Italiens größte Bank setzt auf internes Wachstum
Intesa Sanpaolo erteilt Übernahmen eine Absage
CEO Carlo Messina sieht bei Akquisitionen „Ausführungsrisiken“ – Gewinnprognose angehoben – Mehr als 8 Mrd. Euro für Aktionäre
Italiens größte Bank Intesa Sanpaolo hat Übernahmen erneut eine deutliche Absage erteilt. Sie seien mit „Ausführungsrisiken“ verbunden, kosteten Managementzeit und zögen technologische Verzögerungen nach sich, sagte CEO Carlo Messina. Die Bank übertraf 2024 die Erwartungen und hob das Gewinnziel für 2025 an.
bl Mailand
Italiens größte Bank Intesa Sanpaolo hat 2024 die Erwartungen der Analysten übertroffen und die Gewinnziele für 2025 angehoben. Nach einem Nettogewinn von 8,7 Mrd. Euro (plus 12,2% gegenüber 2023) erwartet das Institut nun 2025 einen Anstieg auf deutlich über 9 (bisher: etwa) Mrd. Euro. Messina sprach vom bisher besten Geschäftsjahr des Instituts. Die Aktionäre sollen 6,1 Mrd. Euro in Form von Dividenden erhalten. Davon entfallen 3 Mrd. Euro auf eine Zwischendividende vom November. Weitere 2 Mrd. Euro fließen im Rahmen eines Aktienrückkaufprogramms. Die Bank hat zwischen 2021 und 2024 insgesamt 24,6 Mrd. Euro an die Aktionäre ausgeschüttet – mehr als die ursprünglich für den Zeitraum 2021 bis 2025 geplanten 22 Mrd. Euro. Die Intesa Sanpaolo ist eines der wenigen größeren Finanzinstitute im Land, das derzeit keine Rolle in den diversen Übernahmekämpfen spielt.
CEO Messina sagte in der Bilanzpressekonferenz, sein Institut haben keinerlei Interesse an Akquisitionen. In Italien seien sie schon aus kartellrechtlichen Gründen nicht möglich. Es gebe aber auch außerhalb des Landes keine Pläne in diese Richtung. „Wir erzielen erhebliche Synergien, indem wir unser internes Potenzial ausschöpfen und ohne dass wir Akquisitionen tätigen müssen, die mit Ausführungsrisiken verbunden sind, die Managementzeit kosten und technologische Verzögerungen durch die Systemintegration erzeugen.“ Es gebe genug Wachstumschancen und die Intesa Sanpaolo profitiere derzeit „als sicherer Hafen“ eher von den Unsicherheiten über die Zukunft vieler anderer Banken in Italien.
Im Vorderfeld
Beobachter glauben, dass die Bank auf absehbare Zeit dennoch aktiv werden könnte, aus kartellrechtlichen Gründen aber eher außerhalb Italiens. Dort ist sie, anders als die Unicredit, relativ schwach vertreten – vor allem in Osteuropa.
Rückstellungen reduziert
Die Mittel dazu hätte das Institut. Getrieben vor allem von dem um 9,4% auf 9,4 Mrd. Euro gestiegenen Provisionsergebnis und einem um 6,9% auf 15,7 Mrd. Euro gewachsenen Zinsüberschuss stiegen die Erträge 2024 um 7,5% auf 27,1 Mrd. Euro. Gleichzeitig wurden die Rückstellungen für Kreditausfälle auf 1,3 (1,5) Mrd. Euro reduziert. Mit einer Nettoquote von 1% bei den ausfallgefährdeten Krediten steht die Intesa Sanpaolo auch im internationalen Vergleich im Vorderfeld.
Generationswechsel
Aufgrund von Investitionen vor allem in die Digitalisierung ergab sich 2024 ein Kostenanstieg um 1,3%. Im vierten Quartal erhöhten sich die Kosten um 31%, unter anderem, weil die Bank mit den Gewerkschaften Vorruhestandsregelungen für etwa 4.000 Beschäftigte vereinbart hat, die bis 2027 wirksam werden sollen. Die Kosten wurden sofort berücksichtigt. Gleichzeitig sollen etwa 3.500 jüngere und digitalaffine Mitarbeiter eingestellt werden. Messina wies darauf hin, dass im Rahmen des Generationswechsels bis 2027 insgesamt 9.000 Mitarbeiter ausgeschieden sein werden. Damit würden etwa 500 Mill. Euro jährlich eingespart.
Weiter vorangetrieben wird der Transfer von Kundenkonten auf die Digitalbank Isybank. Auch Fideuram Direct, das digitale Wealth Management, wächst deutlich. Mit einer Cost-Income-Quote von 42,7% gehört die Intesa Sanpaolo zu den ertragsstärksten Instituten in Europa.
Für 2025 peilt Messina trotz weiterer Investitionen in neue Technologien Kostensenkungen an. Er kündigte an, noch einige Jahre an der Spitze der Bank bleiben zu wollen.
Die geschäftlichen Impulse sollen in diesem Jahr vor allem vom Provisionsergebnis, dem Versicherungsgeschäft und aus dem Wealth Management kommen. Die Ausschüttungsquote soll bei 70% liegen.
Aktienkurs reagiert kaum
Der Aktienkurs der derzeit an der Börse mit 74,5 Mrd. Euro bewerteten Bank reagierte kaum auf die Zahlen. Jefferies blieb bei einer Kaufempfehlung mit Kursziel 4,40 Euro. Der Ausblick im Hinblick auf die Aktienrückkäufe sei positiv. Die Erwartungen im vierten Quartal seien jedoch mit einem Rückgang des Nettogewinns gegenüber 2023 auf 1,5 (1,6) Mrd. Euro verfehlt worden.
Delphine Lee von J.P. Morgan blieb bei ihrer „Übergewichten“-Empfehlung mit einem Kursziel von 5 Euro. Die Konsensschätzungen insbesondere im Hinblick auf das Gewinnziel für 2025 seien übertroffen worden.