Allianz

Investoren wenden sich trotz Rekord­dividende ab

Die Allianz hat ein Jahr der Rekorde hinter sich. Am Tag der Jahrespressekonferenz schneidet die Aktie trotzdem schlecht ab.

Investoren wenden sich trotz Rekord­dividende ab

mic München

„Die Allianz geht von Stärke zu Stärke“: Mit diesem Satz leitete Vorstandsvorsitzender Oliver Bäte die Jahrespressekonferenz ein. Selbst wenn unglückliche Dinge passierten, könne die Allianz diese schnell regeln. In der Nacht sei die Einigung mit Großinvestoren, die am Donnerstagabend für die nahe Zukunft angekündigt worden war, tatsächlich erzielt worden. Diese Anleger repräsentierten eine substanzielle Mehrheit des Portfolios von Structured-Alpha-Fonds, die Allianz Global Investors in den USA verkauft hatte, sagte Bäte.

Die Allianz verbuchte eine Rückstellung von 3,7 Mrd. Euro vor Steuern im Abschluss 2021 (vgl. BZ vom 18. Februar). Dies entspreche 2,8 Mrd. Euro netto, hieß es. Bäte differenzierte auch auf Nachfragen nicht, für welche Belastungen der Betrag angesetzt wurde.

Zu unterscheiden ist zwischen dem Vergleich mit den Klägern, die vor Gericht insgesamt 6 Mrd. Dollar eingeklagt haben, und den behördlichen Strafen – es ermitteln sowohl das US-Justizministerium als auch die Wertpapieraufsicht SEC. Bäte machte lediglich klar, dass die Summe nicht nur die Zahlungen an jene Großinvestoren umfasst, mit denen nun ein Vergleich geschlossen wurde: „Wir versuchten so weit zu gehen, wie wir an diesem Punkt konnten.“ Die Gespräche mit dem US-Justizministerium und der SEC seien noch in einem sensiblen Stadium.

Bäte pochte darauf, dass die Allianz mit ihrer Klärung des Sachverhalts schnell sei, denn das Justizministerium habe die Untersuchung erst vor acht Monaten begonnen. „Die US-Regierung entscheidet, wie und wann diese Dinge geregelt sind“, sagte er. Dann würden Ministerium und SEC ihre Ergebnisse offenlegen. Die Allianz könne die eigenen Erkenntnisse und Schlussfolgerungen aus dem Fall so lange nicht öffentlich machen. Die Belastung werde eine signifikante Auswirkung auf die Vergütung jedes Vorstandsmitglieds haben, kündigte Bäte. Er verwies auf den Geschäftsbericht, der am 4. März veröffentlicht wird.

Ziel ist Benchmark-Ergebnis

Die Anleger bewerteten das Ausbleiben einer endgültigen Lösung negativ, obwohl der Versicherer trotz Gewinnrückgangs um 3% die Dividende um 12,5% – die Allianz verspricht mindestens 5% jährlich – auf das Rekordniveau von 10,80 Euro steigen lässt und 4,4 Mrd. Euro ausschütten wird. Der Aktienkurs sank bis zum Schluss des Xetra-Handels um 3,8% auf 214,10 Euro. Damit war das Papier der viertschwächste Wert im Dax 40. Dieser beendete den Xetra-Handel mit −1,5%.

Bäte forderte auf der Jahrespressekonferenz von allen Einheiten der Gruppe: „Wir müssen Benchmark-Ergebnisse liefern.“ Andernfalls müsse der Versicherer die Geschäfte verlassen. Seine Begründung: „Nur führende Unternehmen erzielen die Renditen, die nötig sind, um tatsächlich in die Zukunft zu investieren.“

Der Vorstandsvorsitzende nannte fünf strategische Ziele: das Geschäft mit Lebensversicherung und Vermögensverwaltung transformieren, die Führerschaft in der Sachversicherung ausbauen, das Wachstum mithilfe skalierbarer Plattformen fördern, die Vertikalisierung in Form globaler Geschäftsmodelle vorantreiben und Kapitalproduktivität sowie Widerstandsfähigkeit stärken.

Bäte bekräftigte die am Donnerstag veröffentlichte Prognose, dass das operative Ergebnis 2022 zwischen 12,4 Mrd. und 14,4 Mrd. Euro landen soll: „Wir haben uns entschieden, einen zuversichtlichen Ausblick zu geben.“ Dieser liege über dem Niveau, das die Leute normalerweise erwarten würden.

Allerdings bleibt die Schwan­kungs­breite hoch: Die Allianz hatte zwar auch in der Prognose für das vergangene Jahr 1 Mrd. Euro um den Mittelwert angesetzt, doch zuvor waren nur 0,5 Mrd. Euro üblich. Im vergangenen Jahr hatte Bäte die hohe Spannbreite mit erhöhter Volatilität begründet. Nun verwies er darauf, dass der Gewinn in absoluten Zahlen über die Jahre größer geworden sei. Damit wachse auch die Schwankungsbreite.

Finanzvorstand Guilio Terzariol detaillierte, dass die Allianz wie im Vorjahr vor allem von der Schaden- und Unfallversicherung höhere Ergebnisse erwartet. Der Prognose 2022 zufolge soll die Sparte ihr operatives Ergebnis ausgehend von 5,7 Mrd. Euro im vergangenen Jahr auf den Mittelwert von 6,0 Mrd. Euro steigern (Bandbreite plus/minus 10%). In der Lebensversicherung erwartet der Versicherer dagegen im Mittel einen Rückgang des operativen Gewinns von 5,0 Mrd. Euro im vergangenen Jahr auf 4,8 Mrd. Euro. Erstmals werde das Neugeschäft im laufenden Jahr kein zusätzliches Kapital benötigen, sagte Bäte: „Das ist ein Wendepunkt für uns.“ Die Erwartung an die Sparte Vermögensverwaltung reduziert die Allianz im Mittel geringfügig, allerdings ausgehend vom hohen Niveau 2021: Nach den im Jahr 2021 erreichten 3,5 Mrd. Euro stehen nun 3,4 Mrd. Euro (plus/minus 10%) im Plan.

Terzariol zeigte sich abseits der Rückstellung sehr zufrieden mit dem Geschäftsverlauf: „Die unterliegende Performance der Gruppe 2021 war sehr stark.“ Er erklärte das Verfehlen der angepeilten Schaden- und Kostenquote in der Sachversicherung von 93% mit mehr Naturkatastrophen. Es wurden nur 93,8% erreicht, aber hohe Dividendenzahlungen im Aktienportfolio führten zu einem Anstieg der Kapitalerträge. Der Industrieversicherer AGCS habe mit einer Schaden- und Kostenquote von 97,5% sein Jahresziel von 98% noch übertroffen. Die Quote sei bereinigt um Sondereffekte sogar noch niedriger gewesen: „Wir sind sehr zufrieden mit dem Fortschritt von AGCS.“ Allianz Partners habe in dem schwierigen Umfeld eine erstaunliche Leistung abgeliefert, sagte Terzariol.

Wertberichtigt Seite 6

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.