Nord/LB kehrt in Gewinnzone zurück
ste Hamburg
Dank leicht gestiegener operativer Erträge sowie der Auflösung von Risikovorsorge bei Immobilien- und Flugzeugkunden sowie im Bereich SPCO („Special Credit and Portfolio Optimization“), in dem Ende 2020 die interne Abbaueinheit SPO und das Sonderkreditmanagement gebündelt worden waren, hat die Nord/LB in den ersten neun Monaten anders als noch im ersten Halbjahr einen Gewinn verbucht. Allerdings traut sich die Landesbank auch rund vier Wochen vor Jahresschluss keinen genaueren Ergebnisausblick für das Gesamtjahr zu.
Der seit Anfang 2022 amtierende Vorstandschef Jörg Frischholz verwies bei der Vorlage der Neunmonatszahlen am Dienstag auf zuletzt weiter erhöhte Unsicherheiten im wirtschaftlichen Umfeld. „Angesichts dieser Unwägbarkeiten verzichten wir auf eine konkrete Prognose.“ Ziel sei es unverändert, im laufenden Geschäftsjahr ein besseres Konzernergebnis als 2021 zu erreichen. Dieses lag bei 19 Mill. Euro. Für die ersten neun Monate weist die Nord/LB noch einen im Vorjahresvergleich geringeren Nachsteuergewinn von 37 (i.V. 127) Mill. Euro aus.
Robustes Kreditportfolio
Die in Hannover ansässige Bank befindet sich nach ihrer rund 3,6 Mrd. Euro umfassenden Rekapitalisierung durch die Altträger sowie die Sparkassen-Finanzgruppe Ende 2019 weiterhin im Restrukturierungsmodus, forciert aber seit diesem Jahr wieder das Neugeschäft. Die positive Neugeschäftsentwicklung habe sich wie erwartet nun auch deutlich in der Gewinn- und Verlustrechnung bemerkbar gemacht, während sich das Kreditportfolio vor dem Hintergrund verschärften Krisenfaktoren „weiter robust“ zeige.
Die reguläre Risikovorsorge verlaufe unauffällig, erklärte die Nord/LB mit Verweis auf eine Auflösung von 97 (42) Mill. Euro nach den ersten drei Quartalen. Um auf mögliche Folgen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Kriegs vorbereitet zu sein, wurde vorsorglich eine Risikovorsorge von 351 Mill. Euro gebildet, die zuletzt verglichen mit dem Niveau Ende 2021 leicht zurückging. Nach einem Verlust von – 63 Mill. Euro im Halbjahr verbuchte die Nord/LB im dritten Quartal ein positives Ergebnis von 100 Mill. Euro.
Negative Bewertungseffekte im Zusammenhang mit dem Anstieg des allgemeinen Zinsniveaus und Pensionsverpflichtungen hatten vor allem zu Beginn des Jahres auf das Ergebnis gedrückt. So steht für die ersten neun Monate ein Ergebnis aus der Fair-Value-Bewertung von –69 (+174) Mill. Euro zu Buche – nach –137 (+92) Mill. Euro zum 30. Juni. Zugleich verweist das Institut auf positive Bewertungseffekte beim bilanziellen Eigenkapital, die den Effekt in der Erfolgsrechnung deutlich überkompensierten.
Während in den Kerngeschäftsfeldern den Angaben zufolge die Erträge um 21% und das operative Ergebnis um 60% zulegten, sanken die Verwaltungskosten des Instituts, das nach Umsetzung seiner noch bis 2024 laufenden Restrukturierung auf eine Eigenkapitalrendite von 7,5% und eine Aufwandsquote unter 50% kommen will, wie geplant um 2%. Vorstandschef Frischholz betonte, die erfreuliche Neugeschäftsentwicklung zeige, dass das Geschäftsmodell am Markt trägt.
Neugeschäft zieht an
Die Nord/LB erreichte unter anderem aufgrund des anziehenden Neugeschäfts im Neunmonatsvergleich einen um 3% auf 671 Mill. Euro erhöhten Zinsüberschuss. Nach dem kontinuierlichen Rückgang der wichtigsten Ertragsquelle aufgrund der planmäßigen Verkleinerung der Bank in den vergangenen Jahren sei „mittlerweile eine Gegenbewegung zu erkennen“. Der Ausbau des Neugeschäfts trug auch zum Anstieg des Provisionsüberschusses auf 112 (32) Mill. Euro. Daneben profitierte die Nord/LB aber auch von gesunkenen Gebühren für Finanzgarantien des mit aktuell 56,8% an der Bank beteiligten Landes Niedersachsen.
Gerald Heere (Grüne), seit Bildung der neuen rot-grünen Landesregierung vor wenigen Wochen Finanzminister und zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der Nord/LB, sagte, der deutliche Zuwachs des profitablen Neugeschäfts gehe in die richtige Richtung. „Die Position der Nord/LB als Bank der Energiewende und Transformationsfinanzierer weiterhin auszubauen, wird auch ihre nachhaltige Ertragskraft sichern.“ Nach den zu großen Teilen umgesetzten Kostenabbauprogrammen liege der Schlüssel für eine erfolgreiche Zukunft der Bank im Ausbau des Neugeschäfts in ihren angestammten Kernkompetenzen.
Nord/LB | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
9 Monate | ||
in Mill. Euro | 2022 | 2021 |
Zinsüberschuss | 671 | 652 |
Provisionsüberschuss | 112 | 32 |
Ergebnis aus Fair-Value-Bewertung | −69 | 174 |
Risikovorsorgeergebnis | 97 | 42 |
Verwaltungsaufwand | 665 | 669 |
Sonst. betriebl. Ergebnis | −75 | −35 |
Ergebnis aus Restrukt. und Transformation | 97 | 180 |
Ergebnis vor Steuern | 31 | 118 |
Konzernergebnis | 37 | 127 |
Aufwand-Ertrag-Rel. (%) | 100,8 | 84,6 |
Eigenkapitalrendite (%) | 0,6 | 2,3 |
Bilanzsumme | 120236 | 1146311 |
Kernkapitalquote (%)2 | 14,6 | 15,41 |
Beschäftigtenzahl3 | 3904 | 44261 |
1) zum 31.12.2021; 2) Fully-loaded CET1 Capital Ratio; 3) MitarbeiterkapazitätenBörsen-Zeitung |