J.P. Morgan und Apple verhandeln über Akquisition von Kartenprogramm
J.P. Morgan verhandelt über Kreditkartenprogramm von Apple
Bank fordert wohl umfangreiche Zugeständnisse von Tech-Konzern – Bonität von Schuldnern in bisheriger Goldman-Sachs-Kooperation bereitet Sorge
xaw New York
J.P. Morgan und Apple verhandeln über eine Kreditkarten-Partnerschaft. Die US-Großbank und der Technologieriese führen bereits seit Monaten Gespräche über eine Übernahme des Kartenprogramms, das der iPhone-Konzern derzeit noch gemeinsam mit Goldman Sachs betreibt, und haben dabei in den vergangenen Wochen Fortschritte erzielt, wie das „Wall Street Journal“ unter Berufung auf Insider berichtet. Entscheidende Fragen wie die Bepreisung sollen aber noch offen sein.
Niedrige Zahlungsbereitschaft
J.P. Morgan will angeblich weniger als den Nennwert der offenen Salden im Volumen von 17 Mrd. Dollar zahlen und befindet sich dabei laut Analysten durchaus in einer starken Verhandlungsposition. Denn Apple und Goldman stehen unter Druck, eine Nachfolgelösung zu präsentieren, nachdem das Aus für ihre Kartenkooperation mit 12 Millionen Nutzern bereits Ende des vergangenen Jahres bekannt geworden war.
Das Geldhaus arbeitet seit zwei Jahren daran, seinen verlustreichen Ausflug ins Consumer Banking zu beenden – in der vergangenen Woche teilte CEO David Solomon mit, die Bank werde im dritten Quartal wohl eine Belastung des Vorsteuergewinns von 400 Mill. Dollar hinnehmen, der hauptsächlich auf den geplanten Verkauf ihrer Kartenpartnerschaft mit General Motors zurückzuführen sei.
Die GM-Karten richte sich meist an Leasing-Kunden und Autokäufer des Detroiter Konzerns, die darüber Punkte sammeln und diese für Ratenzahlungen oder Service-Leistungen einlösen können. Die offenen Salden in dem Programm belaufen sich auf rund 2 Mrd. Dollar. Goldman verhandelt laut dem „Wall Street Journal“ seit April mit Barclays über einen Verkauf der GM-Kooperation, die Zahlungsbereitschaft des britischen Geldhauses soll sich aber in engen Grenzen halten.
Hohe Ausfallraten schrecken ab
Hintergrund sollen vor allem die hohen Ausfallraten in dem Programm sein. Bei Konten, die Goldman nach der Übernahme der Partnerschaft von Capital One im Jahr 2020 lancierte und die wohl ein Drittel des Portfolios ausmachen, liegt die durchschnittliche Abschreibungsquote auf Kartenkredite angeblich bei über 10%. Laut der Fed lag das landesweite Mittel im zweiten Quartal bei 4,5%.
Die ungewöhnlich schwache Rückzahlungsaktivität dürfte laut Analysten darauf zurückzuführen sein, dass Flugmeilen- und andere Reisepunkte-Angebote bei vermögenderen Nutzern deutlich beliebter sind. Dies habe es für Goldman schwieriger gemacht, die GM-Karten zu vermarkten, weshalb die Bank für die Kundenakquise auf Drittparteien-Webseiten zurückgegriffen und Kreditnehmer mit niedrigeren Bonitätsscores angezogen habe.
Die Veräußerung der Apple-Partnerschaft wird für Goldman wohl allein aufgrund des Volumens der enthaltenen Kreditkartensalden laut Analysten noch zur ungleich größeren Herausforderung. Denn nicht nur sind in dem Programm Schuldner mit niedriger Bonität aktiv, es beinhaltet auch weitere Punkte, die für die ausstellende Bank kostspielig sind. J.P. Morgan will wohl unter anderem die von Apple verfochtene Praxis abschaffen, nach der Kunden ihre Saldenaufstellung zu Monatsbeginn erhalten.
Kostspielige Praktiken
Goldman soll laut Insidern mehrfach erfolglos versucht haben, den Tech-Konzern von einer Abkehr von dem für US-Verhältnisse ungewöhnlichen Rechnungszyklus zu überzeugen. Dieser hatte der Bank Probleme im Kundendienst verursacht und damit zu verstärktem regulatorischen Druck im Geschäft mit Konsumentenkrediten beigetragen. Die Fed leitete Anfang 2023 eine Untersuchung dazu ein, ob Goldman ausreichende Kontrollen eingerichtet hatte, bevor sie die Kreditvergabe über die inzwischen zurechtgestutzte Privatkundenplattform Marcus ankurbelte. Derweil prüft die Verbraucherschutzbehörde CFPB gemäß Offenlegung aus dem Jahr 2022, wie Goldman Kartenkunden für fälschlich gestellte Rechnungen und Verluste kompensiert.
Apple soll bereit sein, J.P. Morgan bei Punkten wie der Saldenaufstellung entgegenzukommen. In den vergangenen Monaten hatte der Konzern laut Insidern schon bei anderen potenziellen Partnern, darunter Capital One und Synchrony Financial, Interesse abgeklopft, während Goldman wohl Gespräche mit American Express führte. Durch eine Kooperation mit J.P. Morgan würde Apple ihre Verbindungen zum größten US-Geldhaus indes bedeutend stärken. Kunden des Finanzriesen können mit ihren Karten bereits mit Apple Pay bezahlen, zudem erhalten sie Vergünstigungen beim Kauf von Produkten des Tech-Giganten. Bis ein Deal mit J.P. Morgan steht, könnten laut Insidern aber noch Monate vergehen.