Britische Banken

Natwest stockt Risikovorsorge auf

Natwest hat mehr Geld für mögliche Kreditausfälle zur Seite gelegt, als Analysten auf der Rechnung hatten. Prompt verfehlte das Vorsteuerergebnis der schottischen Großbank die Markterwartungen.

Natwest stockt Risikovorsorge auf

hip London

Natwest hat mit ihrem Vorsteuerergebnis für das abgelaufene Quartal die Markterwartungen enttäuscht, nachdem die schottische Großbank mit Blick auf das wirtschaftliche Umfeld die Risikovorsorge aufgestockt hatte. Wie das aus der Royal Bank of Scotland hervorgegangene Institut mitteilte, stieg es auf 1,09 (i. V. 0,98) Mrd. Pfund. Das waren 12 % weniger, als Analysten im Schnitt auf der Rechnung hatten. Für mögliche Kreditausfälle wurden 247 Mill. Pfund zurückgelegt – wesentlich mehr als von Branchenexperten angesetzt. Ein Jahr zuvor hatte noch die Auflösung von Rückstellungen das Ergebnis um 221 Mill. Pfund aufgebessert. Zudem waren die operativen Kosten höher als am Markt erwartet. Das Management geht angesichts des Inflationsdrucks auch nicht mehr davon aus, die Kosten im kommenden Jahr weitgehend stabil halten zu können. Die Aktie geriet im Londoner Handel unter Druck.

Natwest gehört im Vereinigten Königreich zu den größten Hypothekenanbietern und konzentriert sich auf den Heimatmarkt, wo Zinsen und Lebenshaltungskosten in die Höhe schießen. „Das Niveau der Besorgnis der Menschen ist hoch“, sagte CEO Alison Rose dem „Evening Standard“. Bislang beobachte man noch nicht, dass Kunden mit ihren Hypothekenraten in Rückstand gerieten, doch man wisse, wie beunruhigt sie seien. Die Furcht vor einem Crash am Wohnimmobilienmarkt nimmt zu. Rose stellte allerdings klar, dass der Ausblick wesentlich besser sei als vor der Finanzkrise. Man befinde sich „absolut nicht“ in einer ähnlichen Lage wie 2007. „Die Banken sind in einer anderen Position. Wir haben eine Menge Liquidität, um unsere Kunden zu unterstützen.“ Alles in allem haben Barclays, HSBC, Lloyds Banking Group, Natwest und Standard Chartered im abgelaufenen Quartal knapp 2,5 Mrd. Pfund für mögliche Kreditausfälle zurückgelegt. Rückstellungen anderer großer Institute wie Santander UK oder Nationwide sind dabei nicht berücksichtigt.

Jenseits der Risikovorsorge entwickelte sich das Geschäft vor dem Hintergrund der Leitzinserhöhungen der Bank of England robust. Nach Rechnung des Jefferies-Bankenexperten Joseph Dickerson lag das „saubere“ Vorsteuerergebnis um 7 % über den Markterwartungen. Das Zinsergebnis im fortgeführten Geschäft (Go-forward Group) stieg auf 3,27 (2,63) Mrd. Pfund. Für das Gesamtjahr rechnet das Management mit Erträgen von insgesamt 12,8 Mrd. Pfund und einer Nettozinsmarge von mehr als 2,80 %. Wie Dickerson herausstrich, legt das Institut bei solchen Schätzungen den derzeitigen Leitzins von 2,25 % zugrunde. Er dürfte im weiteren Jahresverlauf noch steigen. Für das kommende Jahr rechnet Natwest damit, dass die Eigenkapitalrendite (RoTE) innerhalb der Zielspanne von 14 % bis 16 % liegen wird. Sie lag zuletzt bei 2,9 %.

Natwest wird ihren Wirtschaftsprüfer wechseln. Das Mandat muss alle zehn Jahre neu ausgeschrieben werden. PricewaterhouseCoopers setzte sich durch und wird ab dem Geschäftsjahr 2026 die Bilanz prüfen. Bis dahin wird Ernst & Young weiter damit betraut.

Natwest
Konzernzahlen nach IFRS
9 Monate     
in Mill. Pfund20222021
Erträge gesamt9 4487 827
Operative Kosten5 5495 430
Wertberichtigungen– 193+ 904
Vorsteuerergebnis3 7073 301
Nettoergebnis2 0782 516
Nettozinsmarge (%)2,732,32
Eigenkapitalrendite (%)10,010,7
Kernkapitalquote (%)14,318,2
Leverage Ratio (%)5,25,9
Bilanzsumme (Mrd.)802782*
*) per 31.12.2021Börsen-Zeitung
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