Förderbank

IBB will Start-up-Hilfe verstetigen

Die Investitionsbank Berlin (IBB) macht sich für eine Verstetigung der Coronahilfen für Start-ups stark. Außerdem gibt es einen Wechsel in der Führungsetage.

IBB will Start-up-Hilfe verstetigen

Die Investitionsbank Berlin (IBB) hat im Rahmen der Coronahilfen für Start-ups aus der sogenannten Säule 2, die über die Landesförderinstitute vergeben werden, in den vergangenen zwölf Monaten mehr als 100 Mill. Euro aus Mitteln von Bund und Land Berlin an fast 180 Start-ups aus der Hauptstadt ausgereicht. Die Nachfrage ist weiter hoch. „Es ist großer Bedarf da. Wir könnten locker noch einmal 30 Runden mit 40 Mill. Euro auf die Beine stellen, wenn die Mittel verlängert würden“, sagte Jürgen Allerkamp, der Vorstandsvorsitzende der IBB, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Am Dienstag war die Verlängerung der zum Monatsende auslaufenden Hilfen noch „in der Abstimmung“, hieß es aus dem Wirtschaftsministerium. Die Chancen auf eine Einigung mit dem Finanzministerium standen aber gut, wie aus dem Regierungsviertel zu hören war.

Säulen für den Nachwuchs

„Hier besteht Handlungsbedarf und wir appellieren an den Bund, diese für die Start-up-Szene so wichtigen Coronahilfen über den 30. Juni hinaus zu verlängern“, sagte Allerkamp. Er wechselt nach sechseinhalb Jahren an der Spitze der Förderbank zum 1. Juli in den Ruhestand und wird vom ehemaligen Nord/LB-Vorstand Hinrich Holm abgelöst. Dass mit seiner Amtszeit nicht auch die Hilfen für Start-ups auslaufen, ist Allerkamp ein erkennbar großes Anliegen. Doch der scheidende IBB-Chef geht noch weiter: „Es wäre, glaube ich, grundsätzlich eine gute Idee, über die Säule 2 das Thema Venture Capital stärker zu verankern.“ Die Hilfen der Säule 2 konnten in den vergangenen Monaten Start-ups beantragen, die bisher keinen Zugang zu Wagniskapital haben und deshalb auch nicht von der über die KfW Capital und den Europäischen Investitionsfonds vertriebenen „Corona Matching Fazilität“ (Säule 1) profitieren konnten. „Es hat sich gezeigt, dass man das auf gute und schnelle Weise in den Markt bringen kann. Unser Appell ist, die Säule-2-Mittel zu verstetigen“, sagt Allerkamp.

Damit die Hilfen schnell bei den Nachwuchsunternehmen ankommen, hat die IBB neben ihrer seit 1997 in der Start-up-Finanzierung aktiven Beteiligungsgesellschaft IBB Ventures im vergangenen Jahr die Tochtergesellschaft IBB Capital gegründet, die mit anderen Venture-Capital-Investoren als Intermediären zusammenarbeitet. Mittlerweile hat sich IBB Capital in Kooperation mit 50 Intermediären mit knapp 70 Mill. Euro an Finanzierungsrunden bei 120 Start-ups beteiligt.

250 Mill. Euro Venture Capital

Hinrich Holm, der bereits seit Anfang Mai dem Vorstand der IBB angehört und jetzt den Vorstandsvorsitz übernimmt, sieht für die IBB Capital auch nach Auslaufen der Coronahilfen eine Rolle in der Förderbank. „Wir glauben, dass das Thema Kleinstbausteine wirklich wichtig ist, speziell für den Standort Berlin“, sagt Holm. Während die IBB Ventures häufig Tickets in der Größenordnung von 1 Mill. bis 3 Mill. Euro schreibe – seit 1997 hat die Tochtergesellschaft rund 250 Mill. Euro investiert –, sei IBB Capital auch in ganz kleinen Tickets unterwegs. „Wir werden das weiterbetreiben, weil wir glauben, dass es einen Markt gibt.“ Welche Mittel dafür künftig zum Einsatz kommen sollen, ist noch offen. „Wir glauben aber, dass wir hier gute Argumente für die Politik haben, noch lange weiterzumachen.“ Ein eigener Geschäftsführer für die IBB Capital ist jedenfalls bestellt.

Mit Blick nach vorn ist die neue und alte IBB-Spitze nicht nur für die Berliner Start-up-Szene, sondern auch für den Wirtschaftsstandort insgesamt optimistisch. In diesem und im nächsten Jahr traut die IBB der Berliner Wirtschaft ein Wachstum zwischen 3,5 und 4% zu. „Dabei unterstelle ich allerdings, dass es keine vierte Infektionswelle in das Jahr 2022 hinein gibt“, sagt Allerkamp.

Die große Liquidität im Markt bedeute, dass der Zugang zu Mitteln kein Problem mehr sein werde, sagt Holm. Schwerpunkte im Geschäft der IBB sieht er in der Förderung und Finanzierung von Immobilien, da Berlin in den nächsten zehn Jahren bis zu 200000 neue Wohnungen schaffen müsse. Auch Projekte zur Arbeitsmarktförderung im Rahmen des Europäischen Sozialfonds würden an Bedeutung gewinnen. Besondere Herausforderungen auch für das Fördergeschäft erwartet der neue IBB-Chef mit Blick auf die deutschen Klimaziele. „Da wird am meisten Bewegung entstehen. Da müssen wir in den nächsten Jahren noch deutlich nachlegen.“

Das hat sich Holm auch für die IBB selbst vorgenommen. „Wir sind im Nachhaltigkeitsrating noch nicht Prime, da gibt es auch für den neuen CEO noch ein bisschen zu tun“, sagt der neue Vorstandsvorsitzende. Die Bank arbeite daran, neben der KfW formal die erste klimaneutrale Landesförderbank zu werden. Die Finanzindustrie sei stark getrieben durch die EU-Taxonomie und werde eine Vorreiterrolle bei der Dekarbonisierung spielen müssen, sagt Holm.

Neue Unternehmensstruktur

Die IBB erhält nicht nur einen neuen Vorstandsvorsitzenden, sondern auch eine neue Firmenstruktur. „Unsere Schuld ist nach wie vor voll gedeckt vom Land Berlin“, stellt Holm klar. „Die fortschreitende aufsichtsrechtliche Entwicklung hat uns bewogen, unsere Strukturen zu vereinfachen, indem wir die heutigen Bankbeteiligungen aus der IBB ausgliedern“, erklärt Allerkamp. So hat das Land Berlin per Gesetz die IBB Unternehmensverwaltung Anstalt öffentlichen Rechts (IBB UV) errichtet, die als Konzernmutter die Trägerschaft der IBB übernimmt. Die IBB UV wiederum ist in alleiniger Trägerschaft des Landes Berlin. Das Land trägt die Anstaltslast für die IBB UV. Im Laufes des Jahres sollen sämtliche Beteiligungen der IBB an die IBB UV übertragen werden, so dass aus den jetzigen Töchtern Schwestergesellschaften der IBB werden.