Venture Capital

KfW will mehr privates Kapital mobilisieren

KfW-Chef Stefan Wintels sieht in der Förderpolitik der Staatsbank noch Raum für privates Kapital. Die Töchter KfW Capital und DEG sollen dabei nach seinen Worten eine stärkere Rolle spielen.

KfW will mehr privates Kapital mobilisieren

jsc Frankfurt

Die Förderbank KfW will über ihr Beteiligungsgeschäft mehr privates Kapital mobilisieren. Die Töchter für Wagniskapital- und für Schwellenland-Projekte, die KfW Capital und die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG), stellten bereits im Schulterschluss mit privaten Geldgebern Kapital bereit, „allerdings noch nicht in dem Umfang, in dem das notwendig ist“, sagte Bankchef Stefan Wintels am Mittwochabend vor Wirtschaftsjournalisten in Frankfurt. Die Bank werde künftig in einem laufenden Prozess immer wieder Initiativen vorstellen, sagte er.

Die 2018 gegründete KfW Capital betreut verschiedene Fördertöpfe für Wagniskapital unter dem Schlagwort „Zukunftsfonds“ und investiert selbst wie eine gewöhnliche Investorin in Venture-Capital-Fonds, um ge­meinsam mit privaten Geldgebern Kapital für junge Technologiefirmen bereitzustellen. Die Kölner DEG wiederum finanziert vor allem kleine und mittlere Firmen, die in Schwellenländern aktiv sind, und bindet dabei private Geldgeber ein.

Wintels skizzierte mehrere Vorhaben, um zusätzliches privates Kapital zu mobilisieren. So sei in der Förderung von Technologiefirmen auch Kapital in dritter oder vierter Runde wichtig, wenn Unternehmen größere Finanzierungen benötigten. Dort be­stehe „ein sehr großes Potenzial“. Auch gebe es eine Reihe an Technologien, die über einen langen Zeithorizont Förderung benötigten und nicht allein über private Kapitalmärkte fi­nanziert werden könnten. Wintels nannte grün produzierten Wasserstoff, künstliche Intelligenz und Biotechnologie.

Um private Investoren einzubinden, könne die KfW nicht nur zu gleichen Bedingungen („pari passu“) Geld bereitstellen, sondern in be­stimmten Programmen auch das „First Loss Piece“ übernehmen, also den besonders risikobehafteten Teil. Und zwischen dem reinen Eigenkapital und dem klassischen Kreditgeschäft der KfW sei eine Stärkung hybrider Finanzierungen (Mezzanine) mit Einbindung des privaten Sektors denkbar. Auch in Entwicklungsländern hofft Wintels auf eine stärkere Rolle privater Geldgeber, etwa um Alternativen zum Kohlestrom zu fördern. „Es muss gelingen, privates Ka­pital zu mobilisieren.“

Die KfW verfolge den Ansatz des „Crowding-in“ statt des „Crowding-out“, betonte Wintels. Private Geldgeber sollen also zur Kapitalgabe mo­tiviert und nicht verdrängt werden. Weil die KfW Capital in Wagniskapitalfonds investiert und hier maximal ein Fünftel der Mittel bereitstellt, ist das theoretisch gehebelte private Kapital hoch (siehe Grafik). Unklar ist aber, wie viel Geld verschiedene Investoren ohne das Engagement der KfW-Töchter tatsächlich eingebracht hätten. Das Beteiligungsgeschäft ist darüber hinaus riskant: Die DEG schrieb in den Jahren 2019 und 2020 hohe Verluste, ehe sie sich im vergangenen Jahr erholte. Die KfW Capital nennt noch keine Zahlen, weil erst am Ende der lang laufenden Fondsinvestments ein Ergebnis feststeht.

Kein Wort zu Uniper

Inflation, Gasknappheit und Re­zessionssorgen belasteten das Konzerngeschäft der KfW bisher kaum, machte Wintels deutlich. Im ersten Quartal hatte die Bank bereits 391 Mill. Euro für Kreditrisikovorsorge und Bewertungsabschläge auf Beteiligungen aufgewendet. Für das zweite Quartal zeichne sich ein „zufriedenstellendes Ergebnis“ ab, mögliche Spuren im Kreditportfolio habe die Bank noch nicht gesehen.

Ein spezielles Kreditprogramm, mit dem die KfW von Kriegsfolgen betroffenen Unternehmen unter die Arme greift und für das bis zu 7 Mrd. Euro bereitstehen, sei bisher kaum aufgerufen worden. Die Kreditzusagen liegen laut Wintels noch unter der Marke von 100 Mill. Euro. Doch die Nachfrage könne sich rasant ändern, warnte er. „Einer dieser Faktoren wäre natürlich ein Gasembargo.“ Bisher sei die KfW aber weit von ihren Kapazitätsgrenzen entfernt.

Grundsätzlich seien die Hilfen der Bundesregierung für Energieunternehmen sinnvoll. Zu einer Kredithilfe für den angeschlagenen Energiekonzern Uniper äußerte sich der KfW-Chef jedoch ausdrücklich nicht. Der Bund erwägt derzeit eine Beteiligung an dem Konzern sowie eine Hybrid­finanzierung. Die KfW könnte mit einer Kreditlinie von bis zu 8 Mrd. Euro bereitstehen. Auch die Energiekonzerne Leag, Steag und VNG hatten sich Medienberichten zufolge an die von Bund und Ländern getragene Förderbank gewandt.

Lob für die EZB-Zinswende

Im Vorfeld der EZB-Zinserhöhung am Donnerstag sagte der KfW-Chef, dass er den „Schritt zurück zur Normalität“ begrüße. Im Förderkreditgeschäft habe die KfW bei allgemein steigenden Zinsen womöglich mehr Spielraum. „Je höher die Zinsen sind, desto relativ attraktiver wird der Spread zwischen der KfW und anderen Ratingklassen“, sagte der Bankchef. In der Refinanzierung habe sich die Staatsbank bereits kurz nach Jahresbeginn noch zu günstigen Konditionen am Kapitalmarkt eingedeckt.

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