Hundert Milliarden zusätzlich im Coronajahr

Sparvolumen liegt weit über dem langjährigen Durchschnitt - Großteil geht auf das Bankkonto, doch ein Teil fließt in Aktien

Hundert Milliarden zusätzlich im Coronajahr

Für das zurückliegende Jahr zeichnet sich immer deutlicher ab, dass die deutschen Haushalte wohl einen dreistelligen Milliardenbetrag zusätzlich in der Coronakrise angespart haben. Die Geldanlage in Aktien kommt laut Bundesbank allmählich in Fahrt, während Fonds und Versicherungen auf Normalniveau verharren.jsc Frankfurt – Das neu angesparte Vermögen ist im Zuge der Coronakrise im zurückliegenden Jahr deutlich gestiegen: Hatten die privaten Haushalte in Deutschland im gesamten Jahr 2019 noch 268 Mrd. Euro neu angelegt, so haben sie diese Marke im Coronajahr bereits in den ersten neun Monaten mit 287 Mrd. Euro übertroffen, wie die Deutsche Bundesbank am Freitag berichtet hat. Wird der bisherige Trend in der Coronakrise auf das vierte Quartal fortgeschrieben, zeichnet sich ein Überschuss im dreistelligen Milliardenbereich ab (siehe Grafik).Das Geld fließt weiterhin vor allem auf das Bankkonto: Von Anfang Januar bis Ende September kamen 138 Mrd. Euro der neu angelegten Mittel der Kategorie des Bargelds und der Einlagen zugute, also annähernd die Hälfte der beiseitegelegten Vermögen und annähernd ein Drittel mehr, als angesichts des langfristigen Trends zu erwarten gewesen wäre. Aktien und sonstigen Beteiligungen kamen auf Neunmonatssicht mit 41 Mrd. Euro ungefähr doppelt so viel zugute wie die Entwicklung der Vorjahre nahelegt. Gerade ausländische Titel waren dabei zuletzt gefragt. Investmentfonds, die seit Jahresbeginn netto 28 Mrd. Euro erzielten, sowie Versicherungen und Altersvorsorgesysteme, die im gleichen Zeitraum 66 Mrd. Euro einsammelten, liegen nur geringfügig über den langfristigen Trend.Die angesparten Vermögen fehlen im Konsum: Die Bundesbank hatte erst im Dezember eine Sparquote von 16,8 % für 2020 prognostiziert, nachdem der Wert in den Vorjahren um die Marke von 10 % gependelt war. Die zusätzlich angesparten Mittel machen mehrere Prozentpunkte des Bruttoinlandsproduktes aus und haben somit erheblich zum Konjunktureinbruch beigetragen. Nach Einschätzung der Bundesbank halten die Haushalte ihre Mittel zusammen, weil ihnen in der Coronakrise die Möglichkeiten zum Konsum fehlen.Das Geldvermögen stieg vom Jahresbeginn bis Ende September wegen Kursverlusten im März nur um 234 Mrd. Euro, erreichte mit 6,74 Bill. Euro per Ende September gleichwohl einen neuen Höchststand. Weil die Börsenkurse bis zur Jahreswende gestiegen sind und die Haushalte weiterhin viel Geld zur Seite gelegt haben, dürfte sich diese Summe seither noch einmal deutlich erhöht haben – die DZ Bank rechnet mit 7,1 Bill. Euro per Jahresende.Dem positiven Vermögen stehen jedoch Schulden gegenüber: Den Kreditbestand bauten die privaten Haushalte im dritten Quartal um 27,5 Mrd. Euro auf 1,92 Bill. Euro aus. Pro Kopf gerechnet besitzt jeder Mensch in Deutschland ein Geldvermögen von 81100 Euro, das sich nach Abzug der Verbindlichkeiten auf 57 800 Euro reduziert. Firmen stehen in der KreideWährend die privaten Haushalte sparen und sparen, schwankt der Wert bei den Unternehmen deutlich: 115 Mrd. Euro haben nicht-finanzielle Kapitalgesellschaften im dritten Quartal angelegt, nachdem sie im zweiten Jahresviertel, also in der ersten Welle der Coronakrise, noch ein Vermögen von 7 Mrd. Euro aufgelöst hatten. Unterm Strich sind deutsche Unternehmen deutlich verschuldet: Einem positiven Geldvermögen von 4,92 Bill. Euro stehen gestiegene Verbindlichkeiten von 6,87 Bill. Euro gegenüber, so dass die Firmen unterm Strich mit 1,95 Bill. Euro in der Kreide stehen.