Kleine Finanzinstitute behaupten sich besser
fir Frankfurt
– Kleinere Sparkassen und Genossenschaftsbanken sind im Allgemeinen effizienter und widerstandsfähiger als größere, obwohl sie eher über ein weniger leistungsfähiges Management verfügen. Das hat die Stuttgarter Beratungsgesellschaft Beikelach festgestellt, welche die Jahresabschluss- und Offenlegungsberichte fast aller deutschen Sparkassen und genossenschaftlichen Institute unter die Lupe genommen hat. Zu den insgesamt untersuchten 1 182 Geldhäusern zählen 373 Sparkassen und 809 Kreditgenossenschaften.
Beikelach hat eigens den sogenannten Effizienz-Resistenz-Index (Erix) entwickelt, der als Kennzahl für die Widerstandsfähigkeit gegenüber künftigen Ertragsrisiken – Zinsänderungsrisiken ausgenommen – sowie den effizienten Umgang mit den Ressourcen Personal, Sachmittel und Kapital fungiert. Demnach sind 149 Institute im Spitzenbereich zu verorten, 869 im Mittelfeld und 164 im negativen Bereich (siehe Grafik). Auffallend ist laut den Geschäftsführern Rolf Beike und Niklas Lach, dass die Bilanzsumme der Top-Institute bei durchschnittlich 1,3 Mrd. Euro liegt und die der schlechten mit 2,6 Mrd. Euro doppelt so hoch. Im Mittel, so Beike und Lach, verfügen Sparkassen und Genossenschaftsbanken über eine Bilanzsumme von 1,9 Mrd. Euro. Sparkassen sind dabei mit im Durchschnitt 3,6 Mrd. Euro Bilanzsumme etwa dreimal so groß wie die Kreditgenossenschaften.
Auffallend ist, dass unter den 149 Top-Instituten besonders viele Volks- und Raiffeisenbanken mit angeschlossener Warengenossenschaft vertreten sind. Von diesen insgesamt 77 Instituten liegen Beikelach zufolge 31% im Erix-Spitzen- und 66% im Mittelfeld. Zum Vergleich: Von den 691 klassischen Volks- und Raiffeisenbanken sind nur 13% unter den Besten zu finden, von den 373 Sparkassen 9% und von den 41 genossenschaftlichen Spezialinstituten, zu denen Sparda-Banken, PSD Banken und Kirchenbanken gehören, lediglich 5%. Das verdeutlicht den Beratern zufolge, dass eine breite Aufstellung, die neben Bank- auch Warengeschäft berücksichtigt, positive Effekte auf Effizienz und Resistenz hat.
Cost-Income-Ratio greift kurz
Als Maßstab für den Erfolg eines Instituts greife die Kennziffer Cost-Income-Ratio zu kurz, da sie lediglich Sach- und Personalkosten ins Verhältnis zu den Erträgen setzt, sagen Beike und Lach. Ob ein Institut hohe oder weniger hohe Risiken eingehe, wirke sich schließlich ebenso auf den Erfolg aus wie die Breite des Geschäftsmodells und die Managementgüte. „Wir sind der Auffassung, dass neben Personal- und Sachkosten auch der Institutstyp, der Risikoappetit des Vorstandes und insbesondere das Managementgeschick der Führungskräfte Auswirkungen auf die Erlöse ausüben“, sagt Beike.
Aus all diesen Einflussfaktoren haben er und Lach deshalb einen breiteren Indikator berechnet, der für jede Sparkasse, Volks- und Raiffeisenbank angibt, was sie mit den gegebenen Inputfaktoren erwirtschaften müsste. „Wenn man das, was man eigentlich erwarten müsste, abgleicht mit dem, was das Institut tatsächlich erwirtschaftet, dann ist dieser Unterschied für uns ein Indikator für die Managementqualität.“ Erwirtschafte ein Institut mit diesen Inputfaktoren mehr oder weniger, als im Vergleich mit den anderen Instituten zu erwarten sei, liegt das nach Einschätzung der beiden am Management.
Herausgefunden haben sie, dass sich genossenschaftliche Institute und Sparkassen bezüglich der jeweiligen Managementgüte im Schnitt um 0,1 Prozentpunkte in Bezug auf die durchschnittliche Bilanzsumme unterscheiden – zugunsten der Genossenschaftsbanken. „Der Faktor Management hat einen signifikanten Einfluss auf die Betriebsergebnisse“, resümiert Beike. „Das macht in einem Institut mit einer Bilanzsumme von 1 Mrd. Euro einen Erlösunterschied von 1 Mill. Euro aus.“ Co-Geschäftsführer Lach verdeutlicht die Dimensionen: „Der Bilanzgewinn einer Genossenschaftsbank oder Sparkasse liegt im Durchschnitt bei 0,15% oder 0,20% der Bilanzsumme. In Relation dazu sind die 10 Basispunkte Differenz im Management viel.“
Schwächeres Management
Die Analysen verdeutlichten aber auch, dass große Sparkassen und Genossenschaftsbanken mit mindestens 5 Mrd. Euro Bilanzsumme bezüglich der Managementgüte erheblich besser abschneiden als etwa sehr kleine mit einer Bilanzsumme von bis 250 Mill. Euro. „Es zeigt sich also, dass im Schnitt große Institute über eine bessere Managementqualität verfügen als kleine und Genossenschaftsbanken über eine bessere als Sparkassen“, so Beike.
Alles in allem schnitten kleinere Banken und Sparkassen aber in puncto Resistenz und Effizienz tendenziell besser ab als größere. Nur wenn es um den Faktor Management gehe, stelle sich das umgekehrt dar. „Es hat auch etwas Beruhigendes“, sagt Lach, „denn hätten wir herausgefunden, dass schlechteres Management eher in den großen Instituten zu finden ist, wäre das ein Alarmzeichen“. Gründe dafür seien, dass kleine Banken oft über kein mittleres Management verfügten, die Vorstände stark im Alltagsgeschäft eingebunden seien. Mitunter herrschten Unterschiede in der Fachkompetenz.