Intesa Sanpaolo überrascht positiv
Die italienische Großbank Intesa Sanpaolo hat 2022 trotz einer deutlich höheren Risikovorsorge vor allem für das Russland- und Ukrainegeschäft die Gewinnerwartungen übertroffen. Statt der von Analysten im Schnitt prognostizierten 4,1 Mrd. Euro verdiente sie 4,35 Mrd. Euro. Ohne die Sonderabschreibungen von 1,4 Mrd. Euro hätte Intesa den nun für 2023 angepeilten Nettogewinn von 5,5 Mrd. Euro bereits im vergangenen Jahr erreicht. Die Bank hatte wegen der erwarteten Abschreibungen ihr ursprüngliches Gewinnziel von 5 Mrd. Euro bereits im Mai 2022 gekappt und auf über 4 Mrd. Euro korrigiert.
Chief Executive Officer (CEO) Carlo Messina ist für 2023 sehr optimistisch. Er setzt auf weitere Kostensenkungen, etwa durch die Digitalisierung, und geht davon aus, dass Intesa Sanpaolo von den steigenden Zinsen profitiert. Er bekräftigte nicht nur den für 2025 angepeilten Nettogewinn von 6,5 Mrd. Euro, sondern sprach von zusätzlichem Aufwärtspotenzial.
Bereits im zurückliegenden Jahr war der um fast 20 % gestiegene Zinsüberschuss der Haupttreiber des Wachstums. Dagegen ging der Provisionsüberschuss zurück und auch die Risikovorsorge wurde erhöht, während die Einnahmen nur moderat stiegen. Das Russland-Exposure sank im zweiten Halbjahr um 68 % auf knapp über 1 Mrd. Euro, was etwa 0,3 % des gesamten Kreditvolumens entspricht. Das Volumen fauler Kredite ist im vergangenen Jahr um etwa 30 % zurückgeführt worden. Die Nettoquote der ausfallgefährdeten Kredite liegt jetzt noch bei etwa 1 %, brutto sind es 2,3 %.
Die Aktionäre erhalten für 2022 insgesamt 3 Mrd. Euro in Form von Ausschüttungen. Das entspricht der angekündigten Ausschüttungsquote von etwa 70 %. Einen Teil der Ausschüttung gab es bereits als Zwischendividende im November. Für 2023 ist ein Aktienrückkaufprogramm im Umfang von 1,7 Mrd. Euro sowie die Ausschüttung einer Zwischendividende von 1,9 Mrd. Eurogeplant. Intesa Sanpaolo setzt auf den weiteren Ausbau des Versicherungs- und Wealth-Management-Geschäfts. Dabei hat die Bank einige Übernahmen sowohl im Assetmanagement als auch im Versicherungsbereich getätigt, aber auch die Inhouse-Aktivitäten am Standort Turin verstärkt.
Um die Digitalisierung voranzutreiben, setzt Messina auf Fintech-Partnerschaften. Die Lancierung der neuen Online-Bank Isy Bank komme sehr gut voran. Angepeilt werden bis 2025 etwa vier Millionen Kunden, die einen selektiven Zugang zu den Dienstleistungen des Instituts haben sollen. Für das neue Institut, an dessen Setting auch eine eigene Künstliche-Intelligenz-Einheit in Turin arbeitet, sollen 4 600 Mitarbeiter neu eingestellt und 8 000 weitere umgeschult werden.
Der Aktienkurs reagierte mit einem deutlichen Abschlag auf die Zahlen, hat aber seit Oktober stark zugelegt. Die Bank ist mit knapp 45 Mrd. Euro bewertet. J.P. Morgan Chase bestätigte „Übergewichten“ und hob hervor, dass das operative Ergebnis über den Erwartungen gelegen habe. Negativ sieht J.P. Morgan dagegen die niedrigeren Erträge aus dem Handelsgeschäft und die höheren Rückstellungen. Jefferies beließ die Bewertung bei „Halten“ mit einem Kursziel von 2,4 Euro. Die Gewinnprognose sei nicht überwältigend.