J.P. Morgan und Morgan Stanley enttäuschen beim Investment Banking
lee/mpi Frankfurt
Die Aussicht auf steigende Zinsen und die Angst vor einer Rezession in den USA haben den US-Großbanken J.P. Morgan Chase und Morgan Stanley im zweiten Quartal das Geschäft verhagelt. Neben einem Einbruch im Investment Banking, der zwar erwartet worden war, jedoch einschneidender ausfiel als angenommen, belastete die Kreditrisikovorsorge die Ergebnisse der Institute. Binnen Jahresfrist hatten beide ihr Ergebnisse noch durch die Auflösung dieser Positionen aufhübschen können.
Investmentbanker laufen leer
Wie J.P. Morgan Chase am Donnerstag mitteilte, lagen die Erträge im Investment Banking mit lediglich 1,35 Mrd. Dollar deutlich unter der Prognose von fast 2 Mrd. Dollar. Das spiegelt die unsichere Lage an den Kapitalmärkten wider, die von der hohen Inflation und der damit einhergehenden Sorge vor weiteren Zinserhöhungen geprägt ist. Sowohl der binnen Jahresfrist noch florierende Markt für Aktienemissionen als auch das Geschäft mit der Beratung bei Übernahmen und Fusionen (Mergers & Acquisitions/M&A) ist weitgehend zum Stillstand gekommen, weil die Bewertung von Unternehmen angesichts der unsicheren Zinsentwicklung schwer vorzunehmen ist.
Konzernchef Jamie Dimon warnte anlässlich der Veröffentlichung der Zahlen davor, dass die geopolitischen Spannungen, die anhaltend hohe Inflation, das schwindende Verbrauchervertrauen und der Krieg in der Ukraine sehr wahrscheinlich negative Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben werden. Vor diesem Hintergrund müssen sich die global tätigen US-Banken zudem auf einen Anstieg der Kreditausfälle einstellen. J.P. Morgan Chase bildete nach eigenen Angaben im zweiten Quartal Rückstellungen von 1,1 Mrd. Dollar für drohende Kreditverluste. Vor zwölf Monaten hatte die Bank noch rund 3 Mrd. an Risikovorsorge aufgelöst. Unter dem Strich brach der Quartalsgewinn dadurch von 11,9 Mrd. Dollar auf 8,6 Mrd. Dollar ein, obwohl sich die Nettoerträge mit einem Anstieg um 1% auf 30,72 Mrd. Dollar als vergleichsweise stabil erweisen. Der Gewinn pro Aktie der größten US-Bank sank von 3,78 Dollar im Vorjahr auf 2,76 Dollar und lag damit deutlich unter der Konsensschätzung der Analysten von 2,92 Dollar.
Rezession teils eingepreist
Angesichts der unerwartet deutlich negativen Geschäftsentwicklung kündigte J.P. Morgan Chase an, vorerst keine Aktien mehr zurückzukaufen, um mehr Liquidität zur Verfügung zu haben. Nach anfänglich starken Kursverlusten stabilisierte sich der Aktienkurs im Handelsverlauf, was daran liegen mag, dass der Markt die Rezessionsangst in den vergangenen Wochen bereits weitgehend eingepreist hat.
Ein ähnliches Bild ergibt sich beim Konkurrenten Morgan Stanley. Zwar ließ der rege Betrieb an den Börsen, wo viele Anleger angesichts von Inflations- und Rezessionsängsten ihre Portfolios anpassten, den Handel mit Aktien und Anleihen florieren. Doch die Einnahmen im Investment Banking brachen um 55 % ein. Unter dem Strich sanken die Nettoerträge in den Monaten April bis Juni um etwa 1,5 Mrd. Dollar auf 13,1 Mrd. Dollar.
Auch die zunehmende Sorge, dass die USA in eine Rezession rutschen könnten, belastete das Ergebnis. Wie Morgan Stanley mitteilte, machten die sich ausweitenden Credit Spreads eine Neubewertung von Unternehmensdarlehen, die das Institut zum Weiterverkauf in den Büchern hat, erforderlich, was zu einer Ergebnisbelastung von 413 Mill. Dollar geführt habe. Die Kreditrisikovorsorge belief sich den Angaben zufolge auf 158 Mill. Dollar, nach Auflösungen in Höhe von 25 Mill. Dollar binnen Jahresfrist.
Rückstellungen für Chats
Zusätzliche 200 Mill. Dollar legte Morgan Stanley den Angaben zufolge wegen eines Ermittlungsverfahrens von US-Aufsichtsbehörden wegen unerlaubter Händler-Chats zur Seite. Unter dem Strich sank der Überschuss den Angaben zufolge von 3,4 Mrd. Dollar im Vorjahr auf 2,4 Mrd. Dollar. Der Gewinn pro Aktie lag mit 1,44 Dollar unter der Konsensschätzung von 1,62 Dollar.
J.P. Morgan Chase | ||
Konzernzahlen nach US-GAAP | ||
1. Halbjahr | ||
in Mill. Dollar | 2022 | 2021 |
Nettoerträge | 61 432 | 62 745 |
Zinserträge | 29 000 | 25 630 |
Nichtzinserträge | 32 432 | 37 115 |
Verwaltungsaufwand | 37 940 | 36 392 |
Risikovorsorge* | 2 564 | −6 441 |
Vorsteuergewinn | 20 928 | 32 794 |
Nettogewinn | 16 931 | 26248 |
Gewinn je Aktie (Dollar) | 5,40 | 8,30 |
Harte Kapitalquote (%) | 12,2 | 13,0 |
*) Minus = AuflösungBörsen-Zeitung |