Krypto-Krise fordert erstes Mainstream-Opfer
xaw New York
Die Krise am Kryptomarkt kostet die kalifornische Bank Silvergate Capital die Existenz. Das Kreditinstitut stellt den Betrieb ein und strebt freiwillig eine geordnete Abwicklung an, wie es am Mittwochabend mitteilte. Die Kundeneinlagen will das Geldhaus vollständig zurückzahlen.
Damit fordern die Verwerfungen am Kryptomarkt ihr erstes bedeutendes Opfer aus dem Mainstream des Finanzsystems. Silvergate hatte sich seit 2013 von einer regionalen, vor allem auf die Vergabe von Krediten für Gewerbeimmobilien spezialisierten Bank zum führenden Finanzinstitut für Digital-Assets-Plattformen gewandelt. Der Zusammenbruch der Kryptobörse FTX setzte das Kreditinstitut aber unter erheblichen Druck. Angesichts der Krypto-Turbulenzen zogen Digital-Assets-Kunden von Silvergate zwischen Oktober und Dezember Einlagen im Volumen von 8,1 Mrd. Dollar ab.
Massive Verluste
Die Abflüsse zwangen Silvergate im Januar und Februar, Schuldverschreibungen zu verkaufen – hauptsächlich, um Forderungen der Federal Home Loan Bank von San Francisco nachkommen zu können. Die Verluste aus diesen Veräußerungen beliefen sich auf 718 Mill. Dollar und lagen damit weit über den kumulierten Gewinnen der Bank seit 2013.
Weil dies die regulatorisch vorgeschriebenen Kapitalquoten negativ beeinflusste, hatte Silvergate in der vergangenen Woche vermeldet, sie prüfe, ob eine Fortführung der Geschäftstätigkeit noch möglich sei. Zu diesem Zeitpunkt war bereits klar, dass das Geldhaus nicht in der Lage sein würde, seinen Jahresbericht fristgerecht am 16. März einzureichen. Anfang Februar war zudem bekannt geworden, dass das US-Justizministerium Silvergate im Zusammenhang mit dem FTX-Crash untersucht. Der Gründer der insolventen Kryptobörse, Sam Bankman-Fried, muss sich wegen Betrugs vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm auch vor, ein Finanzinstitut über den Verwendungszweck eines Kontos belogen zu haben, das FTX bei diesem unterhielt. Dieses habe nach außen der Verwahrung von Kundengeldern gedient, in Wahrheit soll Bankman-Frieds Trading-Firma Alameda Research dort regelmäßig Mittel abgezapft haben. Branchenkenner vermuten, dass es sich bei dem Institut um Silvergate handelt.
Dezimierte Branche
Der Kollaps der Bank strahlt erneut negativ auf die gesamte Kryptoszene ab. Zuletzt hatten bereits mehrere Digital-Assets-Firmen angekündigt, ihre Zusammenarbeit mit Silvergate beenden zu wollen. Allerdings ist die ohnehin geringe Zahl traditioneller Banken, die Krypto-Services anbieten, nun endgültig um ein weiteres Institut dezimiert.
Zwar stellt sich die Digital-Assets-Branche als Alternative zum klassischen Finanzsektor dar, allerdings sind die Firmen auf Kooperationen mit etablierten Banken angewiesen, um regulatorische Standards zu erfüllen. Der Vorstoß einiger Institute in Geschäftsmodelle mit starkem Krypto-Exposure ist Aufsichtsbehörden indes ein Dorn im Auge. Der kalifornische Finanzdienstleistungsregulator DFPI will die Abwicklung von Silvergate nun eng begleiten. Die Aktien der Bank brach im außerbörslichen Handel um 44 % ein und setzte nach der Eröffnung am Donnerstag um mehr als 20 % zurück.