Klumpenrisiko Deutschland
Okay, wir haben verstanden. Deutschland ist ein sicherer Hafen. Die Zinsen werden auf mittlere Frist niedrig bleiben. Das heißt für Kapitalanleger wie Versicherer: Investieren in Sachwerte. Und angesichts ihrer Verpflichtungen aus den abgeschlossenen Versicherungsverträgen sollten diese Sachwerte möglichst sicher sein.
Also Immobilien. Und zwar solche, die über die Zeit nicht an Wert verlieren, sondern mit hoher Sicherheit gewinnen. Diese wertbeständigen Objekte sind, so legt ein Blick in die Vergangenheit nahe, gerade in Deutschland zu finden. Von Sonderfällen abgesehen waren Immobilien hierzulande wertstabil: Früher, bis in die 2000er Jahre hinein, haben sie zwar nicht an Wert verloren, aber auch kaum gewonnen, was sie gerade als Direktinvestment, das mit hohem Aufwand verwaltet wurde, für viele Versicherer uninteressant gemacht hat.
Doch in den vergangenen zehn Jahren sind deutsche Immobilien, seien es Wohngebäude oder Gewerbeobjekte, deutlich teurer geworden und haben aus dem Ausland bekannte Wertsteigerungen teilweise nachgeholt. Doch gerade jetzt, aber eigentlich schon seit einigen Jahren, ist es gefährlich, alles auf Deutschland zu setzen. Ein geografisches Klumpenrisiko droht. Es lässt sich einwenden, dass Versicherer nicht nur in hiesige Immobilien investieren, sondern eben auch in nord- und westeuropäische, seit der Präsidentschaft Joe Bidens auch wieder verstärkt in US-amerikanische Objekte – und auch in asiatische sowie australische Immobilien. Aber diese Auslandsengagements erscheinen eher als Beimischung.
Die Gefahren dieser Strategie werden zwar durchaus gesehen. Es gibt demnach überhitzte Teilmärkte, insbesondere in Berlin, seit einigen Jahren das deutsche Top-Investmentziel, aber auch in München oder Frankfurt. Die deutschen Investoren stehen bei Top-Objekten in Top-Lagen Schlange und treiben die Preise immer weiter nach oben. Dieser Trend wird sich verstärken, wenn erst nach Corona die ausländischen Adressen wieder aktiver sind. Aber es gibt bisher keine Blase, die platzen und zu Preisrückgängen führen könne.
Noch, muss man sagen. Daher sollte sich der Blick verstärkt über den nationalen Tellerrand richten. Skandinavische Märkte sind klein. Aber es gibt auch noch Frankreich, Italien, Spanien und – trotz Brexit – Großbritannien. Und auch außereuropäische Märkte sollten nicht nur einen Blick, sondern auch Taten wert sein, trotz Wechselkursrisiken. Deutschland ist nicht alles – und sollte es aus Diversifikationsgründen auch nicht sein.