Wachstum durch M&A

OLB will nach Fusion mit Degussa Bank mehr

OLB-Chef Stefan Barth hat nach der Degussa Bank-Fusion Wachstum durch weitere Transaktionen im deutschsprachigen Raum im Blick. Für den seit längerem im Raum stehenden Börsengang des Instituts aus Oldenburg könnte sich 2025 ein Zeitfenster öffnen. Die OLB, die bald unter EZB-Aufsicht stehen wird, sei bereit.

OLB will nach Fusion mit Degussa Bank mehr

OLB will nach Fusion mit Degussa Bank mehr

Vorstandschef hat weitere M&A-Transaktionen im Visier - Börsengang könnte 2025 Thema werden - Einzige Worksite-Bank verschwindet

OLB-Chef Stefan Barth hat nach der Degussa Bank-Fusion Wachstum durch weitere Transaktionen im deutschsprachigen Raum im Blick. Für den seit längerem im Raum stehenden Börsengang des Instituts aus Oldenburg könnte sich 2025 ein Zeitfenster öffnen. Die OLB, die bald unter EZB-Aufsicht stehen wird, sei bereit.

ste Hamburg

Die OLB sieht sich nach der am kommenden Wochenende anstehenden rechtlichen und technischen Fusion mit der Degussa Bank und dem Anfang 2025 erwarteten Übergang zur Aufsicht durch die Europäische Zentralbank (EZB) weiterhin auf Wachstumskurs. Größe spiele nach Überschreiten der für die EZB-Beaufsichtung relevanten Bilanzsummenmarke von 30 Mrd. Euro keine Rolle mehr, sagte OLB-Vorstandschef Stefan Barth am Mittwoch der Börsen-Zeitung anlässlich der Vorlage von Halbjahreszahlen. „Für uns sind M&A-Transaktionen ganz klar weiter auf dem Schirm.“

Zukäufe im Visier

Nach der im September 2022 angekündigten und Ende April abgeschlossenen Übernahme der Degussa Bank könne er sich weitere Transaktionen im deutschsprachigen oder angrenzenden Raum gut vorstellen, ebenso eine Bilanzsumme über 50 Mrd. Euro, erklärte der seit September 2021 amtierende OLB-Chef. Nach der fünften seit Formierung der neuen OLB im Jahr 2018 sei auch eine sechste oder siebte Transaktion denkbar. „Wir glauben, dass wir Synergien heben können.“ Mögliche Adressen nannte Barth nicht.

Er bekräftigte die Möglichkeit eines Börsengangs der OLB. Das zweite Halbjahr 2024 sei aufgrund der Integration der Degussa Bank keine Option. „2025 ist ein mögliches Zeitfenster“, sagte OLB-Chef. “Ich würde mich freuen." Er unterstrich, dass ein Börsengang von den Marktgegebenheiten und den Aktionären abhänge. Haupteigentümer der OLB sind Apollo Global Management, der Pensionsfonds Teacher Retirement System of Texas und die Investmentfirma Grovepoint.

Als gute Bank, die nicht an der Börse sei, müsse man immer börsenbereit sein. „Wir sind ready“, so Barth. Mit der Geschäftsentwicklung im ersten Halbjahr sei er sehr zufrieden. Per 30. Juni verbuchte das Institut einen im Vorjahresvergleich um 46% erhöhten Nachsteuergewinn von gut 153 Mill. Euro sowie eine Eigenkapitalrendite von 19,6 (i.V. 14,3)%. Allerdings verzerrt ein positiver Sonderfaktor das Bild: ein sogenannter Badwill von 74,4 Mill. Euro im Zusammenhang mit der Degussa Bank-Übernahme nach nachträglicher Kaufpreisreduzierung auf rund 201 Mill. Euro. Ohne Einmaleffekte infolge der erstmaligen Konsolidierung der Degussa Bank, die saldiert mit 29,5 Mill. Euro positiv ausfielen, landete die „normalisierte“ Eigenkapitalrendite bei 16,5%.

Zinsmarge verwässert

Die operativen Kosten erhöhten sich im ersten Halbjahr als Folge von Einmaleffekten um rund 39% stärker als die operativen Erträge, die um 13% zulegten. Die Nettozinsmarge rutschte - verwässert durch die Degussa Bank-Konsolidierung - auf 2,5 (2,7)% ab. Barth verwies auf 170 Degussa Bank-Vollzeitstellen, die mit der Fusion wegfielen, was per Anfang September zu einer Entlastung führen werde. Zudem erwartet die OLB unter anderem Einsparungen durch Kündigungen der Degussa Bank-Verträge bei IT, Kernbanksystem und Wertpapierplattform.

Die Kostensynergien beziffert die OLB mit insgesamt 50 Mill. Euro bis Ende 2025, davon sollen 15 Mill. Euro in diesem Jahr wirksam werden. Zur Ertragssteigerung sollen Gelder im Zusammenhang mit dem Einlagenüberhang der Degussa Bank in Geschäften mit höheren Margen angelegt werden. Barth, der auch auf eine günstigere Refinanzierungsbasis verwies, geht davon aus, dass sich bei Zinsmarge und Aufwandsquote 2025 deutliche Verbesserungen ergeben werden.

Von kommender Woche an wird die bislang vor allem im Nordwesten präsente OLB mit ihrer Marke an bundesweit 90 und damit an 50 weiteren Standorten vor allem im Westen und Süden Deutschlands präsent sein. Der rechtlichen und technischen Migration am kommenden Wochenende geht die Löschung der bundesweit einzigen Worksite-Bank aus dem Handelsregister voraus. Der Name der Degussa Bank verschwindet. Die OLB wolle mit einer 1 Million Kunden deutschlandweit weiter wachsen, so Vorstandschef Barth. Dafür sei besser, Marketing und Kampagnen-Management auf eine Marke auszurichten. Im Dezember will die OLB einen neuen Markenauftritt vorstellen.

Verlagerung von Filialen?

Wie stabil das Filialnetz auf Dauer ist, ließ Barth offen. Einige Filialen, die die Degussa Bank bislang für Beschäftigte auf dem Betriebsgelände von Partnerunternehmen führte, könnten in zugänglichere Innenstadtlagen umziehen. Zudem könnten die Standortzahl in Ballungszentren sinken und Filialen an Orten mit Potenzial eröffnet werden. An der dichten Präsenz mit rund 40 Filialen in der nordwestdeutschen Region werde man „auf absehbare Zeit“ festhalten, fügte der OLB-Chef mit Verweis auf eine loyale Kundschaft hinzu.

Durch den Erwerb der Degussa Bank hat sich die Kundenzahl der OLB um gut 300.000 Kunden erhöht. Mit knapp 1 Million Kunden zur Jahresmitte sieht sich das Institut bundesweit unter den 15 größten Universalbanken. Die Bilanzsumme der OLB lag zum 30. Juni bei 32,3 (i.V. 24,8) Mrd. Euro.

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