Geldwäschepräventionsbehörde AMLA gilt als Paradebeispiel für gelungene Standortförderung

Konzertierte Aktion für den Finanzplatz

Ein gemeinsames Vorgehen zum Wohle des Finanzplatzes Frankfurt propagierten in einer Diskussionsrunde des Bankenverbandes Mitte Teilnehmer aus Politik und Finanzbranche. Das habe sich auch im Werben um die Anti-Geldwäsche-Behörde AMLA ausgezahlt.

Konzertierte Aktion für den Finanzplatz

Konzertierte Aktion für den Finanzplatz

Vertreter von Finanzwesen und Politik beschwören gemeinsames Vorgehen für den Standort

fir Frankfurt

Wenn Wirtschaft und Politik aus Stadt Frankfurt, Land Hessen und dem Bund sich zusammentun, um den Finanzplatz Frankfurt voranzubringen, ergeben sich für Deutschlands wichtigsten Bankenstandort enorme Entfaltungsmöglichkeiten. Das sei die Lehre aus dem erfolgreichen Werben für die Ansiedlung der künftigen europäischen Anti-Geldwäsche-Behörde AMLA mit rund 400 Beschäftigten, waren sich Vertreter von Finanzindustrie und Politik am Donnerstagabend in einer Veranstaltung zur Zukunft des Finanzplatzes einig.

Geladen hatte der Bankenverband Mitte, der nach eigenen Angaben rund 100 private Banken in Hessen, Rheinland-Pfalz und im Saarland repräsentiert. Die Paneldiskussion moderierte die Geschäftsführerin des Bankenverbandes Mitte, Sarah Schmidtke.

Zusammen für AMLA geworben

Dass nach dem grünen Regulator ISSB auch die AMLA nach Frankfurt komme, sei eine Bestätigung der tragenden Rolle Frankfurts in Europas Finanzarchitektur, befand Mario Mattera, Vorsitzender des Bankenverbandes Mitte und Mitglied des Vorstands des Bankhauses Metzler. „Was mich besonders erfreut, ist, dass Politik und Wirtschaft an einem Strang gezogen haben, um für Frankfurt zu werben. Davon brauchen wir noch mehr.“ Auch dass Bundeskanzler Olaf Scholz nun die Kapitalmarktunion vorantreiben wolle, lasse viel Gutes hoffen.

Das gemeinsame Vorgehen bezüglich der AMLA stellt nach Ansicht von Frankfurts Oberbürgermeister Mike Josef „eine Benchmark für die zukünftige Zusammenarbeit“ dar. Die Ansiedlung bezeichnete er als großen Erfolg, der alles andere als ein Selbstläufer gewesen sei.

Dass sich EU-Parlament und EU-Rat vor gut zwei Monaten für die Mainmetropole als künftigen Standort der Behörde entschieden haben und damit gegen ein gutes Dutzend europäischer Mitbewerber, wird gemeinhin auch dem gemeinsamen Engagement von Bundesregierung, hessischer Landesregierung und Stadt Frankfurt zugeschrieben. Damit lief es diesmal ganz anders als 2017, als es um die Verlegung des Sitzes der Bankenaufsichtsbehörde EBA von London nach Kontinentaleuropa ging und Paris den Zuschlag erhielt. Das Votum wurde vielfach einer Interesselosigkeit und Passivität der politischen Entscheider hierzulande angelastet.

Wir müssen im deutschen Denken weg von der Kleinstaaterei. Der Finanzplatz Frankfurt ist der Finanzplatz Deutschland.

Umut Sönmez, Staatssekretär im hessischen Wirtschaftsministerium

Was bei der AMLA so gut funktioniert habe, würde er sich auch wünschen, wenn es darum geht, operatives Geschäft nach Frankfurt zu ziehen, sagte Umut Sönmez, Staatssekretär im hessischen Wirtschaftsministerium. Denn vieles sei dahingehend an Frankfurt vorbeigegangen und Paris, Amsterdam oder Luxemburg zugutegekommen. Deutschland müsse seine Kräfte an einem Finanzplatz bündeln, so wie es in Frankreich und Großbritannien mit den Finanzplätzen Paris und London der Fall ist. Sönmez’ Appell: „Wir müssen im deutschen Denken weg von der Kleinstaaterei. Der Finanzplatz Frankfurt ist der Finanzplatz Deutschland. Punkt.“

Sabine Mauderer, Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank und designierte Vizepräsidentin, mahnte, dass der Finanzplatz Frankfurt nach Jahren der Vernachlässigung durch die Politik im Gefolge der Finanzkrise stärker ins öffentliche Bewusstsein rücken müsse. „Wir müssen verstehen, worum es in unserem Land in den nächsten Jahren geht. Klar ist, dass wir mehr Wachstum brauchen. Dafür ist der Finanzplatz gefordert.“

Wichtig sei, das der Bevölkerung und politischen Entscheidungsträgern zu vergegenwärtigen. Auch die Vernetzung zwischen Wirtschaft, Finanzplatz und Politik, so wie im Fall der AMLA geschehen, sei essenziell. „Sonst arbeitet jeder für sich, und das große Ganze gerät aus dem Blick.“

Für eine bessere Finanzmarktkoordination zwischen Frankfurt, Hessen und dem Bund warb Tobias Vogel, Vorstandsvorsitzender der in Frankfurt ansässigen UBS Europe. Damit der Finanzmarkt seiner Rolle für die Finanzierung von Transformationsprozessen, sei es Nachhaltigkeit oder Digitalisierung, nachkommen könne, bedürfe es einer Finanzmarktstrategie, die aktuell in Deutschland noch nicht erkennbar sei.

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