Konkrete Vorschläge zur Wiederbelebung von Verbriefungen
Konkrete Vorschläge zur Wiederbelebung von Verbriefungen
AFME präsentiert Forderungskatalog – Schwerpunkt auf Eigenkapitalvorgaben und Reporting
fed Frankfurt
In der aktuellen Diskussion über die Wiederbelebung des Verbriefungsmarkts hat der europäische Finanzmarktverband AFME Forderungen an die europäischen Gesetzgeber und die EU-Aufsichtsbehörden präzisiert. Konkret fordert die Interessenvertretung von Banken und Investoren vor allem Anpassungen bei der Kalibrierung der Eigenkapitalvorgaben für standardisierte (STS) und nicht standardisierte Verbriefungen. Unter anderem soll das durch Minderung des sogenannten P-Faktors geschehen, also des pauschalen Risikoaufschlags für Verbriefungen.
Solvency II im Blick
AFME macht sich zudem dafür stark, sich die Kapitalanforderungen für Versicherer mit Blick auf Verbriefungen vorzunehmen, indem schon in den nächsten Monaten der aufsichtliche Rahmen Solvency II dahingehend überprüft werden soll. Zudem fordert der Verband Erleichterungen bei den Anforderungen an die Offenlegung (Due Diligence Requirements) unter Berücksichtigung des tatsächlichen Informationsbedarfs der Investoren und des Prinzips der Verhältnismäßigkeit. Damit verbunden setzt sich der Verband auch dafür ein, die Berichterstattungsvorlagen (reporting templates) zu überarbeiten und dabei zum Beispiel als unnötig empfundenes „loan-by-loan reporting“ für bestimmte Verbriefungsformate aufzugeben. Schließlich ist AFME überzeugt, dass die Kriterien für einfache, transparente und standardisierte Verbriefungen – also für STS-Transaktionen – noch weiter vereinfacht werden können.
Der Kapitalmarktverband erinnert daran, dass Verbriefungen dazu beitragen können, Risiken aus dem Bankensektor zu nehmen und an Investoren weiterzureichen. Auf diese Weise können Bankbilanzen verkürzt werden, so dass sich den Instituten neue Spielräume für die Vergabe zusätzlicher Kredite eröffnen. Dies sei gerade angesichts der Aufgabe, den nachhaltigen Umbau der Wirtschaft zu finanzieren, von Bedeutung.
Mehr Markt, weniger Bank
Zugleich, so unterstreicht AFME in dem Bericht, sorgten Verbriefungen letztlich dafür, dass sich dadurch die relativ starke Abhängigkeit der europäischen Wirtschaft von Bankenfinanzierung verringere, weil sich das Verhältnis von Banken- zu Marktfinanzierung verschiebe. Seit langem wird kritisiert, dass anders als in den USA, aber auch anders als in Asien in Europa die Bankenfinanzierung der gewerblichen Wirtschaft dominiert – in der Größenordnung 70:30.
Anlass für die Finanzmarktlobby, gerade jetzt eine Wunschliste vorzulegen, ist die Tatsache, dass es aktuell eine generelle Bereitschaft gibt, Investoren und Banken zu erleichtern, Kredite zu verbriefen und damit handelbar zu machen. Im Frühjahr hat die Eurogruppe, also das Gremium der 20 Finanzminister der Euro-Mitgliedstaaten, eine Revitalisierung des Verbriefungsmarkts zu einem prioritären Ziel erklärt. Der anschließende Euro-Gipfel hat dieses Ziel bestätigt. Bemerkenswerterweise haben sich seither auch Vertreter politischer Parteien, die dem Instrument der Verbriefung in der Vergangenheit eher vorbehaltlich gegenüberstanden (etwa die SPD), offiziell für Anpassungen und Erleichterungen beim Rechtsrahmen ausgesprochen. Die französische Regierung hat gemeinsam mit der heimischen Finanzindustrie im Bericht der Group Noyer ebenfalls die Rolle von Verbriefungen hervorgehoben. Gegenwärtig konkretisieren die deutschen Banken in einer Arbeitsgruppe unter Regie des Commerzbank-Chefs Manfred Knof Vorstellungen, wie Maßnahmen aussehen könnten, die den Markt wiederbeleben. In Brüssel wiederum laufen in der EU-Kommission bereits Vorarbeiten für eine Gesetzesinitiative. Die dürfte allerdings erst dann lanciert werden, wenn feststeht, wer Nachfolger von Mairead McGuinness als EU-Finanzkommissarin wird – voraussichtlich also Anfang 2025.