J.P. Morgan dominiert 2023 im Investment Banking
J.P. Morgan dominiert 2023 im Investment Banking
Abstieg der UBS festigt US-Dominanz in den Ranglisten – Deutsche Bank verteidigt Position – Markt hat erneut enttäuscht
phh Frankfurt
Von Philipp Habdank, Frankfurt
Auf ein maximal unbefriedigendes Jahr 2022 folgt für Banken im Investment Banking ein immer noch unbefriedigendes Jahr 2023. Zwar konnten Banken den Einnahmenrückgang an einigen Stellen stoppen. Doch speziell die in das M&A-Geschäft gesetzten Hoffnungen haben sich im zweiten Halbjahr nicht erfüllt.
War das Jahr 2022 für Banken im In-
vestment Banking ein Jahr zum Vergessen, so dürften sie auch über das laufende Jahr wohl schnell den Mantel des Schweigens legen. Zwar konnten die Banken weltweit ihre Einnahmen aus dem Geschäft mit Börsengängen, Kapitalerhöhungen und anderen Eigenkapitalinstrumenten (Equity Capital Markets, ECM) sowie dem Geschäft mit Fremdkapitalmarkt-Instrumenten (Debt Capital Markets, DCM) stabilisieren.
Da jedoch die Einnahmen aus der Beratung zu Fusionen und Übernahmen (M&A) nochmal sehr deutlich und die Erlöse aus dem syndizierten Kreditgeschäft (Synloan) spürbar zurückgegangen sind, sind die Geldtöpfe im Investment Banking in diesem Jahr unterm Strich noch weiter geschrumpft. Das zeigen die vorläufigen Ranglisten des Datenanbieters Dealogic für das Jahr 2023.
M&A-Markt zieht nicht so stark an
Noch im Sommer hatten Investmentbanker gehofft, dass das M&A-Geschäft in der zweiten Jahreshälfte anzieht. Vor allem setzten sie auf den Kauf- und Verkaufsdruck von Private-Equity-Investoren, der aber offenbar noch nicht so hoch ist wie von den Bankern erhofft. Weltweit verdienten Banken laut Dealogic in diesem Jahr im Investment Banking 63,3 Mrd. Dollar. Trotz des erneuten Rückgangs machten die M&A-Einnahmen mit rund 26 Mrd. Dollar weiterhin den Großteil des Geschäfts aus, gefolgt vom DCM-Geschäft mit rund 18 Mrd. Dollar und dem ECM-Geschäft mit rund 11,7 Mrd. Dollar. Das Kreditsyndizierungsgeschäft steuerte rund 7,6 Mrd. Dollar bei.
US-Vorsprung
Wie bereits in den Jahren zuvor wird der Markt weiterhin klar von den US-Banken dominiert. So hat sich an der Spitze der Ranglisten für das Investment Banking im Vergleich zum Vorjahr nichts geändert. Mit Einnahmen von rund 5,6 Mrd. Dollar und einem Marktanteil von 8,9% thront ganz oben weiterhin J.P. Morgan. Abgesehen vom M&A-Geschäft, wo Goldman Sachs führend war, führte J.P. Morgen sowohl im DCM- und ECM-Geschäft als auch im Syndizierungsgeschäft.
Goldman Sachs belegte mit einem Marktanteil von 7,4% und Gesamteinnahmen von rund 4,7 Mrd. Dollar den zweiten Platz. Der dritte Platz geht wie im Vorjahr an die Bank of America Securities, die mit Gesamteinnahmen von rund 3,9 Mrd. Dollar auf 6,1% Marktanteil kommt und damit vor Morgan Stanley (3,5 Mrd. Dollar) und Citi (2,6 Mrd. Dollar) liegt. Barclays auf Platz 6 ist die erste Nicht-US-Bank im Ranking. Weil die UBS im Vergleich zum Vorjahr von Rang 5 auf Platz 7 abgerutscht ist, bestehen die Top 5 in diesem Jahr ausschließlich aus großen US-Häusern.
UBS fällt nach Credit-Suisse-Übernahme in Ranglisten ab
Ein deutsches Haus ist in den Top 10 nicht zu finden. Die Deutsche Bank hat es lediglich in zwei globale Ranglisten geschafft – und das auch nur denkbar knapp. Mit Einnahmen von 532 Mill. Dollar und einem Marktanteil von 3% verteidigte sie ihren neunten Platz im Fremdkapitalmarktgeschäft. Bei den Gebühreneinnahmen im syndizierten Kreditgeschäft belegte die Deutsche Bank mit 206 Mill. Dollar und einem Marktanteil von 2,7% den 10. Platz.
Ein ähnliches Bild zeigt sich in der Rangliste für Europa, den Nahen Osten und Afrika (EMEA). Hier machte sich der Abstieg der UBS, der im Zusammenhang mit der turbulenten Credit-Suisse-Übernahme im Frühjahr stehen dürfte, vom dritten auf den achten Platz am stärksten bemerkbar. Besonders tief gefallen ist die UBS im Fremdkapitalmarktgeschäft. Führte sie dort die Rangliste im vergangenen Jahr noch an, landete sie in diesem Jahr mit Gesamteinnahmen von nur 182 Mill. Dollar und einem Marktanteil von 3,4% nur auf dem zehnten Platz. Neuer DCM-Spitzenreiter in EMEA ist die französische BNP Paribas mit Gesamteinnahmen von 366 Mill. Dollar und einem Marktanteil von 6,9%. Die Deutsche Bank schaffte es als einziges deutsches Institut immerhin auf den neunten Platz.
Hoffnung stirbt zuletzt
Im vergangenen Jahr konnten die Banken ein schwaches Investment Banking dank der Zinswende noch verkraften. Und auch in diesem Jahr dürften die höheren Einnahmen aus dem Zinsgeschäft die rückläufigen Provisionserträge im Investment Banking überkompensieren und zu Rekordgewinnen bei den Banken führen. Dass sich die von Bankern ins IPO- und M&A-Geschäft gesetzten Hoffnungen in diesem Jahr nur teilweise erfüllt haben, dürfte somit zu verkraften sein.
„Das Jahr 2023 war nicht einfach, und der Risikoappetit von Vorständen ist, wenn es um M&A geht, kleiner, als wir es uns wünschen würden. Aber Zukäufe bleiben ein Thema auf Vorstandsebene, um Wachstum zu schaffen“, sagte zuletzt Michele Iozzolino, Head of Investment Banking bei J.P. Morgan in Deutschland. So ruhen die Hoffnungen einmal mehr auf dem Investitionsdruck der Private-Equity-Investoren. Das Investment-Banking-Jahr 2023 endet so wie das vorherige: mit der Hoffnung, dass es im nächsten Jahr besser laufen wird.