Kreditverwerter Huarong sucht Lösung seiner Probleme
Von Norbert Hellmann, Schanghai
Chinas Wackelkandidat im Bund der insgesamt vier staatskontrollierten Kreditverwertungsgesellschaften, Huarong Asset Management, soll sich einer Sanierungskur unterziehen, die mit einem Restrukturierungsaufwand und dem Abverkauf von kerngeschäftsfremden Aktivitäten einhergeht. Wie aus einer Mitteilung an die Hongkonger Börse hervorgeht, wird sich die chinesische Bad Bank zunächst einmal aus dem in den vergangenen Jahren hochaktiv betriebenen Konsumfinanzierungsgeschäft zurückziehen. Dabei soll ein Mehrheitsanteil über 70% an der Huarong Consumer Finance genannten Einheit an Drittparteien veräußert werden, heißt es in dem Statement.
Gleichzeitig steht Huarong in Verhandlungen für eine Schuldenbereinigung ihres hedgefondsähnlichen Schattenbankgeschäfts, das unter dem Namen Huarong Trust läuft. Hier dürfte es im Dialog mit den institutionellen Gläubigern der einer schweren Schieflage unterliegenden Huarong Trust zu einer radikaleren Entschuldungslösung in Form eines sogenannten Debt for Equity Swap kommen. Bei diesem Manöver verzichten die Gläubiger zumindest partiell auf ihre Forderungen und werden im Gegenzug mit Kapitalanteilen an der Gesellschaft bedacht.
Negativbeispiel
Huarong gilt als absolutes Negativbeispiel für die Transformation der einst als reine Aufkäufer von notleidenden Krediten chinesischer Großbanken gedachten Bad Banks zu integrierten Finanzkonzernen, die sich nach und nach ein immer aggressiveres Geschäftsprofil geleistet haben. So hat sich Huarong mit Schattenbankgeschäften, waghalsigen Bondmarktspekulationen und hochverzinslichen Krediten an bereits klamme Immobiliengesellschaften verhoben. Dabei scheint Huarong im Gegensatz zu den drei übrigen staatlichen Bad Banks, Cinda, Great Wall und Orient, insbesondere nach ihrem Gang an die Hongkonger Börse einen wesentlich heißeren Reifen gefahren zu haben.
Bezeichnenderweise ist der langjährige Huarong-Chairman und Spiritus Rector des Turbo-Geschäftsmodells Lai Xiaomin nach Aufdeckung von aufsehenerregenden Korruptionsvergehen und anderen illegalen Machenschaften zum Tode verurteilt und Anfang dieses Jahres hingerichtet worden. Damit handelt es sich seit Jahrzehnten um den ersten Fall einer Anwendung der Todesstrafe im Zusammenhang mit Wirtschaftskriminalität und Korruption in China.
Böses Erwachen
Dass Huarong in latenten Schwierigkeiten steckt, war seit längerem bekannt. Doch hatte sich im Markt zunächst die Auffassung durchgesetzt, dass die Probleme bei Huarong im Rahmen einer diskreten staatlichen Auffanglösung bereinigt werden könnten. Dann allerdings kam es zu einem bösen Erwachen, als sich Huarong nicht imstande sah, ihre Geschäftszahlen für 2020 fristgerecht bis zum 31. März zu publizieren. Damit erfolgte gemäß der Regularien an der Hongkonger Börse zwangsläufig eine Aussetzung der Kursnotierung der Huarong-Aktie. Diese hält bis auf Weiteres an, da Huarong ihr Zahlenwerk noch immer zurückhält.
Parallel zum Niedergang der Aktie im Vorfeld der Kursaussetzung sah man auch erhebliche Verwerfungen im Handel mit Huarongs ausstehenden Anleiheschulden. So stehen sowohl heimische Titel wie auch die offshore begebenen Dollarbonds von Huarong völlig unter Wasser. Allerdings hat sich die Gesellschaft bislang keinen förmlichen Zahlungsausfall (Default) am Bondmarkt geleistet. Auch wurden dem Vernehmen nach Arrangements mit Gläubigerbanken getroffen, die zumindest bis Ende August dafür sorgen sollten, dass Huarong ihren laufenden Zahlungsverpflichtungen nachkommen kann. In Marktkreisen wird damit gerechnet, dass Huarong bis Ende August dann tatsächlich ihr Zahlenwerk für 2020 vorlegen dürfte.