Michael Kotzbauer plädiert zunächst für Bankenunion
Kotzbauer will Bankenunion vor internationalen Fusionen
Commerzbank-Vorstand warnt vor rein deutschem Zusammenschluss
phh/cka Frankfurt
Eine Übernahme der Commerzbank durch die italienische Unicredit wäre keine wirklich grenzüberschreitende, sondern vor allem eine nationale Bankenfusion, sagt Michael Kotzbauer im Interview der Börsen-Zeitung. Der stellvertretende CEO und Firmenkundenchef spielt damit auf die der Unicredit gehörende Münchener Hypovereinsbank an, die bei einer Übernahme wohl mit der Commerzbank zusammengelegt würde.
Für eine grenzüberschreitende Bankenfusion in voller Effizienz brauche es die Bankenunion. „Die haben wir aber nicht“, sagt Kotzbauer. Liquidität und Kapital würden an der deutsch-österreichischen Grenze anhalten. Europa habe noch keine Bankenunion, da es beispielsweise keine gemeinsame europäische Einlagensicherung gebe. „Die lehnt ja bekanntlich Deutschland ab“, so Kotzbauer. Italien im Gegenzug lehne die ESM-Reform ab. „Eine nationale Bankenfusion würde die benötigte Bankenunion daher keinen Schritt weiterbringen.“
Kotzbauer sieht Risiken einer Fusion
Kotzbauer glaubt auch nicht, dass eine Fusion von Commerzbank und Unicredit den Prozess beschleunigen würde. Die HVB und Bank Austria seien schon lange Teil der Unicredit. Beide Übernahmen hätten kein bisschen dazu geführt, näher an die Banken- und Kapitalmarktunion zu kommen. „Der Beweis ist also schon erbracht, dass eine nationale Konsolidierung dabei nicht hilft“, so Kotzbauer.
Der stellvertretende Commerzbank-Chef sieht vor allem die Risiken, die solch ein Zusammenschluss mit sich bringen würde. Die Bank wäre auf absehbare Zeit vor allem mit sich selbst beschäftigt. Kotzbauer leitete 2009 ein Teilprojekt für die Integration der Dresdner Bank in die Commerzbank. „Wenn ich zurückblicke, dann waren die Integrationsjahre der Anfangspunkt für die schwierigen Jahre, die wir bei der Commerzbank zwischen 2013 und 2020 erlebt haben“, so Kotzbauer.
Commerzbank drängt ins Baltikum
Die Commerzbank konzentriere sich auf ihre eigene Strategie, die auf Eigenständigkeit ausgerichtet sei. Die Strategie sieht unter anderem Wachstum im Baltikum vor, wo die Bank in der litauischen Hauptstadt Vilnius kurz vor Weihnachten eine neue Repräsentanz eröffnet hat. Nachdem das Finanzinstitut das Auslandsnetz zuletzt stark ausgedünnt hatte, wächst es wieder – unter anderem mit neuen Repräsentanzen in Marokko und in Jordanien.
Die Commerzbank wolle immer da sein, wo sie von Kunden gebraucht werde. Das ist immer häufiger im Ausland. Deutschland müsse aufpassen, bei der Wettbewerbsfähigkeit nicht weiter zurückzufallen, warnt Kotzbauer. Deutschland und Europa müssten als Standorte sowohl für die Industrie als auch für Kapital attraktiv bleiben. Die Größe einer deutschen oder europäischen Bank spiele da eine untergeordnete Rolle.
Im Interview Seite 5