Gleichberechtigung

Noch 30 Jahre bis zur Parität

Bislang sind erst 32% der Führungspositionen in der britischen Finanzbranche mit Frauen besetzt. Einer Studie zufolge könnte es bis zur Parität drei Jahrzehnte dauern, wenn nicht Gas gegeben wird.

Noch 30 Jahre bis zur Parität

hip London

Geht es beim Aufstieg von Frauen in Führungsrollen der britischen Finanzbranche im aktuellen Tempo weiter, wird es drei Jahrzehnte dauern, bis die Parität er­reicht ist. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die von Amanda Blanc, der Chefin des Versicherers Aviva, in ihrer Rolle als Women in Finance Champion, die ihr im vergangenen Jahr vom Schatzamt verliehen wurde, in Auftrag gegeben wurde. Zwischen 2018 und 2020 erhöhte sich der Frauenanteil um lediglich einen Prozentpunkt – von 31 % auf 32 %. „Fortschritte bei der Gleichberechtigung der Geschlechter vollziehen sich in der Finanzbranche weiterhin in frustrierender Langsamkeit“, sagte Blanc. „Frauen, Un­ternehmen und die Gesellschaft können es sich nicht leisten, 30 Jahre zu warten, wenn wir das auch in zehn erreichen können.“

Sie stellte eine Reihe von Vorschlägen dazu vor, wie sich der Frauenanteil in den Chefetagen schneller vergrößern ließe. Dazu gehört die Idee, dass bei Stellenausschreibungen 50 % weibliche Bewerber in die engere Auswahl genommen werden müssen. Alle Stellen sollten flexibles Arbeiten ermöglichen, lautet ein weiterer Vorschlag. Gleiche Elternzeit für Väter ist ebenfalls ein Thema. Bislang werden von Firmen im Schnitt zwei Wochen angeboten, Müttern dagegen 20. Unternehmen sollen sich jedes Jahr klare Ziele für die Verteilung der Geschlechter in der Belegschaft setzen. Das Erreichen von Zielen für die Geschlechterparität soll in die Berechnung der Managervergütung einfließen. Und eine der Öffentlichkeit zugängliche Überblicksdarstellung soll in Echtzeit zeigen, wie weit ein Unternehmen beim Erreichen seiner Ziele schon gekommen ist.

Ausgearbeitet wurden die Vorschläge von der Women in Finance Charter Accountable Taskforce und Bain & Co. Mehr als 400 City-Institutionen haben sich der Women in Finance Charter angeschlossen, die 2016 als freiwillige Selbstverpflichtung zu einem höheren Frauenanteil an den Start ging. „Es ist entscheidend, dass wir jetzt Fortschritte machen und eine grundlegende Veränderung der Vertretung von Frauen über die Finanzbranche hinweg er­reichen“, sagte Nishma Gosrani, Partner in der Financial Services Practice von Bain & Co. „Der Ruf der Branche und ihre Fähigkeit, große Talente anzuziehen, stehen auf dem Spiel.“ Unter den CEOs gibt es derweil ein paar Frauen neben Blanc.  Alison Rose führt die schottische Großbank Natwest. Penny James ist CEO von Direct Line, Milena Mondini de Focatiis Chefin der Admiral Group. June Felix führt beim CFD-Anbieter IG Group die Geschäfte.