Ibanfirst punktet mit Devisengeschäften für Mittelständler
Ibanfirst punktet mit Devisengeschäften für Mittelständler
Französisches Start-up will kleineren Unternehmen den strategischen Einsatz des Auslandszahlungsverkehrs ermöglichen
bg Frankfurt
2016 in Frankreich gegründet, hat sich das Fintech Ibanfirst zu einem profitablen Spezialisten an der Schnittstelle von Devisenmanagement und Zahlungsverkehr entwickelt. Das Startup bietet kleineren und mittlere Unternehmen (KMU) über seine Plattform Zugang zu Devisen-Termingeschäften. Zu guten Konditionen, wie Deutschland-Chef Besart Shala sagt. "Und über unseren Payment Tracker können sie ihre Zahlung in Echtzeit verfolgen. Bei Transaktionen ab 100.000 Euro liefert unsere Lösung den besten Mehrwert.“
Büros in Düsseldorf und München
Shala kam Anfang 2022 mit viel Erfahrung aus Trade Finance für Firmenkunden bei der Commerzbank zu Ibanfirst. Im Düsseldorfer Büro zu Hause, übernahm er Mitte 2023 die Gesamtverantwortung für Deutschland. Ein zweite deutsche Niederlassung befindet sich in München, das Hauptquartier in Paris. Zu den bislang 12 Niederlassungen in Kern,- Ost- und Südeuropa kommen Shala zufolge nun auch Büros in Portugal und Luxemburg hinzu. Dabei ist Ibanfirst ein von der Belgischen Nationalbank reguliertes Zahlungsinstitut mit Anschluss an Swift und Sepa. Passporting und API-Anbindung funktionieren gut, besonders die deutschen Institute haben Shala zufolge in dieser Hinsicht ihre Hausaufgaben erledigt.
Exakte Disponierungen zahlen sich aus
Wie viele Fintechs bedient Ibanfirst eine Zielgruppe, die bei den Banken durchs Raster fällt oder nur suboptimal bedient wird. In diesem Fall sind es KMUs mit einem jährlichen Fremdwährungsbedarf über 500.000 EUR für Cross-Border-Geschäft. Produzierendes Gewerbe, sämtliche Branchen entlang internationaler Lieferketten sowie Unternehmen, die einzelne Standorte außerhalb der Eurozone besitzen, können bei Ibanfirst ihre Destination finden für einen Auslandszahlungsverkehr, der zur Senkung von Lager- und Transportkosten beitragen kann. Denn je genauer disponiert werden kann bei Überweisungen, desto reibungsloser läuft der Warenverkehr. Mit China könne man Geldtransfers innerhalb von sechs Stunden abwickeln, dann sei das Geld auf dem Konto des Lieferanten, so der Ibanfirst-Manager.
„Die Zahl der deutschen Kunden konnten wir um knapp ein Drittel steigern.“
Individuell abgesichert
Über 30 Währungen stehen zur Verfügung, auf der Devisenseite können von den Ibanfirst-Spezialisten individuelle Absicherungsstrategien entwickelt werden. 400 Mitarbeiter hat das Start-up inzwischen und wickelt monatlich Transaktionen im Wert von mehr als 2 Mrd. Euro ab. Das deutsche Geschäft brummt: „Im abgelaufenen Geschäftsjahr haben wir Zahlungen im Volumen von 944 Mill. Euro für deutsche KMUs abgewickelt. Das ist ein Plus von 22% – und mit der Rate wollen wir auch in diesem Jahr wachsen. Die Zahl der deutschen Kunden konnten wir um knapp ein Drittel steigern.“
„Wovon ich mir richtig viel verspreche ist eine neue API, mit der wir direkt in die ERP-Systeme gehen können, was erhebliche Effizienzen bringt für die Zahlungsanweisung.“
Mittelfristig will Ibanfirst die Plattform durch künstliche Intelligenz (KI) verbessern. Konkret soll eine Anwendung implementiert werden, bei der nur die Rechnung hochgeladen werden muss und die KI das gesamte Dokumentenmanagement übernimmt. Das spare Ressourcen, die gerade im Mittelstand oft knapp bemessen sind. Ein weiteres Projekt ist eine neue Schnittstelle zu den ERP-Systemen der Unternehmen. Das bringe erhebliche Effizienzvorteile bei der Zahlungsanweisung, sagt Shala. Ibanfirst befindet sich mehrheitlich im Besitz des US-Fonds Marlin Equity Partners, der 8 Mrd. Dollar unter seinen Fittichen hat. Einen dreistelligen Millionenbetrag soll der Fonds im Frühjahr 2021 für den Kapitalanteil aufgewendet haben. Zu den Altaktionären gehören BPI France, der europäische VC Elaia sowie der Milliardär Xavier Niel, der über eines seiner Vehikel bei dem Startup investiert ist.
Die Eigentümer dürften nicht unzufrieden sein. Seit Ende 2023 zeigt Ibanfirst ein positives operatives Ergebnis (Ebitda) aus und strebt nach Erlösen von gut 70 Mill. Euro in 2024 für dieses Geschäftsjahr an, die Schwelle von 100 Mill. Euro zu erreichen.