Schottische Großbank

Natwest überrascht mit Sonder­dividende

Die schottische Großbank Natwest hat ihre Anteilseigner nach einem unerwartet guten Quartal mit der Ankündigung einer Sonderdividende überrascht. Dem Großaktionär Staat fließen rund 1 Mrd. Pfund zu.

Natwest überrascht mit Sonder­dividende

hip London

Natwest hat im zweiten Quartal die Markterwartungen weit übertroffen und ihre Aktionäre mit einer Sonderdividende überrascht. Wie Barclays und Lloyds Banking Group profitierte die in erster Linie auf dem britischen Heimatmarkt tätige schottische Großbank von steigenden Zinsen. Der den Aktionären zuzurechnende Gewinn schrumpfte zwar auf 1,05 (i. V. 1,22) Mrd. Pfund. Analysten hatten im Schnitt aber nur 634 Mill. Pfund angesetzt. Das Vorsteuerergebnis lag ein Drittel über der Durchschnittsschätzung der Branchenexperten.

Rückstellungen aufgelöst

Anders als bei Barclays und Lloyds Banking Group hielt man bei Natwest trotz der sich eintrübenden gesamtwirtschaftlichen Lage keine zusätzliche Risikovorsorge für nötig. Die Bank löste Rückstellungen für mögliche Kreditausfälle von 18 Mill. Pfund auf, während Analysten Zuführungen von 147 Mill. Pfund erwartet hatten. Ein Jahr zuvor hatte noch die Freisetzung von fast 600 Mill. Pfund den Gewinn aufgepolstert. „Wir wissen, dass sich die anhaltend steigenden Lebenshaltungskosten auf die Menschen, Familien und Unternehmen im gesamten Vereinigten Königreich auswirken“, sagte CEO Alison Rose. Man habe eine Reihe ge­zielter Maßnahmen auf den Weg gebracht, die denen helfen sollen, die am meisten Unterstützung benötigen. Die hohe Rentabilität der Bank sorge dafür, dass sie gut positioniert sei, um diese Unterstützung zur Verfügung zu stellen. Um es ihren Mitarbeitern leichter zu machen, mit der rasanten Teuerung klarzukommen, erhöhte Natwest den mehr als 22000 Beschäftigten dauerhaft das Grundgehalt um 1000 Pfund pro Jahr.

Das Management rechnet nunmehr für das Gesamtjahr mit Erträgen von 12,5 Mrd. Pfund. Zuvor war es von 11 Mrd. Pfund ausgegangen. Die Eigenkapitalrendite (RoTE), für die man bislang mehr als 10 % angesetzt hatte, wird nun zwischen 14 % und 16 % verortet. Im abgelaufenen Quartal hatte sie bei 15,2 % gelegen. Der Ausstieg aus dem Geschäft in der Republik Irland dürfte nach aktueller Schätzung Kosten von 900 Mill. Euro mit sich bringen, die bis Ende 2023 anfallen. Für 90 % der betroffenen Kredite gebe es mittlerweile verbindliche Übereinkünfte.

Natwest erhöhte die Zwischendividende um 17 % auf 3,5 Pence je Aktie und kündigte eine Sonderdividende von 16,8 Pence je Anteilschein an. Dem Großaktionär Staat (48 %) fließen dadurch rund 1 Mrd. Pfund zu. Unter Berücksichtigung des Aktienrückkaufs im ersten Quartal summieren sich die Ausschüttungen an die Anteilseigner im ersten Halbjahr auf 32 Pence je Aktie.

Bleibt der Staat Aktionär?

Die unerwartet starken Geschäftszahlen ließen prompt die Forderung wieder laut werden, der Staat möge an seinem Anteil festhalten und weitere Dividenden einsammeln, um seine Verluste aus der Rettung des Instituts in der Finanzkrise zu verringern. Damals hieß Natwest noch Royal Bank of Scotland (RBS) und musste mit 46 Mrd. Pfund über Wasser gehalten werden. „Es wäre verrückt, unseren verbliebenen Anteil an Natwest zu verkaufen“, urteilte etwa der City-Kommentator des „Evening Standard“. Im Gegensatz zur Staatsbeteiligung an der Lloyds Banking Group, die vergleichsweise schnell abgebaut war, erwies sich der RBS-Anteil als schwer verkäuflich.

Natwest Group
Konzernzahlen nach IFRS
1. Halbjahr
in Mill. Pfund20222021
Erträge gesamt6 2195 141
Wertberichtigungen54683
Operatives Ergebnis2 6202 325
Nettoergebnis1 8911 842
Kernkapitalquote (%)14,318,2*
Leverage Ratio (%)5,25,9*
Bilanzsumme (Mrd.)807782*
*) per 31.12.2021Börsen-Zeitung
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