Finanzkriminalität

Kosten der Geldwäsche-Prävention steigen rasant

Um der Finanzkriminalität Herr zu werden, wenden Banken in Deutschland Jahr für Jahr mehr Geld auf – zuletzt 62 Mrd. Dollar. Die Kosten dürften angesichts zunehmender krimineller und geopolitischer Bedrohungen weiter steigen.

Kosten der Geldwäsche-Prävention steigen rasant

fir Frankfurt

Wachsende geopolitische Risiken, zunehmende Kriminalität sowie steigende Regulierungsanforderungen treiben die Kosten der Finanzbranche zur Bekämpfung von Finanzkriminalität. Um den Vorschriften gerecht zu werden und das Volumen an Anti-Geldwäsche-Maßnahmen zu bewältigen, seien weitere Investitionen in Personal und Technologie notwendig, heißt es in dem am Dienstag veröffentlichten „True Cost of Financial Crime Compliance Global Report“ des US-Datendienstleisters Lexis Nexis Risk Solutions.

57 Mill. Dollar pro Bank

Zahlten Banken, Versicherer, Fonds und andere Dienstleister in Deutschland dafür im Jahr 2020 noch insgesamt 57,1 Mrd. Dollar für diverse Kostenpunkte rund um Compliance und Geldwäsche, so waren es im vergangenen Jahr schon 61,6 Mrd. Dollar (siehe Grafik). Hierzulande fielen pro Institut mit einer Bilanzsumme von mehr als 10 Mrd. Dollar im Schnitt 56,8 Mill. Dollar pro Jahr für Finanzkriminalität-Compliance an und damit 10% mehr als noch 2020. Institute mit einer Bilanzsumme unter 10 Mrd. Dollar wandten 2021 durchschnittlich 5,6 Mill. Dollar auf. Vergleichbar hohe Kosten wie die größeren deutschen Finanzdienstleister haben im Wirtschaftsraum Europa, Naher Osten und Afrika (EMEA) nur ihre niederländischen Pendants, die auf 55,9 Mill. Dollar kamen. Zum Vergleich: Größere französische Häuser gaben 48,5 Mill. Dollar aus, polnische 11,4 Mill. Dollar und jene aus den Vereinigten Arabischen Emiraten 13,9 Mill. Dollar.

Ausgaben steigen weiter

Die Ausgaben werden in der Erwartung der Befragten mit der Zunahme der Vorschriften weiter steigen: Sie gehen davon aus, dass die durchschnittlichen Kosten zwischen 4,3% und 10,1% zulegen werden, Inflationsanstieg nicht berücksichtigt. Zunehmende geopolitische Risiken verspüren vor allem die osteuropäischen Teilnehmer der Umfrage. Befragt wurden zwischen Dezember 2021 und Februar 2022 in 14 EMEA-Staaten insgesamt 428 Entscheidungsträger in Banken, Investmentfirmen, Versicherungen und Fondsgesellschaften, die für Sanktionsüberwachung, Geldwäscheprävention und generell Bekämpfung von Finanzkriminalität zuständig sind. Davon stammen unter anderem je 50 aus Deutschland und Polen, 46 aus dem Baltikum und 32 aus Tschechien und Ungarn.

71% der Befragten nennen zunehmende geopolitische Risiken als wichtigsten externen Grund für steigende Compliance-Kosten. Sind in Deutschland nur 59% dieser Meinung, so sagen dies 81% in Polen und 79% in Tschechien und Ungarn sowie 82% in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Obwohl die Umfrage vor dem russischen Überfall auf die Ukraine am 24. Februar durchgeführt wurde, zeige sie, „dass die Entscheidungsträger in den Financial-Crime-Compliance-Teams bereits aufkommende Risiken sahen, die dann die globalen wirtschaftlichen und politischen Trends in der ersten Hälfte des Jahres 2022 bestimmt haben“, heißt es von Lexis Nexis. Als weitere wichtige Gründe werden verschärfte Anti-Geldwäsche-Bestimmungen (70%) und kriminelle Bedrohungen (69%) genannt, gefolgt von zunehmenden Datenschutzanforderungen (59%).

Hochrisiko-Kunden erkennen

Geopolitische Risiken prägen auch das Screening der Geschäftspartner. Finanzinstitute sind verpflichtet, sogenannte politisch exponierte Personen (PEP) in ihrem (potenziellen) Kundenkreis zu erkennen, die als mit besonderes hohem Risiko behaftet gelten. Zu ihnen zählen etwa Staats- und Regierungschefs, führende Parteipolitiker, Minister, Staatssekretäre, hochrangige Militärs, Diplomaten und Richter, Zentralbanker und Führungskräfte in staatlich kontrollierten Unternehmen.

48% aller Befragten halten PEP für eine vorrangige Screening-Herausforderung, gefolgt von Kundenidentifizierung (Know Your Customer, KYC) mit 46%. In Deutschland zählt das PEP-Screening hingegen zu den Herausforderungen, die deutlich hinter anderen wie KYC, Risikoprofiling der Kunden oder regulatorischem Reporting zurückstehen.

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