Kanzlei droht Schweizer Behörden wegen Coco-Bonds
phh/Bloomberg Frankfurt
– Die Anwaltskanzlei Quinn Emanuel Urquhart & Sullivan versucht, Schweizer Behörden an den Verhandlungstisch zu zwingen. Die Kanzlei vertritt nun nach eigener Aussage relevante Gläubiger, die durch die Zwangsfusion der Credit Suisse mit der UBS finanziellen Schaden erlitten haben.
Dabei geht es um sogenannte Contingent Convertible Bonds (Coco-Bonds), die aufsichtsrechtlich dem zusätzlichen Kernkapital (Additional Tier 1, AT1) zuzuordnen sind. Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) hatte die UBS veranlasst, ausstehende Coco-Bonds der Credit Suisse mit einem Nominalvolumen von rund 16 Mrd. sfr komplett abzuschreiben, was an den Finanzmärkten zu großer Unruhe geführt hatte.
Quinn Emanuel Urquhart Sullivan vertrete nun eine wachsende Gruppe von Anleihegläubigern, die einen „signifikanten Prozentsatz“ des gesamten nominellen AT1-Anleihevolumens der Credit Suisse repräsentiere. Diese Gruppe soll die Kanzlei nun in Gesprächen mit den Schweizer Behörden und in eventuellen Rechtsstreitigkeiten vertreten, um deren erlittene Verluste zu kompensieren, heißt es weiter.
„Es besteht immer noch die Chance, dass die verschiedenen Akteure die Fehler erkennen und korrigieren, die bei der überstürzten Inszenierung dieser Fusion gemacht wurden“, sagt Thomas Werlen. Der Managing Partner von Quinn Emanuel Urquhart Sullivan in der Schweiz versucht die Behörden damit an den Verhandlungstisch zu zwingen: Die Kanzlei sei darauf vorbereitet, alle notwendigen Verfahren zu führen. Eine konstruktive Zusammenarbeit mit den relevanten Interessensgruppen könnte allerdings jahrelange Rechtsstreitigkeiten verhindern, so der Anwalt.
AT1-Emission verzögert
Die Debatte um die Coco-Bonds der Credit Suisse hat derweil auch Auswirkungen auf AT1-Anleihen anderer Banken. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, verzögert sich die geplante AT1-Emission der Mitsubishi UFJ Financial Group auf mindestens Mitte Mai. Japans größte Bank habe ihre ursprünglichen Pläne aufgrund der jüngsten Marktentwicklungen und der veränderten Investorennachfrage nach diesen Papieren geändert. Ursprünglich wollte die Bank die Coco-Bonds bis Ende April an den Markt gebracht haben. Seit dem Vorfall in der Schweiz habe keine große globale Bank AT1-Anleihen mehr emittiert, berichtet Bloomberg.
Ihre Entscheidung, die Coco-Bonds der Credit Suisse komplett abschreiben zu lassen, während die Aktionäre immerhin mit noch rund 3 Mrd. sfr entschädigt wurden, scheint den Markt für Coco-Bonds weiterhin zu beunruhigen. Dabei hatten sich führende europäische Politiker und Regulatoren mehrfach ausdrücklich von dem Schweizer Weg distanziert und betont, dass in Europa zuerst das harte Kernkapital aufgebraucht sein müsse, bevor das ergänzte Kernkapital haftet.