Im PodcastChristian Fritsch, ELF Capital

Kreditfonds suchen ihr Glück in der Nische

Der deutsche Debt Fund ELF Capital setzt auf kleinere Deals ohne Private-Equity-Beteiligung. Gründer Christian Fritsch erklärt im Podcast, worauf es in dieser Nische ankommt – und warum das eigentlich gar keine Nische ist.

Kreditfonds suchen ihr Glück in der Nische

Im Podcast: Christian Fritsch

Kreditfonds suchen ihr Glück in der Nische

ELF-Capital-Gründer schwimmt gegen den Strom und setzt auf Deals ohne Beteiligungsgesellschaften

Von Philipp Habdank, Frankfurt

Newcomer wie Fidelity International oder die DWS haben es bislang nicht geschafft, im Direct Lending Fuß zu fassen und mussten ihre Pläne einkassieren oder überdenken. Der Markt zur Finanzierung von Private-Equity-Deals scheint unter den etablierten Private Debt Funds verteilt zu sein. Christian Fritsch sieht das anders: „Der Markt ist definitiv nicht gesättigt“, sagt der Gründer des deutschen Kreditfonds ELF Capital im Private-Markets-Podcast Betting Billions. ELF ging 2020 an den Start und schlüpfte vergangenes Jahr unter das Dach des deutschen Private-Equity-Investors DBAG.

Die großen Private-Equity-Manger würden sich laut Fritsch zwar zur Finanzierung ihrer großen Transaktionen im Wesentlichen auch großer, globaler Debt Funds bedienen. „Dort gibt es große Namen, die seit Jahren aktiv sind in dem Markt, gute Renditen auch erzielen“, sagt Fritsch. Dieses Marktsegment sei daher schon relativ gesättigt, zumal dort auch die Banken und die Anleihemärkte einen Rolle spielen würden.

Kapitallücke ausgemacht

Anders sähe es hingegen im nächstkleineren Marktsegment aus, dem sogenannten Midmarket. Fritsch zufolge bieten insbesondere bei Transaktionen mit Mittelständlern, die keinem Private-Equity-Investor gehören Chancen. Im Fachjargon nennt man diese Transaktionen non-sponsored Deals. Bei Transaktionen mit einem Volumen von weniger als 10 Mill. Euro dominieren dagegen die Banken.

Eine Kapitallücke hat Fritsch bei Finanzierungsgrößen zwischen 20 und 50 Mill. Euro definiert – insbesondere in Branchen, aus denen sich Banken immer stärker zurückzögen. Als Beispiel nennt er die Automobilindustrie, Modebranche oder den Einzelhandel. „Das eröffnet sehr, sehr viele Möglichkeiten für Private Credit Funds“, so der Kreditfondsmanager.

Mainstream Kreditfonds setzen auf Private-Equity-Deals

Die Renditen lägen in diesem Nischensegment im Schnitt zwischen 150 und 200 Basispunkte höher als im gesponsorten Großkundengeschäft, wo sich der Mainstream der Kreditfonds tummelt. Zwischen 85 und 90% aller Private-Debt-Deals in Europa finden nach Daten des Deloitte Private Debt Deal Tracker unter Beteiligung eines Private-Equity-Sponsoren statt. Bei ELF habe Fritsch zufolge rund die Hälfte aller Portfoliounternehmen keinen Sponsor. Sofern man Family Offices nicht als Sponsor definiert, ist die Quote sogar noch höher.

Trotzdem war Direct Lending auch 2024 die alles dominierende Investmentstrategie von Kreditfonds im Fundraising. Laut Datenanbieter Pitchbook wurden 60% der Gelder für diese Strategie eingeworben. Das restliche Kapital verteilt sich auf Nischen-Strategien wie Immobilienkredite (Real Estate Debt), komplexe Kredite (Credit Special Solutions) oder „General Debt“, womit die klassische Unternehmensfinanzierung gemeint ist.

Eine Nische, die eigenltich keine Nische ist

In einem schwierigen Marktumfeld dürften auch andere kleinere Kreditfonds ihr Glück stärker in Nischen suchen. Fritsch die direkte Kreditvergabe an Unternehmen ohne Private-Equity-Gesellschafter jedoch eigentlich nicht als Nische, denn schließlich gebe es viel mehr Unternehmen im Privat- als im Investorenbesitz. Der Gründer von ELF Capital verweist in diesem Zusammenhang auf die USA, wo es längst ganz normal sei, dass Kreditfonds auch Unternehmen im Privatbesitz finanzieren.

Fritsch setzt zudem darauf, dass sich Investoren breiter aufstellen. „Wir haben große institutionelle Investoren, die bereits in große, globale Debt Funds investiert sind, die aber zur Abrundung im Private-Credit-Portfolio nochmal alternative Finanzierer suchen“, sagt er. Non-sponsored Deals seien daher nicht zuletzt auch eine Absicherung für den Fall, dass es am Private-Equity-Markt mal nicht so gut läuft. Rein auf Private-Equity-Finanzierungen spezialisierte Kreditfonds hätten in der gegenwärtigen Marktphase mit wenigen M&A-Deals Probleme.

Private Debt Fundraising bricht ein

Investoren sind im Fundraising daher vorsichtiger geworden. Pitchbook zufolge waren im vergangenen Jahr weltweit nur noch 153 Kreditfonds im Fundraising erfolgreich und sammelten zusammen 196,1 Mrd. Dollar ein. Das sind nochmal 193 Fonds weniger als im Jahr zuvor. Im Rekordjahr 2021 konnten vergleichsweise noch knapp 500 Fonds zusammen fast 300 Mrd. Dollar bei Investoren einwerben.

Das meiste Kapital floss zuletzt in große Megafonds. Ares etwa schloss in den USA einen Kreditfonds bei 15,3 Mrd. Dollar. Das europäische Pendant erreichte im Januar dieses Jahres sogar 17,7 Mrd. Dollar womit beide Fonds zu den größten ihrer Zunft zählen. Der kürzlich von Blackrock übernommene Private-Credit-Manager HPS schloss seinen neuesten Kreditfonds im vergangenen Jahr bei 14,3 Mrd. Dollar ein, dessen Wettbewerber ICG sogar bei 17 Mrd. Dollar.