„Der Karenztag ist keine Lösung“
Die Versicherungskammer aus Bayern positioniert sich distanziert zu dem Vorschlag des Allianz-Vorstandsvorsitzenden Oliver Bäte, die Lohnfortzahlung am ersten Krankheitstag zu streichen. Die steigenden Krankheitstage hätten auch mit einer alternden Belegschaft zu tun, da schwere Erkrankungen im Alter zunähmen, heißt es. „Der Karenztag ist also keine Lösung“, sagt Finanzvorstand Andreas Kolb.
Vielmehr müsse die Effizienz im Gesundheitswesen beispielsweise durch die verstärkte Nutzung der Daten erhöht werden. Zudem sei die Zahl der Arztbesuche in Deutschland vor allem wegen der erforderlichen Krankschreibungen hoch. Letztlich müsse man das Beste aus den Systemen der gesetzlichen und privaten Krankenversicherung vereinen.
Kapitaldeckung in Altersvorsorge
In der Altersvorsorge sei mehr Ehrlichkeit gefragt, fordert Kolb von der künftigen Bundesregierung: „Die Instrumente dafür sind eigentlich da.“ Kapitaldeckungsprodukte könnten ein vernünftiges Sicherheitsniveau in Verbindung mit einer höheren Rendite liefern. Außerdem könne man Infrastrukturinvestments mit privatem Kapital aufladen. Andernfalls werde es in der gesetzlichen Rentenversicherung in ein paar Jahren zu massiven Beitragsanpassungen kommen, oder man müsse über einen späteren Renteneintritt diskutieren.
Kolb bekräftigt die Position der Versicherungswirtschaft, dass eine Pflichtversicherung für Wohngebäude ohne risikoadäquate Preissetzung nicht funktionieren werde: „Für den Kunden wird es aber irgendwann nicht mehr bezahlbar, wenn Schadenprävention wie beispielsweise der Hochwasserschutz nicht verbindlicher geregelt wird.“
Elf Versicherer unter einem Dach
Unter dem Dach der Versicherungskammer sind elf Versicherungsgesellschaften vereint. Sie tritt mit den Regionalmarken Versicherungskammer Bayern, Feuersozietät und Saarland Versicherungen auf. Zudem ist der Direktversicherer BavariaDirekt Teil des Konzerns. Der Marktanteil im Privatkundengeschäft von Bayern und der Pfalz wird mit rund 30% angegeben. Ähnliche Anteile sieht der Konzern im Saarland. Außerdem ist die Kammer in Berlin und Brandenburg aktiv. Die Versicherungskammer ordnet sich als achtgrößter Erstversicherer Deutschlands ein.