Monte dei Paschi ernüchtert erneut
bl Mailand
Die für den 15. September einberufene außerordentliche Hauptversammlung der italienischen Bank Monte dei Paschi di Siena (MPS) soll eine Kapitalerhöhung um 2,5 Mrd. Euro beschließen. CEO Luigi Lovaglio berichtete bei der Vorstellung der Halbjahreszahlen am Freitag, dass sich acht Banken an dem Konsortium zur Sicherung der Maßnahme beteiligen. Weitere Banken könnten dazukommen. Premierminister Mario Draghi will in Höhe des staatlichen Anteils von 64% zeichnen. Doch dürfte er gar nicht mehr im Amt sein, wenn die Kapitalerhöhung im Oktober oder November durchgeführt werden soll. Es bestehen Zweifel, ob eine neue Regierung die Maßnahme mitträgt.
Zuversicht und Bangen
Die Bank blickt deshalb mit einer Mischung aus Zuversicht und Bangen in die nahe Zukunft. Anlass zur Zuversicht gibt die Genehmigung der EU, die Frist für die Privatisierung des Instituts zu verlängern – allerdings gegen Auflagen. Positiv aus Sicht der Bank ist auch die Vereinbarung mit den Gewerkschaften über einen sozialverträglichen Abbau von 3500 der 21000 Stellen. Damit will CEO Lovaglio die Kostenbasis 2023 um 270 Mill. Euro senken. MPS hat mit einer Aufwandsquote von 70,2 (i.V. 70,7)% viel zu hohe Kosten und will den Personalabbau, der laut Lovaglio etwa 800 Mill. Euro kosten wird, vor allem durch die Kapitalerhöhung finanzieren. Entlastung hat sich MPS auch mit dem Verkauf eines 917,5 Mill. Euro schweren Portfolios an ein Konsortium verschafft, zu dem die staatliche Bad Bank Amco gehört. Das Bruttovolumen fauler Kredite gibt MPS mit noch 3,9% an.
Ernüchternd fielen dagegen die Halbjahresergebnisse aus. Bei einem um 12,8% auf 660 Mill. Euro erhöhten Zinsüberschuss und einem Provisionsergebnis, das wegen der volatilen Märkte auf 728 (756) Mill. Euro zurückging, sackten die Erträge um 2,5% auf 1,52 Mrd. Euro ab. Bei fast unverändertem Aufwand brach der Nettogewinn um 86% auf 27 Mill. Euro ein. Lovaglio begründet dies auch mit Sonderfaktoren. Außerdem wurden die Rückstellungen für ausfallgefährdete Kredite auf 225 (163) Mill. Euro erhöht.
Rechtshändel belasten
Unerfreulich für die Bank ist auch der Anstieg der Forderungen aus Rechtsstreitigkeiten auf insgesamt rund 3,7 Mrd. Euro. Wie hoch die Risiken daraus sind, ist schwer abzuschätzen. Bisherige Urteile fielen zugunsten der Bank aus. MPS hat nun zusätzliche Rückstellungen von 78 Mill. Euro gebildet.
An der Börse kamen die Neuigkeiten nicht gut an. Der Aktienkurs schmierte am Freitag 6,7% auf 0,415 Euro ab. Das Papier hat binnen eines Jahres rund zwei Drittel seines Wertes verloren. Die Marktkapitalisierung der fünftgrößten Bank Italiens schrumpfte auf 446 Mill. Euro.