Ukraine-Paket für Unternehmen

KfW rückt schon wieder zum Groß­einsatz aus

Seit Beginn der Pandemie und der Aufstockung von Hilfen für Energieeffizienz ist die KfW so stark im Einsatz wie nie zuvor. Mit dem Berliner Paket zur Bewältigung der Kriegsfolgen in Deutschland steht nun ein neues Großvorhaben an.

KfW rückt schon wieder zum Groß­einsatz aus

jsc Frankfurt

Nach den milliardenschweren Pandemiehilfen und einer Förderwelle für Energieeffizienz steht die KfW vor einem neuen Großprojekt: Die Förderbank soll im Rahmen des „Schutzschild“-Programms der Bundesregierung bis zu 100 Mrd. Euro an Kreditlinien gewähren, wenn Unternehmen an Energiebörsen mit Strom und Erdgas handeln und hohe Sicherheiten stellen müssen, wie die Bundesministerien für Wirtschaft und Klimaschutz sowie für Finanzen am Freitag ankündigten. Bis zu 7 Mrd. Euro stehen außerdem bereit, um kurzfristig die Liquidität von Unternehmen zu sichern. Darüber hinaus soll die KfW in Einzelfällen für Eigen- und Hybridkapitalhilfen an „besonders relevante Unternehmen“ eingebunden werden. Neben Klimaschutz und Digitalisierung stehe die Kreditanstalt somit vor einer weiteren Aufgabe, sagte Konzernchef Stefan Wintels auf der Bilanzpressekonferenz der Bank. „Es wird darauf ankommen, dass wir unsere Souveränität in Europa und die Resilienz Europas stärken.“

Für die KfW handelt es sich um das dritte Großprojekt seit 2020. Für Coronakredite an Unternehmen sagte die Bank im Inlandsgeschäft bis Ende des vergangenen Jahres bereits rund 57 Mrd. Euro zu. Im laufenden Jahr könnten die Zusagen über die ursprünglich veranschlagten 87 Mrd. Euro für reguläre Förderkredite hinaus steigen, da laut Prognose im Extremfall annähernd 15 Mrd. Euro an erneuten Coronahilfen hinzukommen. Allerdings seien Vorhersagen unsicher und auch ein geringerer Umfang denkbar, schreibt die Bank.

Ein weiterer Treiber des Geschäfts waren die mit Zuschüssen flankierten Förderkredite für energieeffiziente Bau- und Sanierungsvorhaben, für die das Institut allein in den vergangenen beiden Jahren 61 Mrd. Euro ausreichte. Nachdem die Förderbank das Programm im Januar auf Anordnung aus Berlin abrupt auf Eis legte und erst später für Sanierungsvorhaben wieder öffnete, rollt sie in Kürze ein abgespecktes Förderprogramm für Neubauten aus. Die Bank habe den überraschenden Förderstopp, der Protest aus Wohnungs- und Kreditwirtschaft nach sich zog, „schonungslos“ aufgearbeitet, sagte Wintels, auch wenn er konkrete Fehler nicht öffentlich benennen wollte. „Ich stehe mit meinem Wort in der Verpflichtung, dass das nicht noch mal passieren wird.“

Kredit im Kriegsgebiet

Wie stark das neue Ukraine-Programm die Zusagen im laufenden Jahr prägen wird, steht derweil noch nicht fest – die Bundesregierung nennt bisher keine zeitliche Spanne, so dass sich die Summe von bis zu 107 Mrd. Euro nicht zuordnen lässt. Absehbar ist jedoch, dass für das bestehende Geschäft Risikovorsorge anfallen wird. 470 Mill. Euro beträgt das Exposure der Bank per Jahres­ende in der Ukraine, während auf Russland 457 Mill. Euro entfallen – ein kleinerer Anteil, nämlich 48 Mill. und 153 Mill. Euro, ist laut KfW nicht durch Export- und Kreditversicherungen oder Bundesgarantien abgedeckt. Zum Bestand in Russland und der Ukraine zählen im Segment der KfW-Tochter Ipex-Bank neben Flugzeugkrediten insbesondere auch Schiffsfinanzierungen, wie Finanzvorstand Bernd Loewen sagte. Prognosen zur Konjunktur stuft die Bank als extrem unsicher ein, im Falle eines Stopps russischer Energie­lieferungen drohe eine Rezession. Mit der Berichterstattung zum ersten Quartal, die für den 11. Mai angesetzt ist, wird die Bank laut Loewen die Risikovorsorge beziffern.

Die Folgen der Pandemie sind bisher weniger stark ausgefallen als erwartet. Nach einer Kreditrisikovorsorge von 499 Mill. Euro im Jahr 2020, die das Institut speziell der Pandemie zuordnet, löste das Institut hier im vergangenen Jahr unterm Strich 159 Mill. Euro auf; im Beteiligungsportfolio steht in Verbindung zur Coronakrise nach einem Minus von 348 Mill. Euro jetzt ein Plus von 211 Mill. Euro. Der Zuwachs fällt sogar noch stärker aus, wenn über die Pandemie hinausgehende Effekte mitgezählt werden.

Die Kehrtwende in der Kreditrisikovorsorge und in der Bewertung erlaubte es der Bank, trotz leicht sinkender Erträge und steigender Verwaltungskosten den Gewinn auszubauen: 2,35 Mrd. Euro blieben nach zuvor 633 Mill. Euro stehen. Die erwirtschaftete Summe der nicht gewinnorientierten Bank kam dem Kapitalpolster zugute, das auf 34,2 Mrd. Euro von zuvor 31,8 Mrd. Euro anschwoll. Trotzdem sank die harte Kernkapitalquote auf 23,9% von zuvor 24,1%. Vor allem neue Vorgaben der Regulierung schlugen laut Loewen dabei durch, aber auch die Stärkung des Dollar, der zu einer Aufwertung von internationalen Beteiligungen führte und damit den Kapitalbedarf erhöhte. Der Verwaltungsaufwand kletterte um 9% auf 1,45 Mrd. Euro. Eine leistungsabhängige Vergütung, die Masse des Neugeschäfts, ein Aufbau der KfW Entwicklungsbank und IT-Investitionen gaben laut Loewen den Ausschlag.

Viel Bewegung im Jahr 2022

Ein hohes Neugeschäft zeichnet sich auch im laufenden Jahr bereits ab. Mit 22 Mrd. Euro kamen bis Ende Februar bereits deutlich mehr zusammen als im selben Zeitraum der jeweiligen Vorjahre. Mehr als 7Mrd. Euro entfallen davon auf Energieeffizienzprogramme, die im Januar auf Eis gelegt worden waren. Im mittlerweile fortgeführten Programmteil für Sanierungsvorhaben reicht die Bank pro Woche rund 300 Mill. Euro aus, wie Wintels erklärte.

Auch der Ukraine-Krieg schlägt bereits auf das Neugeschäft durch. Ein Milliardenbetrag entfällt auf Liquiditätslinien für Energieunternehmen, die bereits vor dem jetzt verkündeten Paket gewährt worden waren. So sagte die Bank Kreditlinien an Leag, Uniper, VNG und Steag zu. Außerdem reichte die KfW ein 150 Mill. Euro schweres Darlehen an die Ukraine aus und legte ein 500 Mill. Euro schweres Programm für Flüchtlingsunterkünfte in Kommunen auf. „Wir sind fest entschlossen, einen Beitrag zur Bewältigung dieser Krise zu leisten“, sagte Wintels.

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