um 14% auf 722 Mill. Euro. Ein ähnlich hohes Ergebnis peilt die Landesbank auch für das laufende Jahr an.
Mit 722 Mill. Euro vor Steuern hat die Helaba 2023 trotz hoher Risikovorsorge für Immobiliengeschäfte ihr bislang bestes Jahresergebnis erzielt. 14% mehr als im Jahr zuvor verdiente die Landesbank vor allem dank deutlich gestiegener Zinseinnahmen, aber auch günstiger Fair-Value-Bewertung. Ende August hatte der Konzern noch ein Vorsteuerergebnis „am oberen Rand“ der Spanne von 500 Mill. bis 700 Mill. Euro in Aussicht gestellt.
„Wir haben 2023 unser bislang bestes Ergebnis erzielt – und das trotz der für unser Geschäft nicht einfachen Lage an den Immobilienmärkten“, kommentierte Vorstandsvorsitzender Thomas Groß das Resultat am Donnerstag auf der Bilanzpressekonferenz. Namen wurden keine genannt, doch ist davon auszugehen, dass vor allem Finanzierungen von Immobilien des gescheiterten Signa-Konzerns von René Benko der Helaba die Probleme eingebrockt haben.
Frankfurter Sparkasse profitiert von Zinsanstieg
Das höchste Vorsteuerergebnis trug das Geschäftssegment Corporates & Markets mit mehr als 400 Mill. Euro bei, was aber unter dem Vorjahreswert lag. Es folgte Retail & Asset Management mit 368 Mill. Euro, nahezu eine Verdopplung gegenüber 2022. Hier machte sich der Zinsanstieg im Ergebnis der Frankfurter Sparkasse bemerkbar. Im Immobiliensegment drückte die deutlich aufgestockte Kreditrisikovorsorge auf das Ergebnis.
Zinsüberschuss künftig rückläufig
Der Zinsüberschuss wird in der Erwartung der Helaba voraussichtlich in den nächsten Jahren zurückgehen. Bis auf Weiteres gehe er davon aus, dass 2023 „den Peak des Zinsüberschusses“ markiere, sagte Groß. 1,84 Mrd. Euro hatte die Bank hier eingenommen, 30% mehr als 2022. Alles in allem zeigte sich Groß positiv gestimmt, trotz zu erwartender rückläufiger Zinseinnahmen und trotz der Widrigkeiten an den Immobilienmärkten und geopolitischer Spannungen. „Die konjunkturelle Lage in Deutschland und in der Welt ist besser, als die aktuelle Stimmung vermuten lässt“, sagte der CEO. Er verwies auf ermutigende Frühindikatoren und die zurückgehende Inflation.
Helaba | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 2023 | 2022 |
Zinsüberschuss | 1.840 | 1.417 |
Provisionsüberschuss | 536 | 533 |
Risikovorsorge | 448 | 162 |
Ergebnis aus als Finanzinvestitionen gehaltenen Immobilien | 207 | 207 |
Ergebnis aus der Fair-Value-Bewertung | 207 | 111 |
Ergebnis aus at Equity bewerteten Unternehmen | −13 | −4 |
Sonstiges Ergebnis | 103 | 183 |
Verwaltungsaufwand (inkl. planmäßiger Abschreibungen) | 1.711 | 1.652 |
Konzernergebnis vor Steuern | 722 | 633 |
Cost-Income-Ratio (%) | 59,4 | 67,5 |
Bilanzsumme (in Mrd.) | 202 | 212 |
Mittelfristig 750 Mill. Euro
Für das laufende Jahr nimmt sich die Helaba ein vergleichbar hohes Vorsteuerergebnis wie 2023 vor. Mittelfristig peilt sie aber weiterhin über 750 Mill. Euro an. Dieses Ziel hatte sie im Oktober ausgegeben, als sie sich für Vorsteuerergebnis, Provisionsergebnis und Verbundnutzen höhere Ziele setzte und seitdem jeweils 750 Mill. Euro pro Jahr statt 500 Mill. Euro anpeilt.
Stille Einlagen im Fokus
Was die Diskussion mit der Aufsicht über die Einstufung der stillen Einlagen angeht, welche das Land Hessen 1998 und 2005 in die Bank eingebracht hatte, so sagte Groß, dass er keine maßgeblichen Auswirkungen auf das Geschäftsmodell und auf die Zahlen erwarte. Zu möglichen Änderungen der Eigentümerstruktur äußerte er sich ausweichend. Aktuell sind Sparkassen zu 88% Eigner der Helaba. Allein der Sparkassen- und Giroverband Hessen-Thüringen (SGVHT) hält 68,85%. Das Land Hessen hält 8,1%, der Freistaat Thüringen 4,05%.
Die Bankenregulierung EBA hatte zuletzt eine auf das Jahr 2011 zurückgehende Regelung zwischen ihr, der Helaba, der EZB und der Finanzaufsicht BaFin infrage gestellt, der zufolge stille Einlagen sämtliche Anforderungen der Kapitaladäquanzverordnung (CRR) an CET1-Kapital erfüllen, also als hartes Kernkapital behandelt werden. Vorausgegangen war dem eine EBA-Untersuchung der Kapitalstruktur europäischer Banken. Laut Helaba hat eine Arbeitsgruppe der Bank und ihrer Träger ein Konzept ausgearbeitet und Ende 2023 Eckpunkte in den Bankgremien vorgestellt, die positiv beschieden worden seien. Sie würden im Jahresverlauf umgesetzt, sagte Groß nun. Beobachter mutmaßen, dass zumindest Teile der stillen Einlagen, bei denen es sich um 2 Mrd. Euro handelt, in andere Kapitalformen umgewandelt werden. Eine Lösung wird für diesen Sommer erwartet.