LBBW zollt der Konjunkturkrise Tribut
LBBW zollt der Konjunkturkrise Tribut
Institut wappnet sich durch eine kräftige Aufstockung der Risikovorsorge für eine anhaltend schwierige Wirtschaftsentwicklung
Obwohl die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) 2024 den zweithöchsten Gewinn ihrer Firmengeschichte erzielte, setzt CEO Rainer Neske bei der Risikovorsorge auf eine konservative Planung. Während das Ergebnis bei Privat- und Firmenkunden zum Vorjahr sank, lief es bei Immobilien- und Projektfinanzierungen besser.
Mit 1,232 Mrd. Euro schrieb die LBBW 2024 erneut ein Ergebnis vor Steuern von mehr als einer Mrd. Euro, blieb damit aber um 10,2% hinter dem Rekord des Vorjahres zurück. Der Vorstandsvorsitzende Rainer Neske begründete diese Entwicklung auf der Bilanzpressekonferenz in Stuttgart insbesondere mit der von 254 auf 360 Mill. Euro aufgestockten Risikovorsorge – immerhin ein Plus von 41,7%. „Hier spiegeln sich die Entwicklung an den Immobilienmärkten sowie die schwache Wirtschaftsentwicklung wider, die Unternehmen zunehmend belasten“, sagte der CEO.
Trotz des Anstiegs der Insolvenzen sei die Risikolage der Bank insgesamt robust. So liegt laut Neske der Anteil notleidender Kredite, bei denen Tilgung oder Zinszahlungen ausgesetzt sind, mit 0,6% im Branchenvergleich auf weiter niedrigem Niveau. Zudem wappnet sich die Bank mit einer nach wie vor hohen zusätzlichen Vorsorge in Form sogenannter „Model Adjustments“ in Höhe von 880 (Vj.: 929) Mill. Euro gegen eventuelle künftige Risiken.
Kreditportfolio unverändert solide
Im Berichtsjahr trugen wieder alle vier operativen Segmente der LBBW mit einem Gewinn in dreistelliger Millionenhöhe zum Ergebnis bei. Rückläufig war dabei das Vorsteuerergebnis im Unternehmenskundengeschäft, das von 657 auf 449 Mill. Euro zurückging. Inzwischen habe sich aber die zum Jahresbeginn 2024 schwache Kreditnachfrage seit der zweiten Jahreshälfte spürbar belebt. Wie Finanzvorständin Stefanie Münz sagte, geht die höhere Risikovorsorge im Geschäft mit Unternehmen auf „wenige isolierte, große Einzelfälle“ zurück. Insgesamt kennzeichnete sie die Qualität des Kreditportfolios von rund 123 Mrd. Euro als „unverändert solide“. Die Branche der Automobilhersteller und deren Zulieferer steche unter den Risikofällen zudem nicht besonders hervor.
Integration der Berlin Hyp soll Ende des Jahres abgeschlossen sein
Indessen wird das Segment der Immobilien- und Projektfinanzierungen stark von der 2022 übernommenen Berlin Hyp geprägt, die im laufenden Jahr vollständig in die LBBW integriert und dort als eigenständige Einheit geführt werden soll. Dann wird das gesamte Immobiliengeschäft des Konzerns mit einem Portfoliovolumen von rund 63 Mrd. Euro unter der Marke Berlin Hyp auftreten. Zum Neugeschäft in der Immobilienfinanzierung in Höhe von 13 Mrd. Euro steuerte die Berlin Hyp wie im Vorjahr 7 Mrd. bei.
Trotz der schwierigen Lage an den Immobilienmärkten konnte die LBBW in diesem Segment den Gewinn von 347 auf 456 Mill. Euro steigern. Gleichzeitig wurde die Risikovorsorge von 180 auf 150 Mill. Euro gesenkt. Die leichte Steigerung des Gewinns aus dem Kapitalmarktgeschäft von 208 auf 217 Mill. Euro begründete Neske unter anderem mit einem starken Treasury-Ergebnis sowie dem Auslandszahlungsverkehr und Verwahrgeschäft. Den Rückgang des Gewinns im Privatkundengeschäft von 252 auf 194 Mill. Euro führte er vor allem auf die rückläufige Zinsmarge zurück.
CEO erwartet „hartes Jahr“
Unterm Strich rechnet die größte deutsche Landesbank auch im laufenden Jahr mit einer weiter schwierigen Wirtschaftsentwicklung sowie anhaltenden geopolitischen Spannungen. Neske sprach mit Blick auf 2025 von einem „harten Jahr“. In Bezug auf die jüngsten, kontrovers diskutierten Initiativen von US-Präsident Trump sagte Neske, dass die Politik bei all dem die „Kapitalmärkte nicht umbauen“ könne. Genau diese Märkte seien ein großes Korrektiv, was sich in den Kurskapriolen der letzten Tage zeige.
„Auch ein funktionierendes Rechtssystem ist in der Wirtschaft unumgänglich“, so der CEO. Dennoch rate er seinen Kunden nicht von Investitionen in den USA ab, da viele ohnehin schon im dortigen Markt aktiv seien. „Neben all der operativen Hektik muss man strategisch durch Zyklen schauen. Deglobalisierung ist nichts, was an einer Präsidentschaft hängt.“
Position zu Rüstungsfinanzierung seit 2022 klar
Wichtig sei in Krisensituationen, die Kunden zu kennen und die Kundensituation auch nicht zu ändern, erklärte Neske. Das Thema Rüstungsfinanzierung sei für die Bank bereits kurz nach dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine 2022 abgearbeitet worden. In der aktuellen Aufrüstungsdebatte sieht Neske die Bezahlung „ganz sicher“ beim Staat. „Wenn er nicht zahlt, wird es auch keine Investitionen und Finanzierung dessen geben, die Rollenverteilung ist dort klar.“ Gleichzeitig erwartet der Landesbank-Chef nicht, dass es in dem Bereich zu Finanzierungsengpässen kommt, das sei eher eine Frage der Produktionskapazitäten.
Ausschüttung von 330 Mill. Euro
Doch in der Zeit des Wandels lägen auch Chancen, so Neske. Daher habe man die aktuellen Entwicklungen für die eigene Strategie frühzeitig antizipiert und sich vorbereitet. Vor diesem Hintergrund erwartet die LBBW trotz des historisch schwierigen Umfelds für 2025 erneut ein Ergebnis vor Steuern von über einer Mrd. Euro. Für das Berichtsjahr 2024 schlägt der Vorstand der Hauptversammlung am 12. Mai eine Ausschüttung von insgesamt 330 Mill. Euro vor. Eigentümer der Bank sind der Sparkassenverband Baden-Württemberg, das Land Baden-Württemberg (je 40,5%) und die Stadt Stuttgart (15,5%).